Da schau her!“ Albrecht Ackerland über die Piraten

München · Nachwuchs bekommen

München · Das letzte Mal, als ich den Max getroffen habe, da war er acht. Wir haben uns sehr angeregt über Playmobil und die Möglichkeiten der Zweckentfremdung mittels Chinakrachern unterhalten. Kaum sind sieben Jahre rum, da reden wir auf einmal über Politik.

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Der Max hat angefangen, von sich aus. Der junge Mann ist wie seine Generation im Internet aufgewachsen. Und er findet die Grünen komisch, von den Roten weiß er nur, dass einer von ihnen Ude heißt und immer so komisch spricht. Ein paar aus seiner Klasse finden die Schwarzen gut, weil sie das von daheim so kennen. Wir sind Bayern, und Bayern ist deswegen so gut, weil wir eine CSU haben. Das sind die, sagt der Max, die jetzt schon am liebsten Mitte Dreißig wären und einen Bürostuhl mit Rückenschoner hätten. Dann gibt’s den großen Haufen derer, die von den Erwachsenen nichts erwarten, und von der Politik schon gleich gar nicht. Mit ihnen hat das alles, was da in der Öffentlichkeit passiert, nichts zu tun. Das hat nicht der Max so gesagt, sondern ich habe es so rausgehört. Die gute, alte Politikverdrossenheit hat Nachwuchs bekommen.

Dann hat der Max von den Piraten angefangen. Ein Fünfzehnjähriger schwärmt von einer Partei, obwohl er das von daheim so gar nicht kennt. Das macht er von sich aus – und die Partei tut gar nicht sonderlich viel dazu. Auf Jugendjagd geht sie nicht. Mit den Themen der Partei kann der Max was anfangen. Er fühlt sich von ihnen ernst genommen, weil sie seine Realität kennen, als einer, der halb im Internet groß geworden ist, aber sein Internet, seine ganze Freiheit manchmal bedroht sieht von Menschen, die eigentlich keine Ahnung haben, wovon sie reden. Aber sie bestimmen. Die Piraten sorgen gerade dafür, dass ein Max zur Wahl gehen wird, wenn er dann mal darf. Das allein ist ein Verdienst, der gar nicht genug Achtung verdient.

Artikel vom 22.03.2012
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