Stadtwerke München bieten Kooperation und Untersuchung an

Hallbergmoos · Nun doch Windkraft in Hallbergmoos

Das »Beckermoos« ist die Konzentrationsfläche für Windkraftanlagen 	Foto: bb

Das »Beckermoos« ist die Konzentrationsfläche für Windkraftanlagen Foto: bb

Hallbergmoos · Fast eine Stunde mussten Bürgermeister Stallmeister und Amtsleiter Kestler im Gemeinderat erst einmal dafür werben, dass Dr. Bernhard Boeck von den Stadtwerken München (SWM) sein Windkraft-Konzept überhaupt vorstellen durfte.

Dr. Marcus Mey (CSU), Konrad Friedrich (SPD) und Klaus Gaßner (Einigkeit) wollten das Thema mit aller Gewalt verhindern – vergeblich. Und am Schluss stimmten alle Gemeinderäte einträchtig der Windkraft-Untersuchung im gesamten Gemeindegebiet durch die SWM zu. Allerdings kennt Boeck das bereits erstellte Gutachten der Gemeinde nicht.

»Wir haben schon zweimal über die Windkraft ausführlich diskutiert und zweimal darüber abgestimmt, dass wir als Gemeinde nichts in diese Richtung unternehmen! Jetzt wird uns heute versucht, durch die Hintertür dieses Thema wieder auf das Tablett zu legen. Warum? Wo sind denn die neuen Erkenntnisse? Wir haben schon 15.000 Euro für das Windgutachten ausgegeben und das kommt zu dem Ergebnis, dass Windenergie nicht wirtschaftlich ist bei uns!«, schimpfte Mey. Energisch widersprach ihm sofort Georg Schu (FW): »Das Gutachten hat keinerlei Aussagen zur Wirtschaftlichkeit gemacht, sondern lediglich Windgeschwindigkeiten und –mengen dargestellt.« SPD-Mann Friedrich bekräftigte: »Die SPD steht zur Windkraft – aber nicht bei uns in Hallbergmoos! Es gibt Standorte, die freuen sich über diese großen Anlagen, wir hier aber nicht. Daher weiß ich nicht, warum die Stadtwerke München einen Standort bei uns untersuchen?« Und Klaus Gaßner fragte sich, »warum die SWM, die genügend Flächen in München hat, jetzt im Umland ihre Anlagen aufbauen will.«

Amtsleiter Herbert Kestler führte aus, dass die Gemeinde auf ihrer beschlossenen Konzentrationsfläche eine Windkraft-Anlage (WKA) nicht verhindern könne: »Wenn einer da einen Propeller bauen will, dann darf er das sofort. Es gibt aktuell drei Antragsteller, die im Beckermoos eine WKA errichten wollen. Außerdem haben die Stadtwerke München großes Interesse daran, gemeinsam mit der Gemeinde weitere WKA-Standorte zu entwickeln. Das Risiko, also die Kosten der Untersuchung für das gesamte Gemeindegebiet, wie auch die Baukosten, tragen die Stadtwerke. Wir sollten uns das also wenigstens einmal anhören.«

München braucht die neuen Anlagen

Dr.Bernhard Boeck vom »Corporate Strategy & Management Department« der SWM erläuterte, dass die Stadtwerke vom Münchner Stadtrat den Auftrag hätten, bis zum Jahr 2025 sämtliche Energie der Landeshauptstadt regenerativ zu erzeugen. »Das schaffen wir nicht innerhalb der Stadtgrenzen, denn auch wir bauen nur Anlagen, die wirtschaftlich sind. Wir wollen keineswegs das Münchner Umland als ›Stromzapfsäule‹ missbrauchen, sondern streben eine Partnerschaft auf Augenhöhe bei vollkommener Transparenz über Kosten und Ertragslage mit der Kommune an. Wo der Strom erzeugt wird ist doch egal, er fließt ja doch in ein großes gemeinsames Netz ein.« Daher seien die SWM europaweit tätig, betreiben bereits 108 WKA auf dem Land (on-shore) und bauen aktuell 107 WKA im Meer vor der Küste (off-shore). »Die Gemeinde kann Windkraft nicht verhindern, aber sie kann beeinflussen wo die Anlagen gebaut werden und von wem«, argumentierte Boeck.

Der erste Schritt der SWM sei nach seinen Worten eine für die Gemeinde unentgeltliche Standortanalyse. »Da geht es auch darum, Verteilungskämpfe zu vermeiden«, erläuterte Barbara Huber von den SWM, denn zwei Gemeinden planten konkret je drei WKAs an den Gemeindegrenzen zu Hallbergmoos. »Ich weiß es von Ismanings Bürgermeister Sedlmair sicher, dass Aschheim seine WKA nördlich des Speichersees bauen will, da wollten eigentlich auch die Ismaninger hin. Da man die großen Propeller aber nicht zu nah aufeinander bauen kann, wird Ismaning nun also seine Anlagen in den Norden seines Gemeindegebiets bauen – und das ist genau da, wo auch wir unsere Konzentrationsfläche haben«, ergänzte Bürgermeister Klaus Stallmeister.

Gemeinde wäre voll eingebunden

»Ist die Standortanalyse erfolgreich und entscheidet sich die Gemeinde für eine Zusammenarbeit mit den SWM, dann bauen wir komplett auf unsere Kosten die Anlage – ohne Risiko für die Gemeinde, die aber zu 70 Prozent die Gewerbesteuern für die WKA erhält. Das ist dann zu 100 Prozent ein kommunales Projekt mit den Partnern SWM und Gemeinde, eventuell können auch Bürger daran beteiligt werden, ungern Genossenschaften, die sind zu unübersichtlich und kommen zu keinen Entscheidungen«, so Boeck.

Heinrich Lemer (FW) appellierte an seine Kollegen im Rat, die bislang gegen Windkraft gestimmt hätten, sich durch den »sehr kompetenten Vortrag umstimmen zu lassen.« Sebastian Hausler (CSU) hatte vor allem seine Fraktion im Blick, als er für die Windenergie warb. »Die Bundesregierung will Windkraft, die Staatsregierung auch, die SWM bieten eine kostenlose Untersuchung an, unser vorgesehenes Gelände ist schon gut erschlossen. Wir wollen doch alle weg von Öl und Atom, da können wir in Hallbergmoos doch nicht gegen die umweltfreundliche Energie Wind stimmen! Wir sollten eher mit Ismaning gemeinsam über mehrere Anlagen nachdenken.« Zur großen Überraschung des Bürgermeisters stimmte der Gemeinderat einstimmig dem Angebot der SWM zu und wird das erstellte Windgutachten als Datenbasis zur Verfügung stellen. bb

Artikel vom 16.04.2012
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