Aschheim kämpft mit Nachbarn für ein neues Gewerbegebiet

Aschheim/Ismaning · Streit um Kreisstraße

Die M 3, die zur Erschließung des Gewerbegebiets dienen soll, ist »keine Privatstraße«, mahnt Aschheims Bürgermeister Helmut J. Englmann.	Fotos: ikb/Archiv

Die M 3, die zur Erschließung des Gewerbegebiets dienen soll, ist »keine Privatstraße«, mahnt Aschheims Bürgermeister Helmut J. Englmann. Fotos: ikb/Archiv

Aschheim/Ismaning · Die Beziehungen zwischen den Nachbarn Aschheim und Unterföhring sind momentan eher frostig. Der Grund ist die »29. Flächennutzungsplanänderung« Aschheims, die Ausweisung von nahezu 50 Hektar neuer Gewerbeflächen, um akuten und künftigen Bedarf fürs örtliche Gewerbe zu decken.

Einen geharnischten Protestbrief schrieb daraufhin Unterföhrings Bürgermeister Franz Schwarz (SPD), der sich vor allem wegen »unerträglicher und zusätzlicher Verkehrsbelastung« auf der Kreisstraße M 3 Sorgen macht. Diesen und das Urteil »rücksichtslos« des Ismaninger Gemeinderats konterte CSU-Bürgermeister Helmut J. Englmann, verwahrte sich gegen die Vorwürfe und stellte klar: »Die M3 ist keine Privatstraße!« Mehr als 400.000 Quadratmeter, ungefähr ein Areal von fünf Dutzend Fußballfeldern, »liegen unmittelbar an der östlichen Grenze Unterföhrings und sollen wohl überwiegend über unser Gemeindegebiet und die M 3 erschlossen werden. Nach heutiger Einschätzung werden wir auf keinen Fall einer Erschließung dieser Gewerbeflächen über unser Gemeindeareal zustimmen«, wettert Schwarz.

Auch die Lokalpolitiker in Münchens tangiertem Stadtteil Bogenhausen lehnen die Pläne einhellig ab: »Die Gewerbeflächen sollen in Nachbarschaft zum geplanten Nordost-Park gesetzt werden. Und sie liegen zudem direkt im regionalen Grünzug. Daher ist das Vorhaben als äußerst kritisch anzusehen«. Schwarz fährt in einem offenen Brief an das Landratsamt, die Regierung von Oberbayern, die Gemeinde Ismaning und die Presse schwere Geschütze auf: »Die M 3 wurde in erster Linie zur Entlastung unserer Ortsdurchfahrt geschaffen. Die Kreisstraße hat sich dann schnell als Parallelstrecke der A 9 als Zufahrt zum Flughafen München entwickelt. Sie (Anm. d. Red.: Helmut J. Englmann) haben am 16. Oktober 1984 in unserem Rathaus gesagt ›Die Gemeinde Aschheim braucht und wünscht sich die M 3 nicht‹. Als Sie merkten, dass sich bei der Planfeststellung die Straße nicht verhindern ließ, kaufte sich Aschheim mit einem Grundstück auf Unterföhringer Flur ein. Dies war die Trumpfkarte, um eine Änderung der Trassenführung mit einem Schwenk zu den Mühlen in Aschheim und mit Überführung der A99 zu erreichen«.

Englmann schildert die Sachlage aus seiner Sicht, erläutert die Entstehung der Kreisstraße, stellt klar, dass vor 30 Jahren zur Verkehrsentlastung von Unterföhring wie Ismaning »eine sinnvolle Umgehung« mit Anschluss zum Feringasee konzipiert wurde, die sich aber als undurchführbar erwies. Deshalb sei die Planung auf Aschheimer Flur erfolgt. »Nur gegen diese für die Wohnbevölkerung Aschheims sehr belastende und völlig unakzeptable Trasse hat sich damals die Gemeinde gewandt. Das wurde in Ihrem (Anm. d. Red.: Franz Schwarz) Brief bedauerlicherweise nicht erwähnt.« Aschheim habe stattdessen »die jetzige M 3-Trasse im Mühlenbereich mitgetragen« und 1992 zwecks »baldiger Realisierung und zur Verhinderung einer Klage 2,5 Hektar Grundstücke auf der Gemarkung Unterföhring erworben«.

Aschheims Bürgermeister kann Unterföhrings Empörung nicht verstehen, zumal Aschheim im Gegenzug schon lange den Verkehr aus der Nachbargemeinde ertragen müsse. Englmann klagt: »Der relativ geringe Verkehr aus Aschheim auf der M 3 belastet Unterföhring kaum. Der erhebliche Verkehr zu und von den Unterföhringer Gewerbegebieten belasten die M 3 wie auch die Anschlussstellen und die Wohnbereiche Aschheim und Dornach sehr«.

Und weiter heißt es in dem Brief an Schwarz: »Die M3 ist keine Privatstraße Unterföhrings, Aschheim kann seine Flächen ebenso anbinden. Und die Gemeinde wird im nächsten Schritt zur Flächennutzungsplanung reduzierte Flächen an der B 471 bzw. M 3 ins Verfahren geben, die von Firmen – keine Speditionen – aus Aschheim realistisch benötigt werden«. Die Entscheidung liegt nun beim Regionalen Planungsverband. Sollte die Behörde das Mammutvorhaben genehmigen, bliebe Unterföhring im Kampf um die M 3 – eventuell in Verbund mit Ismaning – letztendlich nur der Klageweg. ikb

Artikel vom 30.04.2012
Auf Facebook teilen / empfehlen Whatsapp

Weiterlesen





Wochenanzeiger München
 
Kleinanzeigen München
 
Zeitungen online lesen
z. B. Samstagsblatt, Münchener Nord-Rundschau, Schwabinger-Seiten, Südost-Kurier, Moosacher Anzeiger, TSV 1860, ...