Gräber und Siedlungsreste ausgegraben

Grünwald · Funde, aber keine Sensationen

Auch auf dem Gelände des künftigen Gymnasiums wurden Grabfunde getätigt.	Foto: Schunk

Auch auf dem Gelände des künftigen Gymnasiums wurden Grabfunde getätigt. Foto: Schunk

Grünwald · Auf geschichtsträchtigem Boden werden in Zukunft die Schüler des geplanten Grünwalder Gymnasiums büffeln und pauken. Bei den derzeit durchgeführten archäologischen Untersuchungen wurden Siedlungsreste sowie etliche Gräber entdeckt.

Nachdem auf dem nebenan gelegenen Gelände, wo die Parkgarage gebaut wurde, bereits zahlreiche Artefakte zum Vorschein kamen, war bereits im Vorfeld klar, dass wohl auch auf dem Areal der künftigen Schule Funde gemacht werden. »Schon im Februar konnten wir die Grasnarbe und den Humus soweit entfernen, dass die Archäologen an die Arbeit gehen konnten«, berichtete Stefan Rothörl, Grünwalder Bauamtsleiter. Inzwischen wurden mehrere Kreisgräben, also Umfassungsgräben ehemaliger Grabhügel, sowie Reste von Siedlungen entdeckt. »Es sind sowohl Körper- wie auch Urnengräber zum Vorschein gekommen«, berichtete Archäologe Stefan Biermeier von der Firma SingulArch, die die Ausgrabungen leiten. Wie er erläuterte, wurden auf dem Gelände über 1.000 Jahre lang von der Bronzezeit bis zur Eisenzeit immer wieder Bestattungen vorgenommen. In den Zwischenzeiten standen dort aber auch Bauernhöfe.

Nachweisbar sind Siedlungsspuren zirka zwischen 1.200 bis 300 vor Christus und Gräber zwischen 1.500 und 700 vor Christus. Die Menschen damals lebten nicht über Jahrhunderte am selben Platz, sondern verlegten ihre kleinen Dörfer und Gehöfte alle zwei bis drei Generationen. Denn innerhalb dieses Zeitraums waren die einfachen Holzhäuser marode geworden und die Böden nicht mehr so ertragreich. Daher lohnte sich ein Umzug um einige Kilometer, um wieder erleichterte Lebensbedingungen zu haben. Dementsprechend wurde das Areal im Lauf der Jahrhunderte nicht durchgängig, aber immer wieder als Siedlungsraum oder Begräbnisstätte genutzt. Typischer Fund mit einer Datierung in die ältere Hügelgräberbronzezeit ist das Grab eines jungen Mannes. In der lehmigen Verfüllung des Grabes haben sich leider nur noch wenige Skelettreste erhalten, die jedoch immerhin auf eine gestreckte Rückenlage des Toten schließen lassen. Nach dem Profil der Grabgrube zu urteilen, das eine wannenförmige Verformung aufweist, könnte es sich um eine Beerdigung in einem Baumsarg gehandelt haben.

Als Grabbeigaben konnten die Archäologen einen viernietigen Dolch und eine zirka 13 Zentimeter lange Gewandnadel aus Bronze freilegen. »Wir haben auch etliche Urnenbestattungen gefunden«, meinte Biermeier. Dabei handelt es sich um Urnen aus Keramik, in die der so genannte Leichenbrand gegeben wurde. Dies sind die Überreste von Knochen, die nach der Verbrennung der Leiche von den Angehörigen eingesammelt und in die Urne gelegt wurden. In manchen Fällen lag neben der Urne auch noch Geschirr als Grabbeigabe, damit die Toten im Jenseits Gäste bewirten konnten. Nach derzeitigem Stand wird es durch die archäologischen Untersuchungen zu keinen Verzögerungen im Bauzeitenplan kommen. hol

Artikel vom 23.04.2012
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