Die Berliner Recycling Volleys behalten die Nerven und gewinnen mit 3:2 in Unterhaching

München/Unterhaching · Generali Haching verpasst den Meistertitel knapp

Die Berliner Recycling Volleys haben den Titel verdient.  Dennoch: Im Finale hat das glücklichere Team gewonnen.	 Foto: Verein

Die Berliner Recycling Volleys haben den Titel verdient. Dennoch: Im Finale hat das glücklichere Team gewonnen. Foto: Verein

München/Unterhaching · Die Hachinger Volleyballer fühlten sich am Sonntag wie im falschen Film. »Mir kommt es immer noch so vor, als wäre gerade der Matchball«, sagte Generali-Kapitän Max Günthör einige Zeit nach dem Abpfiff.

Zuvor hatte er auf dem Boden gelegen, den Kopf auf einen Ball gelegt, und minutenlang an die Decke gestarrt. Was sich davor abgespielt hatte, wie die Hachinger den ersten Meistertitel in der Vereinsgeschichte verspielt hatten – die Drehbuchautoren Hollywoods hätten diese Geschichte nicht dramatischer schreiben können. 14:12 hatte Generali im alles entscheidenden fünften Satz geführt. Zwei Matchbälle. Doch statt dem Sieg: Nervenflattern. Vier Punkte für Berlin. Aus der Traum. Trainer Mihai Paduretu, der Jahr für Jahr trotz namhafter Abgänge eines der besten deutschen Teams formiert, war zunächst überhaupt nicht ansprechbar. Wie gelähmt konnte und wusste er diese bitteren Augenblicke nicht zu verdauen. Mit etwas Abstand gab er später zu Protokoll: »Eine größere Enttäuschung gibt es für einen Spieler oder Trainer nicht, als wenn man trotz 14:12 im Tiebreak verliert.«

Aber, und das zeichnet den Hachinger Erfolgs-Coach aus, er bewahrte Größe, gratulierte den Berlinern zum Triumph, ihrem vierten nach 1993, 2003 und 2004: »Die BR Volleys sind ein würdiger Meister.« Aber auch seine Hachinger wären ein würdiger Meister gewesen. Insgesamt war es ein würdiges Finale, an Spannung natürlich nicht zu überbieten. »Für Volleyball-Deutschland war das sicher schön. Ein Finale mit fünf Spielen, mit fünf Sätzen im letzten Spiel«, sagte denn auch Günthör, »aber uns tut das Ganze nur weh im Herzen.« Für Christian Dünnes, in der abgelaufenen Saison vielleicht der beste Hachinger, wertete diese Niederlage gar die gesamte Spielzeit ab: »Ein, zwei Punkte entscheiden, ob es die beste Saison der Vereinsgeschichte war oder eine Saison unter ferner liefen. Das ist eine Riesenenttäuschung.« Unterhachings Bürgermeister Wolfgang Panzer, der im Verlauf des ersten Satzes in die mit 1512 Zuschauern ausverkaufte Generali Sportarena gekommen war, versuchte die Profis aufzumuntern. »Man muss auch erstmal Vizemeister werden.« Rathauschef Panzer hofft auf eine Fortführung der Generali-Erfolgsgeschichte. »Das ist großartig für so eine kleine Gemeinde wie uns. Hier muss alles stimmen. Die Sponsoren müssen dahinter stehen, Trainer und Funktionäre müssen harmonieren. Da hat alles gepasst«, lobt er die Leistung, die in dieser Saison gezeigt wurde. Und das soll auch in Zukunft so sein.

Hachings Zuspieler Branislav Skladany, der sich nach der Partie noch auf dem Feld das Trikot vor Wut zerriss, blickte noch im Moment der bitteren Niederlage nach vorne, er ist einer der Akteure, die bereits einen Vertrag für die kommende Spielzeit besitzen. Sein Fazit: »Wir müssen jetzt versuchen, es nächste Saison besser zu machen.« Besser geht es eigentlich nur mit Titeln. Schließlich erreichte Haching das Pokalfinale (unterlag dort gegen Friedrichshafen), das Finale um die Meisterschaft, gab in der Champions League auch international seine Visitenkarte mit ansprechenden Leistungen ab. Libero Sebastian Prüsener, der von der »schlimmsten Niederlage in meinem ganzen Leben« sprach, hoffte am Sonntag auf eine schnelle Verarbeitung der negativen Gefühle. »Vielleicht geht es Anfang der Woche schon wieder.« Ging es freilich noch nicht. Das wird noch einige Tage oder Wochen dauern. Dann aber werden die Hachinger versuchen, den nächsten Film zu schreiben – an dessen Ende soll es kein Drama geben, sondern endlich den ersehnten Erfolg. J. Lüdeke

Artikel vom 25.04.2012
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