Infoabend der Dorfener Grünen mit Gernot Vallentin

Dorfen · Zukunft liegt im Passivhaus

Architekt Gernot Vallentin. Foto: bb

Architekt Gernot Vallentin. Foto: bb

Dorfen · „Angesichts der ständig steigenden Energiekosten, muss jeder einzelne von uns in Zukunft weniger davon deutlich verbrauchen! Das beginnt beim Auto und Fliegen, setzt sich fort beim Einsatz von stromsparenden Geräten und der Ernährungsumstellung auf weniger Fleisch und regionale Öko-Lebensmittel.

Der größte Batzen beim Energiesparen ist aber ein perfekt wärmegedämmtes Haus – im Idealfall ein Passivhaus – und der Einsatz von Sonnenkollektoren statt veralteten Heizungsanlagen“, forderte der Architekt Gernot Vallentin im erneut aus allen Nähten platzenden Nebenraum der Dorfener Stuben. Eingeladen hatten die örtlichen Grünen im Rahmen ihrer Vortragsreihe zu „3 x 100% Erneuerbar“. Eckhard Engel, Sprecher der Grünen, erläuterte das Konzept ‚3 x 100% Erneuerbar – Energie für Dorfen‘. „Unsere Ziele, 100 Prozent Strom aus erneuerbaren Quellen bis 2015 und 100 Prozent erneuerbare Wärme bis 2030 sollen in Dorfen mit möglichst 100 Prozent regionalen Investitionen erreicht werden!“ Auch wenn jetzt alle von der Energiewende redeten – „wir haben in Dorfen noch nichts auf den Weg gebracht, erst Anstöße gegeben“, so Engel. Die aktuellen Pläne zur Photovoltaik-Förderkürzung kommentierte der Energieexperte der Grünen, Norbert Schertler. „Auch wir sind für eine Absenkung der Fördersätze, die aufgrund der sinkenden Kosten durchaus sinnvoll sind.

Aber doch bitte nicht so sprunghaft und unkalkulierbar wie jetzt geschehen. Diese radikalen Änderungen bringen vielen Handwerkern und Bauherren unnötige finanzielle Verluste. Völlig unverständlich ist, warum der Solarstromanteil bis 2018 auf unter 7 Prozent begrenzt werden soll und warum Vergütungen für Privatleute und kleine Anlagen kontinuierlich sinken. Die Offshore Windparks der großen Konzerne bekommen hingegen immer garantiert 15 Cent pro kWh und die teuren Seekabel gratis“, ärgerte sich Schertler. Bei einer solch üppigen Vergütung wären in Dorfen nicht nur Bürgersolarparks sondern trotz relativer Windarmut sogar Windkraftwerke rentabel. Der kürzlich für seine Verdienste um die Energieeffizienz mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnete Dorfener Architekt Gernot Vallentin stellte sein Passivhauskonzept vor. „Angesichts von ständig sinkenden fossilen Ressourcen und kontinuierlich steigenden Energiepreisen müssen wir alle weniger Energie verbrauchen oder diese einsparen.

Ein Schritt dazu ist ein Passivhaus, das möglichst ohne jegliche Energiezufuhr von außen auskommt. Natürlich sollen diese Häuser nicht teurer sein als ‚normale‘ und die Bewohner wollen auch keinen Komfortverzicht – das ist unsere Aufgabe als Planer und Architekten“, sagte Vallentin. Die gesamte Fläche von Bayern sei nach seinen Worten notwendig, wenn man nur die Energie für München aus erneuerbaren Quellen produzieren wollte. „Das Zauberwort heißt daher: Einsparung! Hierzu zählen neben anderen der Einsatz von modernen Sonnenkollektoren anstelle alter Heizungsanlagen, der Verzicht auf Fernflüge, der Bezug von Ökostrom oder der Kauf eines kleinen Niedrigverbrauch-Pkws, die Umstellung auf einen gesunden Ernährungsstill mit wenig Fleisch und viel regionalem Obst und Gemüse. Am meisten aber kann jeder von uns bei der Wärmedämmung von Wohnungen und Häusern einsparen!“ So benötige in einem ‚normalen‘ Wohngebäude 1 Quadratmeter Fläche etwa 300 kWh Energie pro Jahr, das entspricht 30 Litern Öl oder 30 Kubikmetern Gas. „Das machbare Ziel aber sind 15 kWh je Quadratmeter, heutige Neubauten kommen auf einen Wert von 75 kWh. Nimmt man dann noch die anderen Einsparmöglichkeiten hinzu, dann kann jeder einen sehr großen Teil der heute verbrauchten Energie einsparen – 64 Prozent Einsparung wären problemlos möglich, bei Gebäuden sind es sogar 75 Prozent durch den Einsatz von Passivhäusern“, stellte Vallentin heraus. Ein Passivhaus bringe durch die gleichmäßige Temperatur und die gleichbleibend hohe Luftqualität, auf Grund der notwendigen Lüftungsanlage, einen deutlichen Komfortgewinn. „Um Passivhaus-Standard zu erreichen sind vier Maßnahmen erforderlich: gute Wärmedämmung, eine nahezu luftdichte Gebäudehülle, eine kontrollierte Wohnraumlüftung und eine Südorientierung von Fenstern, um solare Wärmegewinne vor allem im Winter zu nutzen.“ Gehe man so vor, betrage der Wärmebedarf weniger als 1,5 l Heizöl pro m2 und Jahr und kann fast komplett durch Abwärme von Elektrogeräten und die Körperwärme der Bewohner gedeckt werden. Den geringen Restbedarf übernimmt dann etwa eine Wärmepumpe oder eine kleine Holzpelletheizung. Besonders sinnvoll, da schon mit relativ geringem Aufwand zu erreichen, sei der Passivhausstandard für große öffentliche Gebäude wie Schulen, Kindergärten oder Krankenhäuser. „Auch Bauträger sind aus Gründen der Werthaltigkeit vermehrt am Passivhausstandard interessiert und planen neue Gebäude entsprechend. Sogar Altbauten können zum Teil auf Passivhausstandard gebracht werden.“ Vorreiter Deutschland Laut Vallentin sind Passivhäuser etwas teurer als heute übliche beim Bau. „Aufgrund der jedes Jahr um mindestens 5 Prozent steigenden Energiekosten – 2011 waren es 11, 2012 werden es wohl 12 Prozent sein – lohnt sich ein Passivhaus vom ersten Tag des Einzugs an! Man kann Passivhäuser auch als zweite Rente bezeichnen und man kann sie, wenn man auf Heizungsanlagen verzichtet, zum gleichen Preis bauen!“, versicherte Vallentin, der auf seine zahlreichen realisierten Häuser in der Region, aber auch in Korea und Estland verwies. Weltweit gilt Deutschland als Vorbild im Bereich erneuerbarer Energien und deutsche Technik ist gefragt. bb

Artikel vom 22.03.2012
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