Die Kinder einer verunglückten Künstlerin vollenden ihr Werk

Neukeferloh · In Memoriam

Julia und Fabian Wolf vollenden gemeinsam mit ihrer Schwester und Tante das Werk ihrer Mutter Helga Keller-Wolf.	Foto: Ka

Julia und Fabian Wolf vollenden gemeinsam mit ihrer Schwester und Tante das Werk ihrer Mutter Helga Keller-Wolf. Foto: Ka

Neukeferloh · Es war ihr Erkennungszeichen, nun findet es in Teilen Eingang in ihr bislang unvollendetes Werk: Das türkisfarbene Auto der unlängst tödlich in ihm verunglückten Künstlerin Helga Keller-Wolf arbeiten ihre Kinder in das von der Neukeferloherin begonnene überdimensionale Holz-Ei ein.

Sie vollenden das Werk ihrer Mutter ganz in deren Andenken und Sinne. Das Leben der 58-Jährigen endete tragisch. Genau einen Tag, bevor das Kunstwerk erstmals der Öffentlichkeit präsentiert werden sollte, verunglückte sie in ihrem heiß geliebten BMW bei einem Verkehrsunfall. Er war ebenso das Markenzeichen der beliebten Frau, wie ihre bunte Brille, überhaupt ihre Vorliebe für die Farbe Türkis, alle Blau-Töne und auch das Bemalen von Ostereiern. All dies wollte die Künstlerin auch in ihrem Werk für den Neukeferloher Skulpturenweg vereinen. Den Anstoß für diesen künstlerisch gezeichneten Weg quer durch die Gemeinde hat zu deren einhundersten Geburtstag (2009) Michael Hagen gegeben. »Kunst hat mich schon immer interessiert«, so der Polizeibeamte. Am Bretonischen Ring 2 hat er dank der Großzügigkeit von Andreas Aigner von der Wohnungs- und Bautreuhand-Verwaltungs- und Verwertungsgesellschaft mbH und Harry Schneider vom Vertriebs- & Musterbüro Technopark Grasbrunn, ein leer stehendes Ladengeschäft als Werkstatt für die Verstorbene organisieren können.

Hagen ist hier und bei Bürgermeister Klaus Korneder sowie später dem Gemeinderat offene Türen für Kunst im öffentlichen Raum und von heimischen Künstlern eingerannt. »Das war eine sehr reizvolle Idee«, schwärmt Korneder noch heute. Jedes der insgesamt fünf Kunstwerke unterstützt die Gemeinde mit 2.000 Euro, das erste ist von Rudolf Lorenz und steht hinter dem Rathaus. Zwei ineinander verschlungene Eisenringe symbolisieren »Unendliche Nähe«. Zum Anfassen, Erobern, Berühren lädt hingegen Keller-Wolfs Werk ein. Das 1,20 Meter lange und 90 Zentimeter breite Ei aus Fichtenholz hatte sie angefangen, mit kleinen, mosaikähnlichen Teilen aus Kacheln, Porzellan, Steinen, Ton und Glasmaterialien zu bekleben.

In diesem Sinne setzen nun ihre Kinder Fabian Wolf, Julia Wolf und Viola Bezold sowie ihre Schwester, Irene Blum, die Skulptur fort. »Es ist in seiner ganzen Art etwas, das dem ganzen Werk unserer Mutter entspricht«, so Fabian Wolf. Der 27-jährige spiegelt die Verbundenheit zu seiner Mutter bei der Vorstellung mit einem türkisfarbenen Hemd wider, seine Schwester Julia, Medizinerin, tut dies mit gleichfarbigem Schmuck. Und so liegt über dem auch etwas wehmütigen Termin zugleich auch eine Fortsetzung von Verbundenheit und Lebenswerk über den Tod hinaus. Voraussichtlich Anfang August wird das Oster-Ei fertiggestellt sein und dann zwischen Maibaum und Rodelhügel aus der grünen Wiese wachsen. Ka

Artikel vom 27.03.2012
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