Garant für Münchens wirtschaftliche Zukunft oder Geldverschwendung und Lärmbelastung

Moosach · Moosacher Politiker über den Ausbau des Flughafens

Der Moosacher Stadtrat Alexander Reissl (SPD) wirbt für den Flughafenausbau. Fotos: ws

Der Moosacher Stadtrat Alexander Reissl (SPD) wirbt für den Flughafenausbau. Fotos: ws

Moosach · Moosacher CSU und SPD ziehen beim umstrittenen Flughafenausbau gemeinsam an einem Strang: Beide Parteien befürworten den Bau einer dritten Start- und Landebahn am Flughafen München im Erdinger Moos. In gut drei Wochen am Sonntag, 17. Juni, stimmen die Münchner beim Bürgerentscheid über das Projekt ab – auch Briefwahl ist möglich.

Die heiße Phase der Wähler-Mobilisierung hat begonnen. »Ja zur 3. Startbahn. Für ein starkes München. Für die Weltstadt mit Zukunft«, propagieren die Befürworter. Die Gegner halten dagegen: »Weltstadt mit Herz, ohne 3. Startbahn« ist ihr Motto. Der Moosacher Politiker Alexander Reissl, Chef der SPD-Stadtratsfraktion, fand in der vergangenen Woche beim »Treffpunkt Politik« des Moosacher SPD-Ortsvereins in der Gaststätte »Alter Wirt« klare Worte: »Die dritte Start- und Landebahn ist notwendig, um den Flughafen München weiter erfolgreich zu entwickeln. Er hat sich seit 1992 zu einem erstklassigen Wachstumsmotor entwickelt.« Der Airport war im Mai 1992 von Riem ins Erdinger Moos umgezogen. In den vergangenen 20 Jahren habe sich die Zahl der Fluggäste mehr als verdreifacht, von 12 Millionen Passagieren im Jahr 1992 auf aktuell 37,8 Millionen Flugreisende, berichtete Reissl. Die Zahl der Flugbewegungen habe sich in dieser Zeit verdoppelt. Die Prognosen von damals, dass der Airport wachsen werde, seien also eingetreten. Aktuell gehe man davon aus, dass im Jahr 2025 am Flughafen München 58,2 Millionen Passagiere zu erwarten seien. Im Übrigen sei bereits jetzt an sechs Wochentagen zu den Spitzenstunden (jeweils in der Zeit von 6 bis 10 Uhr und von 15 bis 19 Uhr) die Kapazität von 90 Starts und Landungen pro Stunde erreicht. Die dritte Start- und Landebahn wäre nach Reissls Angaben 4.000 Meter lang, 60 Meter breit und bräuchte eine Fläche von 871 Hektar. Die Kosten seien derzeit mit 1,2 Milliarden Euro kalkuliert. Die wirtschaftliche Situation der Flughafengesellschaft lasse erwarten, dass sie das Geld ohne Inanspruchnahme eines Bankkredites aufbringen könne, und zwar aus den laufenden Einnahmen und Überschüssen, betonte Reissl. Die Inbetriebnahme der dritten Piste sei im Jahr 2016 vorgesehen.

CSU stößt ins gleiche Horn

Auch die Moosacher Stadträtin Mechthilde Wittmann (CSU) ist für das Vorhaben: Wie ihr Rathauskollege Reissl weist auch sie ausdrücklich darauf hin, dass »die dritte Start- und Landebahn wegen der Kapazität des Flughafens dringend notwendig ist.« Zudem werde die ganze Stadt davon profitieren, und zwar in jeder Hinsicht: Insbesondere werde die Wirtschaft in der Landeshauptstadt florieren und es werde mehr Wachstum geben, prognostiziert Stadträtin Wittmann.

Gegner sehen keinen Bedarf

Die Münchner Startbahn-Gegner wollen das Projekt unter dem Motto »2 gewinnt« verhindern. Das Bündnis aus Parteien wie den Grünen und der ÖDP, aus Verbänden und Initiativen glaubt, dass die bestehenden zwei Start- und Landebahnen ausreichen. Die Kapazität des Airports sei längst noch nicht erreicht, entgegnet der Moosacher Stadtteilpolitiker Eberhard Ryba (ÖDP), Mitglied im örtlichen Bezirksausschuss. Der Flughafen München sei für 520.000 Starts und Landungen pro Jahr konzipiert und gebaut worden – 2011 seien es knapp 410.000 gewesen. »Wir haben für die Zukunft noch Luft«, ein Flughafenausbau sei also im Moment nicht notwendig. Zudem sei zu erwarten, dass das Flugbenzin teurer und damit auch das Fliegen auf Dauer teurer werde, so dass sich die Menschen nach günstigeren Alternativen umschauen würden. Aus diesem Grund sei dauerhaft keine Zunahme des Flugverkehrs zu erwarten, glaubt der ÖDP‘ler. Zudem gebe es wegen der Verteuerung des Flugbenzins Pläne, größere Flugzeuge zu bauen, weswegen künftig eine geringere Zahl an Flügen zu erwarten sei, glaubt Ryba.

(Lärm-)Schutz für Menschen und Tiere

Durch den Bau einer dritten Start- und Landebahn würde außerdem mehr Fluglärm und mehr Abgase erzeugt. Davon wären künftig die Bürger in Moosach und im gesamten Münchner Norden stärker als bisher betroffen, befürchtet der Stadtteilpolitiker. München solle bleiben, was es ist: eine Weltstadt mit Herz. »Nur höher, schneller und weiter, das würde das kaputt machen«, so Ryba. Durch das Vorhaben werde außrdem ein knapp 1.000 Hektar großes Vogelschutzgebiet vernichtet. Er bezweifelt zudem stark, dass es bei den veranschlagten 1,2 Milliarden Euro bleiben wird. Dies sei nur »die günstigste Rechnung«. Erfahrungsgemäß würden bei solchen Projekten die kalkulierten Kosten überschritten und es werde noch ein dicker Batzen hinzukommen. Der Moosacher Lokalpolitiker schlägt vor, das viele Geld statt in den Flughafenausbau in Verbesserungen für den öffentlichen Nahverkehr in der Landeshauptstadt zu stecken, etwa für U- und S-Bahn, sowie in den Wohnungsbau. Weitere Informationen und Argumente für und gegen den Bau der dritten Start- und Landebahn findet man im Internet unter www.ja-zur-3.de sowie unter www.keinestartbahn.de. Wally Schmidt

Artikel vom 30.05.2012
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