Schule informiert über Cybermobbing

Erding · „Jeder kann Opfer werden“

Bruno Lux, Leiter der Schulberatungsstelle, informierte anschaulich über „Cybermobbing“. 	Foto: bb

Bruno Lux, Leiter der Schulberatungsstelle, informierte anschaulich über „Cybermobbing“. Foto: bb

Erding · „Mobbing ist Gewalt!“ und „jeder kann Opfer werden“, so lauteten die zentralen Aussagen von Bruno Lux, Leiter der Schulberatungsstelle Niederbayern.

Ende April veranschaulichte er in einem Vortrag vor Eltern und Schülern der Beruflichen Oberschule Erding (BOS) einerseits, wo Cybermobbing stattfindet und welche Gründe es dafür gibt. Andererseits zeigte er auch, wie man sich gegen jede Form von Cybermobbing schützen kann und welche Straftaten damit verbunden sind. Lux erläuterte, dass Cybermobbing vielfältige Ausprägungen haben kann: das absichtliche Beleidigen, Bedrohen, Bloßstellen oder Belästigen anderer mit- hilfe modernen Kommunikationsmittel – meist über einen längeren Zeitraum. Entweder im Internet in Form von E-Mails, Instant Messenger, wie beispielsweise ICQ, in sozialen Netzwerken, durch Videos auf Portalen oder per Handy mittels SMS oder lästige Anrufe. Oft handle der Täter anonym, sodass das Opfer nicht weiß, von wem die Angriffe stammen.

Großes Amüsement rief Lux‘ Einteilung des Publikums in „digitale Eingeborene“ und „Nutzer mit Migrationshintergrund“ bei den Zuhörern hervor. Schüler, die heute mit den sozialen Netzwerken aufwachsen, bezeichnete er „digitale Eingeborene“. „Eltern und Lehrer jedoch müssen sich die Nutzung des Internets und anderer neuer Medien erst mühsam anlernen. Die subsumiere ich daher in die Kategorie ‚Nutzer mit Migrationshintergrund‘“.

Cybermobbing beginne mit kleinen Gemeinheiten, es folgten systematische Attacken gegen die Opfer, Mitschüler, die hierbei zuschauen und nicht eingreifen, gäben bereits ihre Zustimmung. Meist handle es sich um üble Nachrede, Beleidigungen, Ausgrenzung aus Internetaktivitäten bis hin zu Eingriffen in den persönlichen Lebensbereich. Gerade der öffentliche Charakter des Web 2.0 und der sorglose Umgang mit persönlichen Daten öffne Mobbing Tür und Tor. Beim Cybermobbing biete sich alleine aus der Natur des Mediums ein Zugriff auf das Privatleben rund um die Uhr, mit einem unüberschaubaren großen Publikum. „Die Täter können meist versteckt und anonym agieren, zudem ist die Hemmschwelle wesentlich geringer“, so Lux. Opfer und Täter stünden sich ja nicht vis-à-vis gegenüber.

Erschreckendes brächten neue Studien zu Tage, etwa dass 80 Prozent der Eltern sich nicht für die Inhalte der Websites interessieren, die ihre Kinder besuchen. Und die jugendlichen Nutzer ihrerseits unterschätzten die psychischen und physischen Folgen von Mobbing auf das Opfer. Lux appellierte deshalb nachdrücklich an die Mitschüler, sich als stärkste Macht zu empfinden und Mobbingfälle durch Intervention aktiv zu beenden. „Jeder kann Opfer werden!“, betonte Lux und wies darauf hin, dass die passiven Mitwisser durch ihr Schweigen das Mobbing unterstützen.

Mit konkreten Tipps zur Gestaltung von ausgefallenen, aber sicheren Passwörtern und zur Bearbeitung von Privateinstellungen in sozialen Netzwerken, wie etwa bei Facebook, gab Lux den aufmerksamen Zuhörern praktische Hilfestellungen an die Hand, um sich selbst besser schützen zu können. Komme es zum Mobbing, sollten sich die Jugendlichen sehr schnell Eltern und Lehrern anvertrauen und dort um Hilfe bitten. Ausdrücklich forderte er auch die Schule auf, Mobbing als „Chefsache“ zu betrachten. Im Streben nach Anerkennung, vor allem aber nach „Macht“, liege meist die Begründung, wieso jemand zum Täter von Cybermobbing werde. „Prinzipiell lässt sich jedoch sagen, dass es kein einheitliches oder verlässliches Täterprofil gibt.“ bb

Artikel vom 03.05.2012
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