Innenstadtkrankenhäuser weichen für »Portalklinik«

Zentrum · Kampf ums Kleinod

Martin Ruckert (l.) und Florian Florack kämpfen mit dem BA etwa darum, den Park der Frauenklinik für die Öffentlichkeit zu erhalten.	Foto: scy

Martin Ruckert (l.) und Florian Florack kämpfen mit dem BA etwa darum, den Park der Frauenklinik für die Öffentlichkeit zu erhalten. Foto: scy

Zentrum · Schreckgespenst Luxuswohnungen: Fällt nun bald auch das Gebäude der legendären Frauenklinik an der Maistraße in die Hände privater Investoren? Entstehen in dem denkmalgeschützten Komplex Wohnflächen mit den üblichen hohen Münchner Mietpreisen?

»Das wäre sehr naheliegend«, befürchtet Martin Ruckert von der CSU-Fraktion im Bezirksausschuss Ludwigsvorstadt-Isarvorstadt (BA 2). Denn fünf Kliniken in der Innenstadt stehen vor einem Umbau: das Haunersche Kinderspital, die Chirurgie an der Nußbaumstraße, die Poliklinik, die Hals-Nasen-Ohren-Klinik an der Pettenkoferstraße – und eben die Frauenklinik an der Maistraße. Die Krankenhäuser werden geschlossen, stattdessen wird eine »Portalklinik« bis zum Jahr 2017 an der Ecke Nußbaum-/Ziemssenstraße entstehen. Was etwa nun mit dem Gebäude der Frauenklinik geschehen soll, ist noch unklar. Ob und an wen der Freistaat Bayern zum Verkauf entschlossen ist, ist noch nicht durchgesickert. Doch der BA 2 will nicht warten, bis das Kind in den Brunnen gefallen ist.

Er kümmert sich jetzt schon darum, zu retten, was zu retten ist. Gemäß einem Antrag der CSU-Fraktion in der Bezirksausschusssitzung Ende April macht er sich aktuell beispielsweise dafür stark, den begrünten Innenhof der Frauenklinik weiterhin für die Öffentlichkeit zu erhalten. »Wir wollen für dieses Kleinod kämpfen. Das parkähnliche Gelände verfügt über einen wertvollen Baumbestand und ist ein wertvoller Erholungsraum mitten in unserer Stadt«, so Ruckert. Fraktionskollege Florian Florack pflichtet bei: »Es gibt nun mal nicht so viel Oasen zwischen Theresienwiese und Isar, da können wir doch nicht einfach zuschauen, wenn Grünflächen zu verschwinden drohen.«

Das Anliegen ist im Antrag klar formuliert. Unter anderem heißt es dort: »Die Erfahrung zeigt, dass beim Verkauf des Geländes an einen privaten Investor der Verlust des Parks im Innenhof nicht mehr aufzuhalten ist.« Eine realistische Möglichkeit, den Innenhof als öffentliche Parkanlage zu erhalten, sieht der BA 2 deshalb darin, schon vor dem Verkauf des Geländes eine Aufteilung in Randbebauung und Innenhof vorzunehmen. Der Innenhof solle als öffentliche Grünfläche neu gewidmet werden und entsprechende Wegerechte seien auf dem umschließenden Gelände einzutragen. Zum Verkauf stünde dann nur noch das umliegende bebaute Gelände. »Die verkäufliche Fläche wird so zwar reduziert, aber durch den öffentlichen Park im Innenhof stark aufgewertet«, so weiter im Antrag. So ließe sich mit nur maßvollen Abstrichen bei den Einnahmen eine für Stadt und Viertel gleichermaßen wertvolle Grünfläche erhalten. »Wir hoffen, dass wir Gehör finden und mit dem Investor entsprechend verhandelt wird«, so Ruckert. »Denn ­sobald an einen Investor verkauft ist, ist nichts mehr zu machen, dem können wir dann nicht reinreden. Dann wäre der Verlust des Parks wohl nicht mehr aufzuhalten.« Die Anlage einer Tiefgarage zum Beispiel, wäre mit dem kompletten Verlust des existierenden Baumbestandes verbunden. Weiter befürchtet Florack, dass zusätzliche Bauten errichtet werden und dann der Park reduziert würde auf einige privat genutzte Kleingärten.

Frauenklinik: der Stolz der Münchner

Die Frauenklinik wäre nicht das erste »Opfer«: In der Vergangenheit gab es bereits mehrere Flächen in öffentlicher Hand im Stadtbezirk, die nach einem Auslaufen der öffentlichen Nutzung privatisiert und von einem Bauträger einer neuen privaten Nutzung zugeführt wurden. »Es macht uns im Viertel sehr zu schaffen, dass die Entwicklung hin zu Luxuswohnungen ohnehin schon so stark ist«, so Ruckert. Im Fall Frauenklinik schmerze zusätzlich der Verlust. »Mit einem weinenden Auge sehen wir, dass die Frauenklinik wegzuziehen gedenkt«, sagt BA-2-Chef Alexander Miklosy (Rosa Liste). Immerhin steht das Gebäude seit bald 100 Jahren, seit 1916. Und für viele Münchner ist die Klinik laut Miklosy etwas Besonderes: Er hat Bürger schon mehrfach voller Stolz sagen hören: »Ist man in München geboren, ist das Sahnehäubchen drauf: Geburtsort in der Maistraße.« Das kann auch Florack bestätigen: »Unsere Familie hat einen starken Bezug zu diesem Ort: Hier wurden meine Mutter, meine vier Geschwister und ich geboren.« Eine Klinik mit internationalem Ruf – und architektonischer Schönheit: eine malerische Fassade, Treppenaufgänge und Säulen im Barockstil.

Was nun bringt die Zukunft?Laut Planungen soll die Frauenklinik je nach Fachgebiet verlegt werden: Die Gynäkologie kommt nach Großhadern, die Geburtshilfe zieht um in die neue Portalklinik. Mit diesem neuen großen Krankenhaus soll die innerstädtische medizinische Versorgung natürlich weiterhin garantiert werden. Dabei spielt aber nicht nur das Stadtviertel eine Rolle: »Wenn nahe an der Wiesn eine solche Einrichtung besteht, ist das zweifelsohne auch ein Stück Sicherheit«, so BA-Chef Miklosy. Mit ihren 200 Betten wird die Portalklinik allerdings ausschließlich auf kurzzeitige stationäre Versorgung ausgerichtet sein. Ist eine längere Behandlung notwendig oder eine aufwändige Operation, werden die Patienten nach Großhadern verlegt. Die Kosten für den fünfstöckigen Neubau liegen bei 90 Millionen Euro. Die Hälfte bringt die Uniklinik selbst auf, den Rest der Freistaat. Die neue Struktur soll vor allem zur Effizienz des gesamten Klinikums beitragen, Kosten sollen reduziert werden. Sylvie-Sophie Schindler

Artikel vom 08.05.2012
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