Bezirksausschuss fordert von der Stadt Lärmmessungen

Bogenhausen · Tamtam wegen Tram

Oben: Stadtrat Brannekämper (links) hatte den Ortstermin organisiert. Rechts: Auch Minister Ludwig Spaenle, MdL Thomas Zimmermann, Stadtrat Mario Schmidbauer und MVG-Projektleiter Gunnar Heipp  erörterten die Beschwerden zum Lärm (von links). Fotos: ikb

Oben: Stadtrat Brannekämper (links) hatte den Ortstermin organisiert. Rechts: Auch Minister Ludwig Spaenle, MdL Thomas Zimmermann, Stadtrat Mario Schmidbauer und MVG-Projektleiter Gunnar Heipp erörterten die Beschwerden zum Lärm (von links). Fotos: ikb

Bogenhausen · An der Straßenbahn nach St. Emmeram, die Mitte Dezember ihren Betrieb aufgenommen hat, scheiden sich die Geister. Einerseits nutzen sie viele Bürger mit großer Begeisterung, andererseits klagen Anwohner vor allem über Lärmbelästigungen.

Sie fordern Messungen, die der Bezirksausschuss (BA) jetzt bei der Stadt beantragt hat. Bei einer Erhebung der Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG) wurden Mitte Januar an einem Tag bereits mehr als 13.000 Fahrgäste gezählt, ein erst für 2015 prognostizierter Wert. Auf dem Abschnitt zwischen Arabellapark und Cosimabad wurden bei einer Stichprobe 56 Prozent mehr Fahrgäste registriert im Vergleich zur früher verkehrenden Buslinie. MVG-Chef Herbert König hat vor kurzem konstatiert: »Die Tram St. Emmeram entwickelt sich zu einem echten Renner.« Und Andreas Nagel, BA-Vertreter von David gegen Goliath und Sprecher der Aktion Münchner Fahrgäste, assistiert: »Die Züge sind sehr gut besetzt, teilweise gibt es sogar schon Platzprobleme.« Dass diese begeisterten Tramgäste keine Lobesbriefe verfassen, liegt auf der Hand. Indes gibt es etliche schriftliche Beschwerden beim BA und bei Stadtrat und CSU-Fraktionschef Robert Brannekämper, dessen Partei statt der Tramlinie den Ausbau der U4 gefordert hatte. Moniert werden »unerträglicher Lärm und Erschütterungen« sowie die Zahl der Ampeln, wodurch es »morgens zu Rückstaus und langen Wartezeiten vor allem beim Einfahren aus Seitenstraßen« kommt.

Am 17. Februar hatte Brannekämper einen Ortstermin an der Haltestelle Prinz-Eugen-Park organisiert, bei der Nagel der einzige Parteivertreter war, der nicht den Christsozialen angehört. Neben BA-Mitgliedern waren Kultusminister Ludwig Spaenle – er sagte kein Wort und verließ das Treffen nach zehn Minuten –, Landtagsabgeordneter Thomas Zimmermann sowie die Stadträte Marian Offmann und Mario Schmidbauer gekommen. Auch Gunnar Heipp, der zuständige MVG-Projektleiter, war anwesend. Er bat die Bürger, »konkrete Wahrnehmungen zu sammeln« und zur Überprüfung der MVG zu schicken. »Versprochen wurde eine Flüstertram, heute sieht’s anders aus. Anwohner beschweren sich, dass der Boden vibriert, die Lampen wackeln, die Gläser auf dem Tisch zittern, wenn eine Tram vorbeifährt. Selbst in zweiter Gebäudereihe quietscht es wohl vor allem in Kurven, obwohl zur Zeit der Schnee viel schluckt«, resümmierte Brannekämper. »Da ist etwas falsch berechnet worden, das ist Pfusch am Bau. Die Regierung als Fachaufsichtsbehörde muss prüfen, ob nachgebessert werden muss.« Und mit einem Blick auf eine passierende Tram: »Ich habe das Gefühl, die Fahrer wurden heute angewiesen, ›leise‹ zu bremsen und anzufahren.«

Eine Bürgerin schimpfte: »Wir können bei offenem Fenster nicht mehr schlafen.« Dazu Brannekämper: »Die Menschen hier haben ein Anrecht auf Ruhe. An den Haltestellen ist der Lärm um 25 bis 30 Prozent gestiegen.« Eine andere Anwohnerin: »Man kommt sich jetzt vor wie in einem Industriegebiet.« »Die rasen mit 80 durch die Cosimastraße«, beklagte sich eine weitere Betroffene. Offensichtlich eine geschätzte Geschwindigkeit, denn die Tramfahrer dürfen auf maximal 60 Stundenkilometer beschleunigen, »und bei etwa 62 wird automatisch abgeregelt«, so ein Experte. Die Frau wünscht sich 40 als Tempolimit und die Einstellung des Trambetriebs ab 22 Uhr: »Besser ein Bus als eine Tram, die rattert.« Selbst das Klingeln, ein Warnsignal, das ein Fahrer bei Gefahr auslösen muss, stört: »Müssen sich die Fahrer bei einer Begegnung eigentlich mit einem Klingeln begrüßen?« Und prompt klingelte es – ein Rentner hatte bei Rotlicht an der Fußgängerampel die Straße hin zur Haltestelle überquert. »Wir reden um des Kaisers Bart. Die Tram ist da, wir können sie nicht wegdiskutieren«, meinte Schmidbauer und wandte sich an Heipp. Der sicherte eine Anweisung an die Fahrer zu, »gleichmäßig zu fahren, sanft abzubremsen und anzufahren«.

Zu den Ampeln entlang der Strecke – von einem Bürger als »Schwachsinn« bezeichnet, »die müssen nachts abgeschaltet werden« – meinte Brannekämper: »Das KVR ist verantwortlich, die Schaltungen müssen optimiert werden, da muss man immer wieder nachsetzen.« ikb

Artikel vom 28.02.2012
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