Viele berühmte Persönlichkeiten liegen auf dem Moosacher Westfriedhof

Moosach · Historischer Gottesacker

Peter Lippert von der Friedhofsverwaltung vor der kleinen Kreuzigungsgruppe auf dem Westfriedhof.	Foto: Wally Schmidt

Peter Lippert von der Friedhofsverwaltung vor der kleinen Kreuzigungsgruppe auf dem Westfriedhof. Foto: Wally Schmidt

Moosach · Rund 41.000 Gräber, darunter das von Bernhard Borst, dem Erbauer der Moosacher Vorzeige-Siedlung Borstei an der Dachauer Straße, gibt es auf dem Westfriedhof. Bei einer Führung am Freitag, 25. Mai, erfährt man viel Interessantes über diesen Münchner Großfriedhof.

Treffpunkt für den zweistündigen Rundgang ist um 14 Uhr am Haupteingang, Baldurstraße 28, am U-Bahnhof Westfriedhof. Die Teilnahme ist kostenlos. Anmeldung unter Tel. 23 19 93 25. »Der Westfriedhof war für die Moosacher Bürger gedacht und sollte die Bevölkerung des Münchner Westens abdecken.« Das berichtet Peter Lippert, Leiter der Betriebsabteilung der städtischen Friedhöfe München. Der Westfriedhof wurde 1898 wegen des großen Bedarfs an Gräbern angelegt, 1920 erweitert und ist Münchens zweitgrößter Friedhof. Er grenzt zwar direkt an den Stadtbezirk Neuhausen-Nymphenburg an, liegt aber vollständig auf Moosacher Gebiet. Die monumentalen Friedhofsgebäude nach den Plänen des Architekten Hans Grässel wurden im Jahre 1902 fertig gestellt. Unter der Aussegnungshalle liegt die einzige unterirdisch begehbare Grabanlage im ganzen Stadtgebiet. Die Krypta ist öffentlich zugänglich und es gibt dort Bestattungsplätze für Urnen und Särge.

Ganz in der Nähe der Aussegnungshalle hat ein berühmter Moosacher, Senator Bernhard Borst (1883 – 1963), seine letzte Ruhestätte gefunden. Die mächtige Steinfigur, die dort aufgestellt ist, sei frisch renoviert, berichtet Lippert und kommt ins Schwärmen: »Es ist ein schönes Grab.« Noch dazu sei es an einer ganz prominenten Stelle des riesigen Friedhofs gelegen, im sogenannten Forumsbereich, direkt hinter der Aussegnungshalle. Borst ist denn wohl auch einer der prominentesten Moosacher Bürger: Er erbaute in den Jahren 1924 bis 1929 auf der Ostseite der Dachauer Straße ein großzügiges und anspruchsvolles Wohnquartier mit 77 Häusern, 773 Wohnungen, Gärten, Innenhöfen und einer Ladenstraße. Die Häuser sind meist ockerfarben, efeubewachsen, mit Sprossenfenstern und weißen Holzfensterläden. In den großen Innenhöfen und entlang der Wohnstraßen findet man zahlreiche Brunnen, Plastiken, Reliefs und Wandmalereien. Bernhard Borst, der selbst mit seiner Frau Erna und seinen Kindern in der Borstei wohnte, wirkte Zeit seines Lebens an der Gestaltung der Gärten mit – als Mäzen und Kunstsammler.

Friedhofsexperte Lippert lobt die Siedlung und verwendet dabei ein Zitat von Borst selbst: »So suchte ich die Wohnfrage zu lösen. Das Schöne des Einfamilienhauses mit dem Praktischen einer Etagenwohnung zu verbinden.« Die Siedlung steht längst unter Denkmalschutz und wurde über die Grenzen Deutschlands hinaus bekannt. Landeshauptstadt, Freistaat und Bund ehrten Borst mit Ehrenmünzen, Verdienstorden und Verdienstkreuz. Nur zwei Jahre nach seinem Tod hat die Stadt München außerdem die Verdienste des Baumeisters an Ort und Stelle hervorgehoben und eine Wohnstraße nach ihm benannt, die »Bernhard-Borst-Straße«.

Auf dem Westfriedhof gebe es auch eine sogenannte Moosach-Sektion, weiß die Bezirksausschussvorsitzende Johanna Salzhuber (SPD). Vor gut 100 Jahren seien die Familien des früheren Dorfes Moosach, auch die Gärtnerfamilien, in einem eigenen Bereich beerdigt worden.

Im Laufe der Jahrzehnte wurden auf dem Westfriedhof viele bekannte Persönlichkeiten beigesetzt. Hier befindet sich das Familiengrab von Soraya, genau Soraya Esfandiary Bakhtiari (1932 – 2001), ehemals iranische Kaiserin. Eine letzte Ruhestätte fanden in Moosach auch der Maler Franz von Lenbach (1836 – 1904), die Schlagersängerin »Alexandra« (1942 – 1969), der Volksschauspieler Maxl Graf (1933 – 1996), Sportreporter Eberhard Stanjek (1935 – 2001), Fernsehquizmaster (»Was bin ich?«) Robert Lembke (1913 – 1989) oder »Väterchen Timofei« (1894 – 2004), Erbauer der Ost-West-Friedenskirche auf dem jetzigen Olympiagelände.

So schön und imposant die alten Gebäude des Westfriedhofs an der Baldurstraße auch aussehen, so hat doch der Zahn der Zeit an ihnen genagt. »Die Friedhofsgebäude sind sanierungsbedürftig: Aussegnungshalle, Verwaltungsgebäude und Aufbahrungstrakt«, sagt Lippert. Er hofft, dass der Stadtrat noch im Jahr 2012 an das Baureferat den Projektauftrag zur Sanierung der historischen Bauten erteilt. Der Betriebschef der Münchner Friedhöfe wird selbst die Führung über den Westfriedhof leiten. Sie sei erst seit 2011 im Programm. Man habe vor einem Jahr erkannt, dass es auch im Münchner Nordwesten eine rege Nachfrage aus der Bevölkerung gebe und die Bürger ihre Friedhöfe kennen lernen wollten. Neben der Historie erhalten die Teilnehmer bei dem Rundgang zusätzlich auch Informationen zur Grabgestaltung, zu Grabarten, Grabsteinen, Gebühren und zum Thema Einäscherung. Früher sei im süddeutschen Raum die Erdbestattung Tradition gewesen, so Lippert. Doch inzwischen ließen sich in München weit über 50 Prozent der Menschen einäschern. ws

Artikel vom 17.04.2012
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