Franziska Göttle erzählt von ihrem Einsatz in Pakistan

Haidhausen · Ärztin ohne Grenzen

Franziska Göttle verließ Haidhausen, um Kindern in Pakistan zu helfen. 	Fotos: Pik Kwan Lee/MSF/js

Franziska Göttle verließ Haidhausen, um Kindern in Pakistan zu helfen. Fotos: Pik Kwan Lee/MSF/js

Haidhausen · »Ins Ausland wollte ich schon immer«, sagt Franziska Göttle. Nun hat sich die junge Medizinerin ihren Traum erfüllt. Von Haidhausen zog es die 30-Jährige in die pakistanische Provinz Belutschistan.

Neun Monate lang behandelte sie dort für die Organisation »Ärzte ohne Grenzen« Kinder und Neugeborene. Vor kurzem ist sie aus der Krisenregion zurückgekehrt. Beeindruckt habe sie bei ihrem Aufenthalt vor allem, »wie viel man auch mit einfachen Mitteln bewirken kann.« Bis vor wenigen Wochen gehörte die morgendliche Besprechung der Sicherheitslage zu Göttles Arbeitsalltag. Bombenexplosionen seien in dem Krisengebiet keine Seltenheit gewesen, erklärt sie. Auch sei es den Mitarbeitern aus Sicherheitsgründen nicht gestattet gewesen, sich außerhalb des Krankenhauses aufzuhalten, »einfach einmal über den Basar zu schlendern, war nicht möglich.«

Dennoch bekam die Ärztin tiefe Einblicke in das Land und das Leben der Menschen. Die Bedingungen für Familien seien »sehr hart«, Mangelernährung sei bei Kindern und Erwachsenen an der Tagesordnung. Häufig komme es zu Fehl- und Frühgeburten, auch Krankheiten, die in westlichen Industrieländern kaum noch zu finden seien, wie etwa Tuberkulose, seien ein Problem.

Die Kinderklinik der Organisation sei das einzige Krankenhaus im Umkreis von vielen Kilometern. Entsprechend groß sei der Zulauf: »Wenn viel los war, mussten wir oft zwei Kinder in einem Bett unterbringen.« Auch die beiden Brutkästen für Frühgeborene seien immer wieder doppelt belegt gewesen. »Die finanziellen Mittel sind begrenzt«, räumt Göttle ein. Ziel einer Nothilfeorganisation sei jedoch, mit wenig Geld möglichst vielen Menschen zu helfen. Für sie als Ärztin sei dies eine große Motivation: »Es war schön, zu sehen, wie Kinder mit Mangelernährung plötzlich wieder Lebensmut bekommen und lachen und spielen.«

Völlig anders als in Deutschland seien jedoch die Arbeitsbedingungen gewesen. Insgesamt sei die Region »zwar traditionell, aber nicht strikt«. Männer hätten zum Krankenhaus zum Beispiel nur nach Voranmeldung Zutritt gehabt: »Dann haben sich alle Frauen ein Kopftuch angezogen, ich auch.« Die Kommunikation mit den Patienten habe mit Übersetzern, im Notfall auch nonverbal stattgefunden. Zwar habe sie vor ihrer Abreise einen Kurs in der pakistanischen Amtssprache Urdu belegt, berichtet Göttle: »Aber das hat niemand verstanden, alle sprachen ihre eigenen Stammesdialekte.« Nun freue sie sich jedoch wieder darauf, sich direkt mit den Patienten austauschen zu können. Mittelfristig könne sie sich aber vorstellen, noch einmal für die Organisation ins Ausland zu gehen: »Solange ich noch keine Familie habe, würde ich das gern machen.« Julia Stark

Artikel vom 11.04.2012
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