Ausbau der Dachauer Straße verschoben – Bäume von Schadpilz befallen

Moosach · Bis die Eschen sterben

Die Eschen am Straßenrand sind von einem Schadpilz befallen und damit ist der geplante Ausbau der Dachauer Straße auf unbestimmte Zeit verschoben. 	F.: ws

Die Eschen am Straßenrand sind von einem Schadpilz befallen und damit ist der geplante Ausbau der Dachauer Straße auf unbestimmte Zeit verschoben. F.: ws

Moosach · Warten auf das Baumsterben – das klingt kurios und ist es auch. Der Ausbau der Dachauer Straße zwischen Gröbenzeller und Wildermuthstraße ist erst einmal gestorben, weil die Eschen am Straßenrand der Stadt zufolge teilweise sehr stark von einem Schadpilz befallen sind, dem Weißen Stengelbecherchen.

Deshalb könne man nun nicht, wie geplant, einen Teil der Bäume verpflanzen und nach der Straßensanierung wieder zurückversetzen. Das würden die erkrankten Bäume »voraussichtlich nicht überleben«, prognostizierte Baureferentin Rosemarie Hingerl kürzlich im Rathaus. Andererseits sind die Eschen aber nicht so krank, dass man sie jetzt schon guten Gewissens fällen und die Allee in diesem Abschnitt der Dachauer Straße zerstören könnte. Stattdessen wartet man nun ganz einfach darauf, bis die Eschen abgestorben sind – wann das sein wird, kann momentan niemand sagen.

Vorgabe des Stadtrates für den geplanten Straßenausbau sei es gewesen, trotz der Bauarbeiten den »historischen Charakter als Chausseestraße« zu erhalten, so Hingerl. Insgesamt stehen in diesem Bereich am Straßenrand 124 Bäume. Wenn absehbar sei, wie sich deren Zustand entwickelt, werde man dem Stadtrat das Projekt zum Straßenausbau erneut zur Entscheidung vorlegen. Anstatt der erkrankten Eschen will man dann eventuell Silberlinden in die Erde setzen. Der Bauausschuss des Stadtrates beschloss nun, das Vorhaben erst einmal nicht weiterzuverfolgen. Vorab hatte das Baureferat geplant, einige Bäume zu fällen sowie einige zu versetzen, nur 45 von 124 wären stehen geblieben. Danach hätten die Bagger anrücken sollen, der Baubeginn war eigentlich schon im Sommer 2011 geplant. Die Maßnahme in der Dachauer Straße wäre aufwendig gewesen und hätte zwei Jahre dauern sollen.

Das Baureferat wollte im Abschnitt zwischen Gröbenzeller und Wildermuthstraße die Fahrbahn erstmalig herstellen: samt Unterbau, Gehsteigen, Radwegen, Baumgräben und Parkbuchten. Denn seit Jahrzehnten ist die Dachauer Straße in diesem Bereich nur provisorisch angelegt. Die Stadt wollte deshalb endlich den Ausbau der Fahrbahn in Angriff nehmen.

Der Befall der Eschen mit dem Schadpilz hat nun den ganzen Zeitplan über den Haufen geworfen. Doch das Baumsterben hat auch ein Gutes: Durch den Aufschub des Projektes auf unbestimmte Zeit werden die Anlieger erst einmal von der finanziellen Beteiligung an der erstmaligen Herstellung der Fahrbahn verschont. Wie berichtet, wollte das Baureferat die Grundstückseigentümer beim Ausbau des Nordteils der Dachauer Straße im Rahmen der Straßenausbaubeitragssatzung kräftig zur Kasse bitten.

Dass sich das Vorhaben nun auf unbestimmte Zeit verzögert, findet Johanna Salzhuber (SPD), die Vorsitzende des Moosacher Bezirksausschusses, zwar »schade«. Denn nach den jetzigen Plänen wäre der Landstraßencharakter erhalten geblieben, sprich die erhöhte Fahrbahn mit den alten Bäumen am Straßenrand – was den »Charme der Dachauer Straße« in diesem Teil ausmache. Andererseits habe der Ausbau »nicht allerhöchste Priorität«, deshalb »ist die Verzögerung der Sanierung nicht die große Dramatik«, betont die Stadtteilpolitikerin. Letztendlich werde es wohl ein neues Projekt: Wie es einmal werden wird, wisse man derzeit überhaupt nicht. Die Prognosen für die Eschen seien jedenfalls schlecht. Für die Anlieger sei es aber gut, dass sich das Vorhaben nun verzögert.

CSU-Sprecher Dr. Alexander Dietrich findet diesbezüglich klarere Worte: »Wir begrüßen es, dass das Thema Straßenausbau auf Kosten der Anwohner erst einmal vom Tisch ist.« Die Moosacher CSU habe es im vergangenen Jahr kritisch hinterfragt, dass die Stadt die Straße, die ja schon seit Jahrzehnten bestehe, nun erstmalig herstellen wolle, und zwar hauptsächlich auf Kosten der Grundstückseigentümer. »Das ist den Betroffenen schwer vermittelbar und kann nur mit juristischen Winkelzügen erklärt werden, aber nicht mit dem gesunden Menschenverstand«, argumentiert Dietrich, selbst Jurist. Die diesbezüglich im vergangenen Jahr vorgelegten Ausführungen des Baureferates seien sehr dünn gewesen. Die Erkrankung der Bäume sei der Behörde nun gerade recht gekommen, um aus dieser Geschichte wieder herauszukommen, mutmaßt der Stadtteilpolitiker.

Für ihn sei das Projekt erst einmal gestorben, der Ausbau könne in zwei, aber auch erst in 20 Jahren erfolgen. Andererseits »muss etwas gemacht werden in der Dachauer Straße«, fordert Dietrich. Dass deren Nordteil »in einem schlechten Zustand ist«, hatte Baureferentin Hingerl kürzlich im Rathaus auch unumwunden eingeräumt. Bis zur endgültigen Herstellung der Fahrbahn müsse man deshalb mit laufenden Unterhaltsmaßnahmen die Straße immer wieder ausbessern. Sprich: Flickwerk statt Sanierung. Wally Schmidt

Artikel vom 06.03.2012
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