Ausnutzung der Grundwasserwärme in Eching ideal

Eching · Geothermie: »Ein Geschenk der Erde«

»Die Geothermie ist ein Geschenk der Erde«, so Sylvia Jung von den Bürgern für Eching mit dem Geologen Thomas Müller-Saulewicz. 	Foto: Sabina Brosch

»Die Geothermie ist ein Geschenk der Erde«, so Sylvia Jung von den Bürgern für Eching mit dem Geologen Thomas Müller-Saulewicz. Foto: Sabina Brosch

Eching · »Aufgrund der geologischen Voraussetzungen ist in Eching die Grundwasserwärmenutzung ideal«, so der Referent Thomas Müller-Saulewicz, den die Initiative »Bürger für Eching«, eingeladen hatte, um über das Thema »Erneuerbare Energien, was ist in Eching sinnvoll?« zu informieren.

Der Geologe vom Echinger Büro für Geotechnik und Umweltfragen ging dabei auf die Nutzung der Erdwärme mittels Grundwasserwärmepumpen oder Erdwärmesonden ein. Für BfE Sprecherin Sylvia Jung muss »gerade das ausführlich behandelte Thema Grundwasserwärmenutzung zum Aufruf an die Politik führen, unsere Potenziale vor Ort zu erkennen und den Menschen auch zur Verfügung zu stellen. Ich weiß, dass ich mich wiederhole, wenn ich sage: Politik ist eine Bringschuld.«

Laut Müller-Saulewicz befindet sich eine rund 20 Meter dicke Kiesschicht mit immensen Wasservorräten, die Wassertiefe beträgt 16 Meter mit einer jahreszeitlichen Schwankung von ein bis zwei Metern bei einer Temperatur zwischen neun und zwölf Grad. »Unterschieden wird in zwei Arten von Geothermie, der oberflächennahen mit einer Bohrtiefe bis maximal 100 Meter. Hierfür gibt es zwei Anwendungsformen, die Grundwasser-Wärmepume sowie die Erdwärmesonde. Das zweite Verfahren ist die Tiefen-Geothermie, hiervon spricht man bei Bohrungen, die tiefer als 100 Meter sind«, so Müller-Saulewicz. Das Thermalwasser kommt aus dem Malmkarst (Jura), das ist ein Kalkgestein in einer Tiefe von 1700 bis 2000 Metern mit Spalten, in denen sich Wasser gesammelt hat. Entnahmemengen sind nicht limitiert, möglich sind Entnahmemengen von 30 bis 100 Litern pro Sekunde.

Während in Garching und Unterschleißheim das Wasser eine Temperatur von 80 bis 85 Grad Celsius hat, ist in Eching ist mit einer Temperatur von 70 bis 75 Grad Celsius zu rechnen. Das ist die Grenze der Nutzbarkeit. Das noch von Grund auf zu planende Baugebiet »Eching West« jedoch sollte nach Meinung des Experten mit dem Augenmerk auf die reichlich und leicht zugängliche Energiequelle Grundwasser untersucht und konzeptionell entwickelt werden. Als dezentrale Versorgungseinheit und in Kombination mit Photovoltaik oder solarthermischen Anlagen werde die Grundwasserwärmenutzung zu einem in sich autarken Energiekreislauf, »hier könnte Eching eine Vorreiterrolle einnehmen«. Einwänden wie: »Was ist, wenn die Heizung ausfällt?«, sei entgegenzuhalten, dass man zwei oder drei Brunnen für eine Siedlung schlagen könnte, zusätzlich noch einen Reservebrunnen. Die Ausfallzeit bei einer Störung wäre nicht länger als bei einer Öl- oder Gasheizung. Auch für die Wärmepumpen gibt es Servicetechniker, die schnell vor Ort sind, zudem könne vorsorglich ein Heizstab im Boiler integriert werden, der bei Ausfall das Wasser erwärmt. »Eine Optimierung ist dann noch die zusätzliche Installation einer Photovoltaikanlage mit einer Großbatterie, die den Strom speichert. Die Wärmepumpe läuft so lange, bis die Batterie leer ist. Erst dann wird Strom vom Netz genommen. Die Hersteller geben mittlerweile schon 15 Jahre Garantie auf die Batterien, die etwa so groß wie ein Kühlschrank sind.«

Jedoch herrschen im Gemeindegebiet Eching unterschiedliche geologische Voraussetzungen. In Dietersheim etwa betrage die Kiesschicht nur noch rund fünf Meter, die Wassertiefe etwa 50 Zentimeter, was für eine Wärmepumpe schon problematisch sei. Müller-Saulewicz zeigte jedoch auf, dass bei einem Bauherrn im neuen Baugebiet Dietersheim Nord-West dennoch eine Grundwasserwärmepumpe installiert wurde, die seit nunmehr zwei Jahren gut arbeitet. Der Stromverbrauch betrage bei dem Einfamilienhaus lediglich 300 Euro pro Jahr. »Für ein großes Baugebiet ist aber in Dietersheim zu wenig Grundwasser vorhanden«, so der Ingenieur. In Günzenhausen wiederum ist eine Grundwasserbohrung nicht möglich. »Hier gibt es die Alternative der Erdwärmesonde. Es erfolgt eine Bohrung bis zu 100 Meter in die Erde. Durch das Rohrsystem wird Sole, Glykol oder CO2 gepumpt, das die Wärme aufnimmt und nach oben befördert.« Erneuerbare oder auch regenerative Energien, sind  per Definition »Energien aus Quellen, die sich entweder kurzfristig von selbst erneuern oder deren Nutzung nicht zur Erschöpfung der Quelle beitragen. Sie sind ein Geschenk der Erde an uns, das es sinnvoll zu nutzen gelte«, schloss Jung von den Bürgern für Eching. bb

Artikel vom 15.05.2012
Auf Facebook teilen / empfehlen Whatsapp

Weiterlesen





Wochenanzeiger München
 
Kleinanzeigen München
 
Zeitungen online lesen
z. B. Samstagsblatt, Münchener Nord-Rundschau, Schwabinger-Seiten, Südost-Kurier, Moosacher Anzeiger, TSV 1860, ...