Kirche mit bewegter Geschichte im Herzen Milbertshofens

Milbertshofen · St Georg feiert ein doppeltes Jubiläum

Die St. Georgskirche prägt das Milbertshofener Stadtbild.	Foto: Pfarrei

Die St. Georgskirche prägt das Milbertshofener Stadtbild. Foto: Pfarrei

Milbertshofen · Die Gemeinde St. Georg Milbertshofen feiert ihr Doppeljubiläum »110 Jahre Pfarrei – 100 Jahre Stadtpfarrkirche« mit einer großen Festwoche vom 21. bis 29. April. Bereits ab Samstag ist eine Ausstellung zum Jubiläum zu sehen.

Offiziell eröffnet werden die Feierlichkeiten aber erst mit einem Festgottesdienst am Sonntag, ab 10 Uhr, gefeiert durch Weihbischof Engelbert Siebler. Danach gibt es täglich Feste, Gottesdienste, Vorträge und Führungen zur langen Geschichte der Gemeinde. Über Jahrhunderte gehörte St. Georg zur Pfarrei Peter und Paul Feldmoching. Die Bemühungen der Kolonisten in Milbertshofen, einen eigenen Seelsorger in ihrer Dorfkirche zu erhalten, ging erst nach hundert Jahren mit der Errichtung der Kuratie in Erfüllung. Der Kaplan in St. Ursula, Theodor Triebenbacher, wurde 1899 in der Pfarrei St. Georg Kurat. Mit der Pfarrgründung 1902 wurde er zum Pfarrvikar ernannt. Zwei Jahre später hatte die stetig anwachsende Pfarrgemeinde mit ihm seinen ersten Pfarrer.

Zur Erbauung einer neuen Vorstadtkirche gründete 1898 der Kunstmühlenbesitzer Ludwig Obermayer in Riesenfeld mit dem Feldmochinger Pfarrer Holzapfel den Kirchenbauverein Milbertshofen-Riesenfeld. Die künftige St. Georgskirche sollte den zeitgleich um 1900 entstandenen Münchner Vorstadtkirchen vergleichbar sein.

Ehrgeizige Pläne ließen sich nicht verwirklichen

Der königliche Distriktsschulinspektor Triebenbacher begann diese große Herausforderung anzugehen. Er gründete die »Münchner Vorortzeitung« und war unermüdlich in seinem Schaffen, das Projekt in die Tat umzusetzen. Die ebenfalls von ihm gegründete »Gesellschaft für christliche Kunst« schrieb 1905 für Kirche und Pfarrhof einen Architektenwettbewerb aus. Die Architekten Graf Felix von Courten und Otto Orlando Kurz gingen mit ihrem Vorschlag »Ave Maria« zusammen mit drei anderen Arbeiten von den 27 Einsendungen als Sieger hervor.

Der Anspruch, eine Stadtpfarrkirche mit 1.900 Sitzplätzen, gemessen an den vorhanden Geldmitteln, zu erbauen, konnte nicht verwirklicht werden. Der Förderer und Initiator Triebenbacher war am 30. November 1908 im Alter von 40 Jahren verstorben. Eine neuerliche Planung für 900 Sitzplätze scheiterte aus finanziellen Gründen. Überlegungen wurden laut, eine Notkirche zu errichten. 1909 beauftragte der Kirchenbauverein die Architekten Eduard Herbert und O.O. Kurz eine Umplanung für 600 Personen vorzunehmen. Noch im selben Jahr feierte man die Grundsteinlegung und im Dezember 1910 das Richtfest. Am 28. April 1912 weihte Erzbischof von Rettinger die, im süddeutschen Barockstil errichtete, neue St. Georgskirche ein. Bei der Einweihung der Kirche waren noch nicht alle Einrichtungen vorhanden. Zur Fertigstellung der Ausstattung brauchte man zusätzlich Spender und Gönner. So stiftete unter anderem Prinzregent Luitpold den neubarocken Hochaltar und die bayerische Staatsregierung das Deckengemälde des Vorarlberger Malers Franz Reiter.

Zerstörungen während des Krieges

1942 wurden die fünf Glocken aus Kanonenbronze der jungen Kirche beschlagnahmt und damit war das prächtige Geläut für immer verloren. Erst 1948 erhielt der 42 Meter hohe Turm wieder zwei Glocken, die 1957 mit der neuen »Georgsglocke« zum heutigen Geläut ergänzt wurden. Am 13. Juni 1944 zerstörte eine Sprengbombe die Alte St. Georgskirche. Weitere schwere Bombardements vernichteten das Umfeld um den Milbertshofener Platz. Die Detonationen verursachten erhebliche Schäden am Dach und Wänden der neuen Pfarrkirche. Das Deckengemälde, mit fünf Szenen aus der Legende des hl. Georg, wurde aufgrund des Wasserschadens unwiederbringlich zerstört.

Immer wieder Renovierung nötig

1963 bis 65 folgte die Umgestaltung des Kirchenraums im Sinne des II Vatikanischen Konzils. Die letzte Innen- und Außenrenovierung der Kirche war vor 30 Jahren geschehen. Die Wände waren verrußt, die Wasserschäden durch Kriegseinwirkung an der Decke noch nicht vollständig behoben, die Fenster nur behelfsmäßig verglast und an der Außenseite waren immer noch Mauerschäden von niedergegangen Sprengbomben vorhanden. Eine Renovierung war also dringend erforderlich. Im Zuge dieser Umgestaltung wurde die ursprüngliche Ausstattung durch eine Aufräumungs- und Zerstörungsaktion größtenteils entfernt. Das Deckengemälde war nach Ansicht der Kunstsachverständigen nicht mehr zu retten und wurde überstrichen. Die Weihe des neuen Hauptaltars durch Kardinal Julius Döpfner erfolgte im April 1965. Trotz späterer mehrmaligem Umgestaltungen ist die einstige Einheit des Kircheninneren bis in die heutige Zeit nicht annähernd ersetzt. erst 1980 wurde der spätgotische Flügelaltar aus der alten St. Georgskirche in die neue Kirche überführt. Das Landesamt für Denkmalpflege stimmte der provisorischen Aufstellung des wertvollsten Kulturwerks der Pfarrei nur unter der Bedingung zu, dass der Altar seinen angestammten Platz, nach dem Wiederaufbau der Alten St. Georgskirche, wieder erhält. Am 28. Juni 1981 weihte Weihbischof Ernst Tewes den neuen Volksaltar ein.

Wegen der starken Verschmutzung des unansehlich gewordenen Kirchenraums wurde von 2002 bis 2005 eine erneute Innenrenovierung durchgeführt. Die Neugestaltung erfolgte durch eine Teilerneuerung, wobei die bestehende liturgische Ordnung einzuhalten war Die Farbgebung des Kirchenraums wurde annähernd dem Originalzustand von 1912 angepasst. Der Einbau eines neuen Heizsystems sollte eine erneute Verschmutzung mindern. Der Münchner Künstler Dietrich Stalmann schuf das stark farbig abstrakte Gemälde mit übermalten Fotos des spätgotischen Flügelaltars auf der variablen Bilderwand im Chorraum.

Artikel vom 16.04.2012
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