Geothermie-Beratung im ehemaligen Bahnwärterhäuschen

Ismaning · Ruine jetzt ein Juwel

Andreas Hobmeier, Leiter der Gemeindeverwaltung und zugleich Geschäftsführer der WVI, im »Showroom« der Geothermie-Anlaufstelle.	Foto: ikb

Andreas Hobmeier, Leiter der Gemeindeverwaltung und zugleich Geschäftsführer der WVI, im »Showroom« der Geothermie-Anlaufstelle. Foto: ikb

Ismaning · Vor Kurzem noch in einem desaströsen Zustand, ist Ismaning nun um ein echtes Juwel reicher. Es liegt zentral, fast mitten im Ort: das Bahnwärterhäuschen direkt neben dem Eingang zur S-Bahn.

Kurz vor dem endgültigen Verfall hatte Andreas Hobmeier, Leiter der Gemeindeverwaltung, zusammen mit einem Kollegen schlechthin die Idee zur künftigen Verwendung. Seit einiger Zeit residieren nach der Renovierung in dem jetzigen Schmuckkästchen mit angebauter Terrasse an der Aschheimer Straße 10 das Vertriebsteam und die Beratungsstelle der Wärmeversorgung Ismaning (WVI) zum kommunalen Geothermieprojekt. Dabei werden mit umweltfreundlicher Heizwärme aus dem Innern der Erde Haushalte versorgt. Wer das gelb gestrichene Häuschen betrachtet, glaubt kaum, dass das einstige Oberhöller-Anwesen schon mehr als 100 Jahre alt ist. Die Zeichen der Zeit sind nicht mehr zu erkennen.

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Auch innen wurde kräftig Hand angelegt. Die Trennwände des Doppelanwesens wurden entfernt, Treppen und Geländer erneuert, Holzböden frisch poliert. Mehr als 300.000 Euro hat die Gemeinde für die grundlegende Sanierung aufgebracht, ein halbes Jahr dauerten die Arbeiten. Vor etwa 15 Jahren hatte Ismaning von der Bahn das heutige Juwel erworben, in dem einst die Bahnwärter wohnten. Über die Verwendung gab es im Lauf der Zeit diverse Vorschläge, bis im vergangenen Herbst nicht länger gewartet werden konnte. Es musste gehandelt werden, ehe nur mehr eine Ruine übrig geblieben wäre. Der Gemeinderat erkannte die prekäre Situation, bewilligte trotz der angespannten Finanzlage die Mittel.

Im Bahnwärterhäuschen erhalten Interessierte alle Antworten zur Geothermie. Werktags von 9 bis 11 Uhr ist Silvia Simmeth für Grundsätzliches ansprechbar, die Assistentin von Hobmaier, der in Personalunion auch als WVI-Geschäftsführer fungiert. Zusätzlich bietet das Vertriebsteam jeden Montag von 17 bis 20 Uhr einen »offenen Beratungsabend«. Die Mitarbeiter treten abschnittsweise nach und nach an die Bürger heran, vereinbaren Termine, erklären das technisch Notwendige und Machbare im jeweiligen Gebäude und schließen die Verträge. Bis Oktober sollen die ersten Haushalte mit der angezapften Wärme versorgt werden, erklärt Hobmeier. Bereits jetzt hängen 70 Anlagen, darunter das Seniorenwohnheim und das Hallenbad, am Netz. Sollte es wider Erwarten bei den Bohrungen zu Verzögerungen kommen – kein Problem. Die Versorgung sei gesichert, niemand müsse frieren. Die Häuser werden nämlich weiter mit Fernwärme aus dem BHKW, dem Blockheizkraftwerk, versorgt. Ist dann die Wärme aus der Erde verfügbar, »muss nur ein Hebel umgelegt werden«, versichert der WVI-Chef.

»Es läuft gut«, erzählt Simmeth, »jede Woche kommen 15 bis 20 Leute zu mir und informieren sich«. Wem die Theorie zu grau ist, wer vor Ort, auf dem Förderareal an der Mayerbacher Straße, sehen und mit Worten nachbohren will, wie es abläuft, der hat dazu Gelegenheit an den Dienstagen 15., 22. und 29. Mai sowie am 5. Juni von 17 bis 18 und von 18 bis 19 Uhr. Dann finden nämlich rund um den 36 Meter hohen Bohrturm Führungen für Einzelpersonen und Kleingruppen statt. Wer dabei sein will – »festes Schuhwerk« wird laut Einladung empfohlen, eine »eventuell notwendige Schutzausrüstung wird gestellt« – muss sich unbedingt anmelden unter Tel. 21 89 87 54 11 oder unter ssimmeth@wvi-ismaning.de. Wer die Führung verpasst, kann sich auch anders informieren lassen. »Vermutlich ab Juni gibt’s einen Newsletter«, so Hobmeier.

Der aktuelle Stand der Arbeiten

In der ersten Mai-Woche hatte der Meißel bereits die 1.000-Meter-Schallmauer bei der Bohrung – Ziel ist eine Tiefe von 2.500 Metern – durchbrochen. »Die letzten 400 Meter – es wird in Sektionen gebohrt – gelangen in knapp zwei Tagen«, erzählt der WVI-Geschäftsführer. Schon Mitte Juni sollen, wenn alles planmäßig verläuft, pro Sekunde etwa 70 Liter heißes Wasser mit erwarteten mehr als 80 Grad Temperatur aus der Tiefe der Erde sprudeln. ikb

Artikel vom 08.05.2012
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