Himmelsleiter statt Aussichtsturm auf Mayr-Areal

Erding · Unerwartet Altlasten gefunden

Erding · „Für mich ist das nichts als ein Loch, in dem man unser Geld vergräbt“, meinte Johanna Heindl (UWE) zu den Planungen auf dem „Mayr-Wirt-Areal“ im Stadtpark.

Martin Rist, Landschaftsarchitekt des beauftragten Architekturbüros Narr-Rist-Türk in Marzling, stellte im Planungs- und Umweltausschuss die aktuellen Arbeiten auf dem von der Stadt angekauften, 1,5 Hektar großen Areal vor, das jetzt zur Insel in der Sempt werden wird. „Leider haben wir da auch größere Mengen an nicht erwarteten Altlasten gefunden“, berichtete Stadtbaumeister Sebastian Henrich. Bürgermeister Max Gotz beruhigte die Stadträte zunächst damit, dass sie und auch die Öffentlichkeit erst einmal abwarten sollten, wie sich der Stadtpark letztlich entwickle.

Eva Kolenda (SPD) hatte bemerkt, sie sei „erschüttert, wie viele Bäume auf der Insel und im Park schon gefällt wurden. Ich kenne das Gelände von vielen Schnitzeljagden in meiner Jugend sehr gut – aber das sieht wirklich schlimm aus!“ Gotz entgegnete, dass es vor der Mai-Sitzung für die Stadträte eine Führung durch den Park geben werde, damit sie sich ein Bild von den Arbeiten machen könnten. „Ich denke, dass sich die Dinge dann beruhigen werden. Schließlich pflanzen wir bei der Neugestaltung auch erheblich nach. Beim Schrannenplatz haben auch viele monatelang geschimpft, wie furchtbar der werde – und heute sind alle stolz auf einen der schönsten Plätze.“

Vergrabener Müll entdeckt

Zunächst musste aber Stadtbaumeister Henrich von unerfreulichen Entdeckungen berichten, die Arbeiter machten, als sie eine Zufahrtsstraße zum Mayr-Wirt-Areal errichten wollten und dazu den Oberboden abtrugen. „Auf einer Fläche von etwa 20 mal fünf Meter und in einer Tiefe von 1,20 m haben wir Hausmüll und kohlenstoffhaltige Produkte entdeckt, wie sie in Plastik, Fetten und Ölen enthalten sind. Untersuchung in einem Labor in München ergaben, dass wir das Material ordnungsgemäß entsorgen müssen. Doch was das kosten wird, kann ich noch nicht sagen, denn es kann ja sein, dass das noch nicht alles war“, konstatierte Henrich. Bürgermeister Max Gotz führte aus, dass damit keiner gerechnet habe. „Bezahlen muss die Entsorgung jedenfalls die Stadt, denn im Kaufvertrag sind die Entsorgung möglicher Altlasten nicht enthalten gewesen“, bestätigte Gotz auf Nachfrage von Hans Egger (Erding Jetzt).

Architekt Rist führte aus, dass der Stadtpark in den vergangenen Jahrzehnten ungestört wuchern konnte. „Wir hatten ein unübersichtliches Wegenetz, aufgrund fehlender Freiflächen nur eine eingeschränkte Nutzung und auch die ökologische Vielfalt fehlt, zudem ist das Sempt-Ufer stark in Mitleidenschaft gezogen.“ Als erste Maßnahme wurde der Wildwuchs gezielt beseitigt, um eine Lichtdurchflutung zu erreichen. Nun geht es um die Gestaltung des „Mayr-Wirt-Areals“ und die Errichtung von Sitzgelegenheiten am Flussknie mittels Sitzstufen. „Wir werden ganz im Norden eine Furt baggern, wodurch das Gelände zur Insel wird – erreichbar über die neue Brücke neben der S-Bahn. Auf den geplanten Römerturm im südlichen Teil verzichten wir, weil da die Sichtachse nicht mehr gepasst hat.

Dafür werden wir in der Mitte des Bogens eine treppenförmige ‚Himmelsleiter‘ errichten, die am Ende eine vier Meter hohe Aussichtsplattform über dem Fluss bietet“, erläuterte Rist. Allerdings gibt es beim Weg unter der S-Bahn-Brücke hindurch zur neuen Insel ein technisches Problem. „Da sich der Durchmesser der Sempt aus Hochwasserschutz-Gründen auf keinen Fall ändern darf und die Bahn uns sagte, wir dürften ihre Brücke auf keinen Fall bewegen oder etwas am Wall ändern, haben wir eine Lösung gebraucht für diesen Weg, da die Höhe zwischen Wasserspiegel und Brücke mit 2,10 m sehr gering ist“, erklärte Henrich. Daher werden Stahl-Spundwände in die Sempt gerammt und sichern so das Ufer und den Weg. Da die Eisenbahnbrücke ja nicht bewegt werden darf, ist hierfür eine schwimmende Spezial-Ramme erforderlich, die rund 150.000 Euro kostet. Für diese Lösung votierte das Gremium einstimmig.

Himmelsleiter trotz Widerstand beschlossen

Dem war nicht so bei der neuen „Himmelsleiter“. Trotz des Lobs durch Stadtbaumeister Henrich, die über dem Wasser befindliche Aussichtsplattform biete eine ganz neue, tolle Perspektive mit Blick über die Flussbiegung und in den Park, lehnte Johanna Heindl (UWE) diese ab. „Da oben sieht man nichts anderes als ein paar Büsche, sechs Meter Fluss und die S-Bahn – da bin ich dagegen!“ Heindl und ihre Fraktionskollegin Petra Bauernfeind lehnten die Himmelsleiter daher ab, der restliche Planungs- und Umweltausschuss stimmte jedoch zu. bb

Artikel vom 03.05.2012
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