Evangelische Kirche in Feldkirchen ist die Älteste im Dekanat

Feldkirchen · Kleinod wird 175

Am 25. März predigt Regionalbischöfin Susanne Breit-Keßler anlässlich des  Jubiläums in der evangelischen Kirche in Feldkirchen.	Fotos: PUMA, privat

Am 25. März predigt Regionalbischöfin Susanne Breit-Keßler anlässlich des Jubiläums in der evangelischen Kirche in Feldkirchen. Fotos: PUMA, privat

Feldkirchen · In Feldkirchen kann ein Jubiläum gefeiert werden, das historische Bedeutung hat: Die evangelische Kirche der Gemeinde wird 175 Jahre alt.

Sie ist die älteste evangelische Kirche im gesamten Dekanatsbezirk München, eine der Ältesten in ganz Bayern und damit ein Symbol für die bescheidenen Anfänge des Protestantismus im überwiegend katholischen Freistaat. Schon seit Wochen gab es kleinere Veranstaltungen anlässlich des Geburtstages, der Höhepunkt der Feierlichkeiten aber findet mit dem Festwochenende am 24. und 25. März statt.

Am Samstag, 24. März, um 19 Uhr, erläutert Professor Hermann Rumschöttel in der Kirche den historischen Hintergrund ihrer Entstehung. »Ein katholischer Staat wird tolerant. 200 Jahre evangelische Kirche in Bayern«, lautet das Thema seines Vortrags. Anschließend werden die Festschrift und die neuen Paramente, also verschiedene im Kirchenraum und der Liturgie verwendete Textilien, vorgestellt. Am nächsten Morgen, am Sonntag, 25. März, um 9.30 Uhr findet der Festgottesdienst mit Dekan Volker Herbert sowie zahlreichen Ehrengästen statt. Die Predigt hält Regionalbischöfin Susanne Breit-Keßler. Mit Blasmusik und Fahnen zieht die Festgesellschaft nach dem Salut der Böllerschützen hin- über in die Mehrzweckhalle an der Richthofenstraße. Hier erwartet die Gäste ein Programm mit Empfang und Grußworten.

Nicht nur das Alter der Kirche ist ewas Besonderes: Der Betsaal befindet sich im ersten Stock. Wer ihn betritt, sei es über die Treppe oder per Aufzug, fühlt sich sofort wohl: einladende Fenster, eine Steinmeyer-Orgel, Naturholzbänke, offener Raum.

Platz zum Beten für Einwanderer aus Baden und der Pfalz

Die ersten Protestanten, Badener oder Pfälzer, die zu Beginn des 19. Jahrhunderts die öden Gebiete in Bayern, das Donaumoos, die Moorgründe bei Rosenheim oder die Münchner Schotterebene besiedelten, fanden in der Nähe keinen solchen Ort zum gemeinsamen Singen und Beten vor. Religionsfreiheit und allerlei Privilegien hatte ihnen der Kurfürst versprochen. Der karge Boden schreckte sie nicht. Mancher Einwanderer transportierte seine Habseligkeiten gar auf der Schubkarre. Matern, Adam, Wagner oder Maier hießen die Neubürger. Und sie hatten Kinder, die nicht »roh und verwildert« aufwachsen, sondern Unterricht genießen sollten. Die Kosten für den Lehrer, Hans Jakob Bodmer aus Zürich, und das Brennholz brachten die Eltern auf. Als 1833 das protestantische Pfarrvikariat eingerichtet und mit der Schulstelle vereint wurde, dauerte es nicht mehr lange bis zum Bau der Kirche, in der es endlich Platz gab für einen Betsaal, die Schule, sowie eine Vikarswohnung. Die Einweihung erfolgte am 12. November 1837. Die Tafel am Eingang dokumentiert das besondere Alter des Baus. Nur eine Kirche wäre älter gewesen im Dekanatsbezirk: die 1833 geweihte Kirche St. Matthäus in München. Doch diese hatten die Nationalsozialisten rücksichtslos zerstört.

Gefeiert wird das Jubiläum in Feldkirchen schon länger. Wegen der Pensionierung von Pfarrer Alfred Krauth und der damit verbundenen Vakanz – die Stelle bleibt vorübergehend unbesetzt – verlegte man einige Veranstaltungen kurzerhand vor. Schon im Januar hatte Krauth die zwei Dekaden seiner Amtszeit noch einmal per Diaschau Revue passieren lassen. Dabei ging es speziell um die beachtlichen Bau- und Sanierungsarbeiten: die Aschheimer Segenskirche, das Regina-Lehrer-Haus, die Umgestaltung des Kirchenparterres inklusive barrierefreiem Zugang, das Pfarrhaus, die Blockhütte. Im Februar hatte die Kabarettgruppe »Die PfarrerMangel«, ein Quartett oberbayerischer Theologen, die Besucher im überfüllten Gemeindesaal zum Nachdenken und Lachen gebracht, und Anfang März waren die Musikfreunde auf ihre Kosten gekommen. Unter der Leitung von Kantor Klaus Schmidt begeisterten Kirchen- und Jugendchor das Publikum mit Werken älterer und neuerer Meister sowie fetzigen Gospelsongs.

Artikel vom 13.03.2012
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