Empörung über Parkgebühren am S-Bahnhof Johanneskirchen

Bogenhausen/Johanneskirchen · »Das ist Abzocke!«

Wer an der S8-Haltestelle Johanneskirchen sein Auto parken will, wird seit Anfang Februar kräftig zur Kasse gebeten. Im Bezirksausschuss ist die Aufregung groß. Nicht nur Peter Scheifele ärgert sich über die Pendlerabzocke.	Fotos: ikb, privat

Wer an der S8-Haltestelle Johanneskirchen sein Auto parken will, wird seit Anfang Februar kräftig zur Kasse gebeten. Im Bezirksausschuss ist die Aufregung groß. Nicht nur Peter Scheifele ärgert sich über die Pendlerabzocke. Fotos: ikb, privat

Bogenhausen/Johanneskirchen · »Die Pendlerabzocke am S-Bahnhof Johanneskirchen sofort einstellen!«

Mit 30 gegen drei Stimmen forderte jetzt der Bezirksausschuss (BA) auf Antrag von Peter Scheifele, Fraktionsvorsitzender der Sozialdemokraten, die Deutsche Bahn AG (DB) auf, die Anfang Februar eingeführten Parkplatzgebühren »auf ihren Flächen an der S-Bahnstation umgehend einzustellen und bis zu einer einvernehmlichen Abstimmung mit der Stadt, dem BA und der P+R Park&Ride GmbH München auszusetzen«.

Robert Brannekämper von der CSU assistierte: »Diese Wildwestmanier muss beendet werden.« Bislang konnte auf dem extrem holprigen, mehrfach unterteilten Gelände kostenlos geparkt werden, nicht wenige Autofahrer stellten neben vielen Pendlern hier ihren fahrbaren Untersatz ab, fuhren günstig mit der S8 weiter zum Flughafen und ersparten sich dort die saftigen Kosten in einem Parkhaus. Das hat nach Auffassung der Bogenhauser Bürgervertreter auch die DB erkannt und versucht, sich eine Einnahmequelle zu sichern. Bei der Erörterung waren die von Scheifele dargelegten Gebührensätze – ein Euro pro Stunde, fünf Euro pro Tag, im Monat bei 22 Arbeitstagen also 110 Euro – bereits überholt. Jetzt kleben nämlich auf allen blauen Kästen kleine Zettel: »Achtung Tarifänderung, ab sofort – je Stunde 0,50 Euro. Tagespauschale 3,00 Euro«. Die weiteren Tarife laut Preistafel hinter Glas »1 Woche 12,00 Euro« und »4 Wochen 40,00 Euro«. Das alles von »Mo – So, 00:00 – 24:00 Uhr«.

Ärger über Nacht-und-Nebel-Aktion

Zur »Nacht-und-Nebel-Aktion« der DB gab es von den Kommunalpolitikern selten vernommene markige Kommentare: »Das ist kein Parkplatz, das ist ein Acker, das ist Betrug« (Roland Krack, SPD), »eine Frechheit, eine bodenlose Abzocke« (Angelika Pilz-Strasser, BA-Chefin von den Grünen), »Raubrittertum« (Robert Brannekämper, CSU), »ich habe eine Wut, eine Unverschämtheit für die Schrottparkplätze Geld zu verlangen« (Evi Schneider, Grüne) oder »das haut mir den Deckel raus« (Martin Tscheu, SPD).

Scheifele fasste kompakt in drei Worten zusammen: »Das ist Abzocke!« Und las aus einem Tscheu-Begehren vom April 2000 vor, in dem die DB aufgefordert wurde, das Areal zu richten: »Das Gelände ist der größte Golfplatz – auf Grund der hohen Zahl von Löchern.« Zugleich befürchtet jetzt der SPD-Mann, dass es in »kürzester Zeit zu Verdrängungseffekten beim Parkverkehr in die umliegenden Straßen kommt und dort die Anwohner belastet werden«.

Besonders verärgert ist Scheifele über die DB-Vorgehensweise: »Die Gutsherrenart der Bahn ist unerträglich. Weder der BA, noch – laut Kreisverwaltungsreferat – die Stadt noch die P+R Park&Ride GmbH München wurden informiert.« Dazu zitierte er aus der Antwort der Bahn-Abteilung »Service Dialog« zu einer Bürgerbeschwerde vom 6. Februar: »Dieser Parkplatz gehört nicht mehr zur Park&Ride Service GmbH. Sie müssen sich an die Gemeinde in Johanneskirchen wenden.« Der Verweis dokumentiert die Unwissenheit des Schreibers: Die »Gemeinde« – das ist die Landeshauptstadt München. Scheifele zu den Angaben: »Das ist dreist, das ist eine bodenlose Frechheit.«

Ein Trio votierte gegen den Antrag: Andreas Nagel von David contra Goliath hält die Parkgebühren »für prinzipiell richtig, die Leute sollen den Bus nehmen oder zum Bahnhof laufen«. Die Liberalen Berndt Hirsch sowie Finanzfachmann Manfred Krönauer lehnten ebenso ab. Letzterer meinte: »Ich kann keine Abzocke erkennen, fünf Euro am Tag sind doch nicht viel, die Kilometer-Steuerersparnis ist für Autofahrer höher als die Kosten des Parkens, die Bahn soll ihre Grundstücke so nutzen wie sie will.« ikb

Artikel vom 22.02.2012
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