TC Grün Weiss Luitpoldpark in: Start der zweiten Bundesliga

Schwabing · Boris Becker? Out!

Tennis, Tennis und noch mal Tennis: Luba Schifris (l.) und Julia Thiem spielen beim TC LUPO in der zweiten Bundesliga.	Foto: Sylvie-Sophie Schindler

Tennis, Tennis und noch mal Tennis: Luba Schifris (l.) und Julia Thiem spielen beim TC LUPO in der zweiten Bundesliga. Foto: Sylvie-Sophie Schindler

Schwabing · Boris Becker? Das war einmal, der ist schon längst out. Fragt man den heutigen Tennisnachwuchs, so ist oft von Roger Federer die Rede. Auch Julia Thiem ist begeistert von dem Weltklassespieler.

»Der ist ein echtes Vorbild«, sagt sie. Dabei gilt die hübsche Blondine bei ihrem Verein TC Grün-Weiss Luitpoldpark längst selbst als Vorbild. »Viele unserer Mädchen orientieren sich an Julia«, verrät Vereinssprecherin Hilde Jonasz. »Sie ist unsere persönliche Miss Bundesliga.« Mit ihrem Ehrgeiz hat es die 21-jährige Studentin tatsächlich weit gebracht.

Im Einzel gewann sie in der vergangenen Saison ein Match nach dem anderen. Und bereits seit dem Start am 13. Mai kämpft sie jetzt mit dem Schwabinger Kader wieder in der zweiten Bundesliga Damen mit. Ziel ist der Klassenerhalt. »Wir sind optimistisch und bestens gerüstet«, kündigt Julia Thiem an. Gute Nachrichten gleich zum Auftakt: Endlich gibt es wieder eine Nord- und eine Südliga mit jeweils sieben Mannschaften. Was den TC Grün-Weiss Luitpoldpark, auch ­LUPO genannt, besonders freut. »Vier Jahre lang haben wir uns unermüdlich für die Rückkehr zu einer zweigeteilten Bundesliga Damen eingesetzt, es war überhaupt nicht leicht, das durchzubringen«, sagt Mannschaftsführer und Präsident Jochen Laaß, der zudem auch Bezirksvorsitzender des Tennisbezirks München ist. »Wir dürfen also ruhig stolz sein, denn diese Veränderung ist in erster Linie uns zu verdanken, vor allem unserer hartnäckigen Hilde Jonasz.« Die Zweiteilung werde die Vereine sowohl wirtschaftlich als auch organisatorisch entlasten. Zudem könnten nun im Norden wieder namhafte Vereine wie etwa der Rochus Club und der Club an der Alster teilnehmen.

Im Süden könne der direkte Nachbar, der Münchner Tennis- und Turnierclub (MTTC) Iphitos, als Nachrücker die Liga auffüllen. »Das wird eine Spielsaison mit vielen Lokalderbys und interessanten Heimspielen«, so Laaß. Insbesondere freue man sich auf die Derbys gegen zwei Augsburger Vereine, eines davon ein Lokalderby. Weil man nicht mehr quer durch Deutschland reisen muss, um dabei zu sein, rechnet der Präsident in dieser Saison mit gesteigertem Zuschauerinteresse, erwartet werden wesentlich mehr Mitglieder und Freunde, die die Damen anfeuern. Bei den Heimspielen seien gleichzeitig immer auch die Herren in der Bayernliga auf der Anlage. »Das garantiert zusätzlich eine großartige Tennis-Stimmung.«

Der Kader mit 16 jungen Damen unter LUPO-Trainer Marc Herter stellt sowohl die erste Mannschaft in der zweiten Bundesliga als auch die zweite Mannschaft der Bayernliga. Unter den Spielerinnen sind neben Julia Thiem auch Luba Schifris, Julia Stamatova, Hannah Reich, Eva-Maria Hoch und Alissia Gleixner. »Der TC Grün-Weiss Luitpoldpark bleibt seiner Linie treu: Die fünf Neuzugänge im Kader sind ausschließlich bayerische oder in München wohnhafte Spielerinnen«, so die Sprecherin der zweiten Liga, Hilde Jonasz. »Sieben unserer Kaderspielerinnen sind noch Jugendliche und werden hauptsächlich bei den zweiten Damen in der Bayernliga spielen. Alle diese Jugendlichen sind bereits unter den ersten 500 der Deutschen Damen-Rangliste.«

Wer spielt gegen wen?

Gegen wen nun werden heuer die Matches ausgetragen? Aus der eingleisigen zweiten Bundesliga von 2011 konnten neben dem TC Grün-Weiss Luitpoldpark weitere drei Mannschaften aus dem Süden die Klasse halten: Skiclub Ettlingen, TC Schießgraben Augsburg und TC Augsburg Siebentisch. Aufsteiger aus der Regionalliga ist der TC Amberg am Schanzl. Aufgefüllt wurde die Staffel mit dem Zweitplatzierten des Aufstiegs-Spiels Blau-Weiß Ludwigshafen. Gegen den MTTC Iphitos wird am Donnerstag, 17. Mai, zum Schläger gegriffen. Wie bei allen Matches geht es um 11 Uhr los. Das Auftaktspiel am Sonntag, 13. Mai, gegen den Skiclub Ettlingen endete mit einem knappen 5:4-Sieg für den TC Grün-Weiss Luitpoldpark. Jochen Laaß glaubt unerschütterlich an die jungen Damen.

Kampfgeist und eine makellose sportliche Einstellung der Spielerinnen seien der Schlüssel zu weiterem Erfolg. »Die Damen der zweiten Bundeliga sind das Aushängeschild unseres Vereins«, so der Präsident. Alle bewältigen ihr Training neben Schule oder Studium, Julia Thiem trainiert zehn Stunden pro Woche, Luba Schifris sechs Stunden. »Wir halten uns außerdem zusätzlich fit«, erzählen sie. Immer am Ball bleiben heißt also die Devise. Trotzdem, so Lehramtsstudentin Julia Thiem: »Das Studium hat eindeutig Vorrang.« Gleich danach aber gibt es nur eines: Tennis, Tennis und noch mal Tennis. »Ich mag diesen Sport einfach«, so die 21-Jährige. »Mir gefällt, dass mein Ehrgeiz angestachelt wird. Jeder Wettbewerb reizt aufs Neue«, fügt Luba Schifris hinzu.

100 Tennisvereine gibt es münchenweit. Der Schwabinger TC Grün-Weiss Luitpoldpark wurde 1931 gegründet, zehn Jahre später wurde eine Holzbaracke mitten im Luitpoldpark zur Heimat des Vereins. Er gilt damals wie heute als sehr familiärer Club, man kennt sich untereinander, die Mitglieder rennen die Bude ein. Gut 700 sind es aktuell. Fast so viel wie in den Boom-Zeiten als noch Boris Becker das Tennis-Zepter in Händen hielt. Kaum war seine Ära vorbei, flachte in vielen Vereinen das Interesse erheblich ab, ein Großteil verlor rund ein Viertel seiner Mitglieder. »Bei uns gab es diese Flaute zum Glück nie«, so Laaß, »unsere Beliebtheit ist ungebrochen.«

Irrtum der Stadträte

Dabei gab es mal eine ganz andere Prognose. Als am 5. Juli 1965 endlich der Pachtvertrag über 25 Jahre unterschreiben werden konnte, unkten die meisten Stadträte: »Seien Sie zufrieden, wenn Sie einen Vertrag bis 1989 bekommen. Nach dieser Zeit wird die Bevölkerung von Schwabing kein Verständnis mehr haben, dass in dieser Parkanlage Tennis gespielt wird.« Wie heißt es so schön – »Irren ist menschlich«. Sylvie-Sophie Schindler

Artikel vom 15.05.2012
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