Gründung des Regionalverbandes für Freizeitreiter und -fahrer in Neufahrn

Neufahrn/Eching · Per Pferd durch die Natur

Andrea von Kienlin, hier mit dem Pferd Rodado, warnt eindringlich: »Wanderreiten macht süchtig!«	Foto: VFD

Andrea von Kienlin, hier mit dem Pferd Rodado, warnt eindringlich: »Wanderreiten macht süchtig!« Foto: VFD

Neufahrn/Eching · Vergangene Woche gründete sich der Regionalverband der Freizeitreiter und -fahrer (VFD) für die Landkreise Freising, Dachau und Pfaffenhofen. Initiatorin ist Andrea von Kienlin.

Sie ist ausgebildete Wanderrittführerin, hat selbst zwei Pferde und auch den Neufahrner Stammtisch für Pferdefreunde vor sechs Jahren ins Leben gerufen. »Zum einen ist die Wanderreiterei groß im Kommen und wird immer beliebter, andererseits leiden wir beim Reiten in der freien Natur immer stärker unter Einschränkungen und Reglementierungen«, erläutert von Kienlin. »Ein Verein zu unserer Interessenvertretung ist daher wichtiger denn je.« Ihr Hauptwunsch ist, dass die Freizeitreiter der drei Landkreise näher zusammenrücken und sich persönlich kennenlernen. Zentraler Treffpunkt ist der Reiterstammtisch jeden ersten Freitag im Monat um 19 Uhr im Restaurant Dionysos im Echinger Gewerbegebiet. Hier haben die Pferdefreunde die Möglichkeit sich auszutauschen und gemeinsame Ausritte zu planen. Auch Fachvorträge mit Themen zum Umgang mit dem Partner Pferd, Ausrüstung und Planung von Wanderritten soll es geben.

Es begann vor fast 30 Jahren wie bei vielen kleinen Mädchen. Andrea von Kienlin verliebte sich als Kind in Pferde und nahm jede Gelegenheit wahr das Reiten zu erlernen. Mit dem Kauf des sechsjährigen Haflinger-Wallachs »Max« ging der Traum vom eigenen Vierbeiner dann in Erfüllung, ein paar Jahre später kam »Pedro«, ein grau-weiß gescheckter Criollo-Wallach, hinzu. »Seit vielen Jahren bin ich mit meinen Pferden unterwegs, ich genieße es durch die Landschaft auf Wegen abseits von Lärm und Stress zu reiten«, berichtet von Kienlin. Seit ihrer Ausbildung zur Wanderrittführerin vor acht Jahren organisiert sie auch für Menschen, die gerne mit ihrem eigenen Pferd einmal einen längeren Ausflug in die Natur machen möchten, Wanderritte in der Umgebung. Für einen Tag, übers Wochenende oder auch über mehrere Tage. In diesem Jahr steht wieder eine große Tour zum Gardasee auf ihrem Programm. Mit 13 Gleichgesinnten sattelt sie ihr Pferd und los geht es auf die 14-tägige Tour über die Alpen. Wanderritte würden immer beliebter werden, auf der Internetseite des VDF sind viele Strecken bereits eingestellt, auf denen die Reitwege eingezeichnet sind, oft auch mit dem Hinweis auf pferdefreundliche Gaststätten.

»Ich selbst sitze derzeit an einem Führer über die schönsten Reitstrecken und auch Gaststätten, Bauernhöfe und Übernachtungsmöglichkeiten, in denen man mit seinem Pferd Rast machen kann. Er soll beinhalten, welche Lokale eine Wiese oder Scheune haben, wenn man bei weiten Strecken auch mal übernachten will«, erläutert von Kienlin. Für das kommende Jahr plant sie mit anderen erfahrenen Rittführern auch für Nichtmitglieder des Vereins einen »kulinarischen Rundritt durch die drei Landkreise«, »da freue ich mich besonders drauf, das wird eine tolle Sache«. Derzeit hat sie zudem einen Flyer in Arbeit, in dem die wichtigsten Informationen zum Regionalverband, wie Ansprechpartner, Aktivitäten und Stammtische vorgestellt werden. Aber während die einen das Glück der Erde auf dem Rücken der Pferde sehen, fühlen sich Spaziergänger durch Pferdeäpfel oder Hufabdrücke gestört.

So konnten die Reiter früher ohne Probleme beispielsweise den Kranzberger Forst bei Freising durchreiten. Nach dessen Ernennung zum »Weltwald« hat der dortige Revierleiter die Zugänge mit Reitverbotsschildern versehen. »Seine Begründung war, dass die Pferde mit ihren Hufabdrücken die Wege kaputtmachen und dies für die Spaziergänger und Radfahrer nicht zumutbar wäre«, schildert von Kienlin. »Aber zum Glück gibt es in unserem Verein auch viele Rechtsanwälte, die nun erreicht haben, dass wir zumindest die Hauptwege wieder benutzen dürfen.« Denn schließlich sei ja in der Bayerischen Verfassung verankert, dass jeder ein Betretungsrecht der freien Natur habe, das gilt nicht nur für Fußgänger, sondern auch für Reiter. Kienlin versteht nicht, wieso die Freizeitreiter in der Bevölkerung und auch bei den Landwirten so ein schlechtes Image hätten und auf Ablehnung stießen. »Das Pferd ist doch ein wichtiger Bestandteil unseres Lebens. Gerade in der Landwirtschaft wird es als Arbeitstier eingesetzt, in der Forstwirtschaft ist es in für Maschinen nicht zugänglichem Gelän-de immer noch ein unabdingbarer Helfer. Man darf auch seine Bedeutung für die Post- und den Handelsverkehr vor der Schiene und dem Auto nicht vergessen.«

In Neufahrn und Umgebung können die Wanderreiter ihrer Leidenschaft noch relativ ungehemmt frönen, der Weg direkt an der Isar und auch der Hochwasserdamm sind aber tabu. Hier gilt bereits seit Jahren ein absolutes Reitverbot. Die Reiter weichen auf Trampelpfade und Feldwege aus, »bisher geht das aber sehr gut«, so Kienlin. Der VFD ist eine der größten Interessengemeinschaften für das Reiten und Kutschenfahren in der freien Natur. »Mit über 5000 Mitgliedern zählt der Landesverband in Bayern zu den stärksten in Deutschland und setzt sich besonders für das ungehinderte Reiten und Fahren im Gelände ein, und das wird auch 2012 unser wichtigstes Ziel bleiben«, erklärt von Kienlin. bb

Artikel vom 30.04.2012
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