B. Jaumann stellt neuen Afrika-Krimi vor

Erding · Starke Ermittlerin

Lebt derzeit in Namibia: Bernhard Jaumann. Foto: VA

Lebt derzeit in Namibia: Bernhard Jaumann. Foto: VA

Erding · Der mysteriöse Tod eines deutschstämmigen Farmers, der zunächst wie ein Raubmord aussieht, bildet den Auftakt des soeben erschienenen Krimis „Steinland“ von Bernhard Jaumann. Darin entwirft der Autor eine weit gefächerte Darstellung des modernen Namibia mit seinen politischen Spannungen und Fragestellungen.

„Da ist das Buch sehr aktuell“, sagt Jaumann im Interview. Ungewöhnlich ist der Typ des Ermittlers: Mit Clemencia Garises schuf der Schriftsteller eine moderne Frauenfigur, die sich in der traditionell von Männern beherrschten Welt Afrikas durchsetzen muss. Jaumann kommt im Rahmen des Krimifestivals München nach Erding. In der Stadtbücherei stellt er am Mittwoch, 28. März, um 20 Uhr „Steinland“ vor. Der Eintritt kostet fünf Euro.

Christian Wanninger von der Pressestelle der Stadt Erding stellte dem Autor vorab ein paar Fragen:

Herr Jaumann, sind weibliche Ermittlerinnen nicht ungewöhnlich für ein afrikanisches Land?

Jaumann: Polizistinnen gibt es in Namibia durchaus, wenn auch selten in der Kriminalpolizei. Ich wollte eine weibliche Hauptfigur schaffen, die sich in einer von Männern dominierten Welt durchsetzen muss. Clemencia Garises hätte gute Voraussetzungen dazu, da sie tough, klug, aufgeschlossen und beharrlich ist. Wenn ihr nicht ihre Großfamilie, der sie in Hassliebe verbunden ist, dauernd Probleme bereiten würde, wenn die Politik sich aus ihrem Job heraushalten und wenn ihr Freund sich mit guten Ratschlägen zurückhalten würde, käme sie vielleicht ganz gut klar.

Wie sehr ist Namibia als ehemalige Kolonie von deutscher Lebensweise geprägt?

Jaumann: Mit weniger als 20.000 Zugehörigen sind die Deutschstämmigen einer der kleinsten „Stämme“ im Land, allerdings in Windhoek, Swakopmund und weiten Teilen des Farmlands sehr präsent. Deutsches Kulturgut vom Männergesangs- bis zum Faustballverein, vom Karneval zur „Deutschen Höheren Privatschule“, vom Leberkäse bis zur Schwarzwälder Kirschtorte sind überall zu entdecken. Eine deutschsprachige Tageszeitung, ein ebensolches Radioprogramm und viele Vereine sorgen dafür, dass Sprache und Tradition lebendig bleiben.

Wie aktuell ist der Hintergrund – Stichwort: Enteignungen – vor dem sich Ihre Geschichte abspielt?

Jaumann: Sehr aktuell. Die Landreform ist im ganzen südlichen Afrika eine eminent wichtige und heiß diskutierte politische Frage. Auch wenn es in Namibia bisher nicht zu systematischen und mit Gewalt durchgesetzten Enteignungen wie in Simbabwe kam, sorgt die immer noch sehr ungleiche Besitzverteilung für Zündstoff und große Zukunftsängste bei den weißen Farmern. Zum Autor: Bernhard Jaumann, 1957 in Augsburg geboren, studierte in München und war zehn Jahre Lehrer für Deutsch, Geschichte und Italienisch in Bad Aibling. Nach längeren Aufenthalten in Italien, Australien und Mexiko-Stadt lebt er zurzeit in Windhoek/Namibia.

„Steinland“ ist der zweite Roman um die namibische Kriminalinspektorin Clemencia Garises. Ihr Debüt „Die Stunde des Schakals“ wurde mit dem Deutschen Krimipreis 2011 ausgezeichnet.

Artikel vom 22.03.2012
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