Einsatzberechnungen der Freiwilligen Feuerwehr Haar

Haar · Alarmierende Kosten

Das jüngste mobile Kind der Freiwilligen Feuerwehr Haar ist der 200.000 Euro teure Versorgungslastwagen.	Foto: FF Haar

Das jüngste mobile Kind der Freiwilligen Feuerwehr Haar ist der 200.000 Euro teure Versorgungslastwagen. Foto: FF Haar

Haar · Ob die Ölspur eines defekten Motors oder der Brand eines Dachstuhls – wird die alarmierte Freiwillige Feuerwehr Haar tätig, entstehen Kosten, die der Verursacher zu bezahlen hat.

Der Einsatzleiter erstellt einen Bericht, leitet diesen an die Verwaltung im Rathaus weiter, die dann eine Rechnung stellt. An diesen »Einnahmen« indes verdient die Kommune rein gar nichts, sie finanziert unter anderem damit Fahrzeuge und Gerätschaften der Floriansjünger vor. Im laufenden Etat kalkuliert Kämmerer Günter Rudolf mit einem Betrag von 20.000 Euro. 2009 wurden knapp 28.000 Euro verbucht, ein Jahr später waren es fast 30.000 Euro, 2011 sank der Betrag auf etwas mehr als 24.000 Euro. »Die Schwankungen erklären sich durch die Zahl der Feuerwehreinsätze«, begründet Rudolf die Summen. Um jeglichen Missverständnissen vorzubeugen, erklärte dazu Feuerwehrsprecher Karl-Heinz Bitzer: »Von diesen Geldern bekommen wir aber nichts«. Zum besseren Verständnis all dessen: Jährlich rücken die Feuerwehrler 250 bis 300 Mal aus, das Hilfespektrum reicht von Verkehrsunfällen über Großbrände bis hin zur Wache beim örtlichen Silvesterfeuerwerk oder der Präsenz bei der Künstlermeile.

Die Haarer Truppe der mehr als 100 Aktive – ihr offiziell Schutzgebiet genannter Arbeitsbereich gehört mit fast 1300 Hektar zu den größten im Landkreis München und umfasst zusätzlich zum Gemeindegebiet auch Abschnitte der Autobahn-Ostumgehung A99, die Bundesstraßen 471 und 304 sowie einen Teil des Gleisnetzes der Deutschen Bundesbahn zwischen München und Rosenheim – ist bestens ausgestattet. Sie verfügt über ein Dutzend Fahrzeuge sowie den Einsatzleitwagen des Landkreises, der in der Wache an der Vockestraße stationiert ist. Ein moderner Fuhrpark ist neben regelmäßigen Übungen und der Teilnahme an Fachlehrgängen der Mitglieder die Grundlage, um wirkungsvoll im Fall des Falles eingreifen zu können. Jüngstes mobiles »Kind« ist ein 200.000 Euro teurer Versorgungslastwagen, der seit Heilig Abend vergangenen Jahres einsatzbereit ist.

Der von einer Spezialfirma auf Basis eines MAN TGM 18-340 aufgebaute Laster hat eine Truppkabine, hinter der ein Kran aufgesetzt wurde, der zwischen 700 Kilogramm Hubkraft bei 17 Meter Ausladung bis zu 6,5 Tonnen Hubkraft im eingezogenen Zustand verfügt. Dazu kommen unter anderem eine Seilwinde, eine Greiferschaufel, ein »Notstromaggregat« sowie eine elf Quadratmeter große Ladefläche. Die Anschaffung des Lastwagens machte in der Gemeindeverwaltung eine Neukalkulation der Streckenkosten und Ausrückestunden bei einem Einsatz notwendig, die das Ortsparlament jetzt einstimmig mit Beginn zum 1. Juli absegnete. Pro Kilometer Fahrt werden ohne Kran 3,66 Euro, mit Kran 5,86 Euro fällig. Je Stunde Einsatz ohne Kran muss ein Verursacher 66,20 Euro, mit Kran 100,98 Euro berappen. »Das finde ich schon beachtlich, eine Kalkulation auf den Cent genau«, war der wirtschaftlich denkende, sinnvollen Investitionen dennoch stets aufgeschlossene Bürgermeister Dworzak bei der Tagung bass erstaunt und lobte seinen Finanzchef für die exakten Werte.

Ein Blick in die sperrig titulierte »Satzung über Aufwendungs- und Kostenersatz für Einsätze und andere Leistungen der Freiwilligen Feuerwehr Haar«, die minutiös über sechs Seiten alles auflistet, macht nüchtern klar, dass man froh sein kann, wenn die Feuerwehr einen nicht besuchen muss. Ein Kilometer Fahrt beispielsweise des Drehleiterwagens kosten nämlich 13,82 Euro, für den Kommandowagen sind 2,69 Euro fällig. Die Ausrückestunden der selben Fahrzeuge liegen pro Stunde bei 12,66 beziehungsweise 16,58 Euro. Mehr als zwei Dutzend Positionen umfasst der Bereich »Arbeitsstunden mit spezieller Ausrüstung«. Diese reichen vom Trennschleifereinsatz (acht Euro) über Rettungssäge (75 Euro) bis zur Wärmebildkamera für 125 Euro. Fast bescheiden dagegen sind die 20 Euro Stundenlohn der ehrenamtlich tätigen Helfer. Aufwändiger wird es beim Beseitigen einer Ölspur, was je nach Anfahrtsweg innerhalb der Kommune 138 oder 199 Euro und auf einer Bundesstraße 337 Euro kostet. All diese Faktoren machen klar, dass sowohl ein mutwilliger Fehlalarm wie auch ein ungewollter Fehlalarm privater Feuermelder und Brandmeldeanlagen durchaus kräftig ins Geld gehen können. ikb

Artikel vom 08.05.2012
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