Albrecht Ackerland zum Münchner SamstagsBlatt über plötzliche Feindseligkeit einzelner Wurschterl

München/Giesing · Thema der Woche: Ein trauriges Vorkommnis

München/Giesing · Was soll jetzt daran traurig sein? Lächerlich ist das – auf den ersten Blick: Da tut jemand in dicken Pinselstrichen seine arme Meinung kund. Und das soll nun jemand jucken?

Die Sprüche von der „Diktatur Fußball“ und dem „Fußball Lärm“, die raus aus Giesing sollen, zeigen erst mal nicht mehr, als dass da ein armes lächerliches Wurschterl am Werk ist, und sich nicht anders zu helfen weiß, als mit Parolen die Anschlagstafeln von Sechse vollzumalen.

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Trotzdem macht mich die Nachricht traurig. Weil ein jedes Wurschterl mich traurig macht. Im Fall von der Spielvereinigung 1906 macht mir dieses Wurschterl richtig Sorge. Da ist ein Verein, der seit mehr als Hundert Jahren einem Viertel Leben einhaucht, der zurzeit an die Dreihundert Kindern und Jugendlichen Platz für ihren Sport und für ihr halbes Leben gibt, der dafür sorgt, dass auch noch ein grünes Platzerl frei ist zwischen Friedhof und klammdichter Wohnbebauung und für den eine Vielzahl an Menschen in Ehrenämtern ihre Freizeit hergeben, da ist also dieser Verein, dem plötzlich die Feindseligkeit buchstäblich hingepinselt wird. Von vermutlich einem einzigen Wurschterl.

Ich habe nur leider die Sorge, dass so ein Wurschterl mit seinem Gefangensein nicht alleine ist, sondern sein Leid mit Menschen teilt. Ein Leid, das es fertig bringt, zu entstehen, weil Kinder sind, wie Kinder sind, weil Kinder überhaupt da sind, weil es andere wagen, nicht zusammenzubrechen vor den Vorgaben eines heiligen Feiertags, weil ein Gockel kräht oder eine Kuhglocke dumpf klingt oder das Schwein stinkt.

Was mir aber gewaltig stinkt, sind Menschen, die ihre Probleme so wenig in den Griff bekommen, dass sie gegen das Normalste der Welt zu Felde ziehen. Nämlich gegen andere Menschen, gegen Lebewesen und Tatsachen, die das tun, was sie schon immer oder zumindest sehr lange getan haben. Die das in einer Gegend tun, von der bekannt ist, dass genau das Tun der Gegend Charme verleiht. Ein Charme, weswegen die Wurschterl vielleicht sogar hingezogen sind.

Das Traurigste ist die Bedrohung, die immer mal wieder zur Tatsache wird: Wenn jemand was kaputtmachen will, dann schafft er das auch. Irgend etwas wird am Ende immer zerstört sein – und wenn es dieser jemand selbst sein wird. Dabei wäre eigentlich alles so schön einfach. Das ist traurig.

Artikel vom 11.05.2012
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