Rennen um das Amt des Bürgermeisters geht in die Endrunde

Putzbrunn · Wer wird gewinnen?

Hier wollen alle rein, drei Kandidaten bewerben sich um das Amt des Bürgermeisters in Putzbrunn.	Foto: hw

Hier wollen alle rein, drei Kandidaten bewerben sich um das Amt des Bürgermeisters in Putzbrunn. Foto: hw

Putzbrunn · Am Sonntag, 11. März, entscheiden die Putzbrunner Bürger darüber, wer für die nächsten sechs Jahre die Geschicke ihrer Gemeinde lenken soll. Bis Ende Januar waren mit Bürgermeister Edwin Klostermeier (SPD) und seinem CSU-Herausforderer Eduard Boger nur zwei Kandidaten im Rennen.

Für viele überraschend kam die Kandidatur von Josef Kellermeier, der von 1996 bis 2005 Bürgermeister der Gemeinde Putzbrunn war. Kellermeier legte 2005 nach neun Jahren sein Amt nieder, als er im Zusammenhang mit Kreditgeschäften für die Gemeinde wegen einer falschen Angabe vor Gericht musste. Er war von einem Kreditvertrags-Datum ausgegangen, dass sich im Nachhinhein als falsch erwiesen hatte. Der Vorwurf einer bewussten Täuschung der Beteiligten wurde vom Gericht nicht bestätigt, wohl aber musste Kellermeier 3.000 Euro Strafgeld an eine soziale Einrichtung bezahlen. Er zog damals mit seiner Frau und seinen drei Kindern nach Berlin, wo er heute als Anwalt arbeitet.

Erst im zweiten Anlauf klappte es Anfang dieses Jahres mit seiner erneuten Aufstellung. Sein erster Versuch als Kandidat der Freien Wähler zu starten, scheiterte an der Uneinigkeit des Vorstandes zu diesem Vorstoß. Doch Kellermeier gab nicht auf und erreichte beim zweiten Anlauf über eine eigene Unterstützerliste unter dem Titel »Josef bewegt« die nötige Stimmenzahl, um als Kandidat aufgestellt werden zu können. »Ich möchte meine begonnenen Projekte wie die Umgehung fertigstellen, dafür bin ich 1996 schließlich angetreten«, erklärt Josef Kellermeier auf Anfrage des Südost-Kuriers. Seit rund zwei Jahren würden Freunde aus Putzbrunn ihn dazu drängen, sich wieder ins politische Leben in Putzbrunn einzumischen, berichtet der Wahl-Berliner. Als Hauptaufgabe sieht er die Fertigstellung der Umgehungsstraße und im gleichen Zug die Errichtung einer Lärmschutzwand an der A 99. Ihm schwebt in diesem Zusammenhang ein zusätzlicher Autobahnanschluss an der Brücke an der Staatsstraße 2079 vor, der den Verkehr aus dem Ort heraushalten soll. »Diese beiden Maßnahmen sind der Dreh- und Angelpunkt für die weitere Entwicklung der Gemeinde«, betont Kellermeier. Bei einem Wahlsieg würde er allerdings ohne Mehrheit im Gemeinderat dastehen, da die Wahl der Gemeinderäte um zwei Jahre versetzt erfolgt. Grund dafür ist sein eigenes unerwartetes Ausscheiden aus dem Amt vor sechs Jahren, das Nachwahlen nötig machte. Diese galten nur für das Amt des Bürgermeisters, nicht aber für die Gemeinderäte. »Über Mehrheiten mache ich mir keine Sorgen, da gilt es zu überzeugen und Mehrheiten zu finden«, gibt sich Kellermeier siegessicher.

Nicht gut zu sprechen auf seinen Vorgänger ist indes SPD-Bürgermeister Edwin Klostermeier. Der Grund, warum die angesprochene Umfahrung noch immer nicht gebaut werden konnte, läge in den alten Verträgen, die ihm sein Vorgänger sozusagen als politischen Nachlass hinterlassen habe, ärgert sich der Rathauschef. Aber Klostermeier will nicht über seine Gegner reden, sondern lieber auf seine Erfolge während seiner sechsjährigen Amtszeit verweisen. Nicht umsonst steht auf seiner aktuellen Wahlkampfbroschüre »Versprochen – Gehalten« zu lesen. Die Liste der selbst gepriesenen Errungenschaften ist indes lang. »Ich bin damals angetreten, um etwas zu verändern, und das habe ich auch getan«, so Klostermeier. Zunächst einmal habe er für ein gutes Miteinander im Gemeinderat gesorgt. Politische Diskussionen und Meinungsverschiedenheiten müssten offen diskutiert werden, doch müsse man sich anschließend immer noch gemeinsam an einen Tisch setzen können, betont der Rathauschef.

Stolz ist Klostermeier auch auf den Ausbau der Kinderbetreuung vor Ort. Als er 2006 angetreten sei, habe es in Putzbrunn zehn Krippenplätze in einer privaten Kinderkrippe gegeben, heute seien es 70, zwölf weitere sind für 2012 geplant. Der Bedarf an Kindergartenplätzen sei gedeckt und neben dem Hort gebe es eine Mittagsbetreuung. Unter seiner Führung habe man begonnen eine Ferienbetreuung aufzubauen, außerdem starte im kommenden Schuljahr eine Ganztagsklasse in der Grundschule. Stolz verweist der amtierende Rathauschef darauf, dass die Gemeinde trotz leerer Kassen zum Start seiner Amtszeit viele Projekte wie den Ausbau des Bürgerhauses, die Erweiterung der Grundschule und den Bau des Rathauses gestemmt und trotzdem noch Rücklagen in Höhe von rund zehn Millionen Euro erwirtschaftet habe.

Für eine maßvolle Erweiterung des Gewerbegebietes in Putzbrunn wolle er sich weiterhin einsetzen, aber darauf achten, dass die anvisierten Firmen nicht nur Verkehr in den Ort ziehen, sondern vor allem Geld in die Kasse bringen. Er hoffe darauf, bei seiner Wiederwahl vor allem die Umgehungsstraße fertig stellen zu können. Die Grundstücksverhandlungen seien in vollem Gange und er hoffe im Jahr 2012 mit dem Gemeinderat eine Grundsatzentscheidung treffen zu können. Auch in Sachen Lärmschutz gebe es noch viel zu tun, erklärte Klostermeier weiter. Ein besondes ambitioniertes Projekt plant das Gemeindeoberhaupt in den kommenden Jahren. Die Fläche zwischen der Waldkolonie und der Gemeinde Putzbrunn solle zum Bürgerpark umgestaltet werden. Keinen Siedlungsbrei wolle man zulassen, sondern die Eigenheiten der verschiedenen Ortsteile bewahren. Im angestrebten Bürgerpark soll Platz für Spiel und Sport geschaffen werden, ein Ort der Begegnung der Generationen.

Sein Herausforderer aus der CSU, Eduard Boger, ist selbstständiger Unternehmer mit eigener Firma im Bereich Fahrzeugelektronik, außerdem ist er als Unternehmensberater tätig. Sein Wissen im Bereich »Wirtschaft« will der 40-jährige Vater von zwei Kindern (5 / 7 Jahre) einbringen, um mehr Unternehmen nach Putzbrunn zu holen, damit die Finanzierung der gemeindlichen Aufgaben auch in Zukunft auf sicheren Beinen steht. Seit 2005 lebt er mit seiner Familie in Putzbrunn, bei einem Besuch bei Freunden habe er sich buchstäblich gleich in diesen Ort verliebt, erklärt er begeistert. Die dörfliche Struktur will der CSU-Kandidat auf jeden Fall beibehalten und nach dem Bau der Umgehungsstraße sogar durch Rückbaumaßnahmen im Bereich des Dorfkerns noch verstärken.

Auch er will sich dafür einsetzen, dass die einzelnen Siedlungsteile selbstständig bleiben und ihren unverwechselbaren Charme behalten. Der engagierte Vater will die Bürger im Fall einer Wahl stärker in die Entwicklung der Gemeinde einbeziehen. Dazu will er ein Bürgerbudget einführen, wie es zum Beispiel in Ingolstadt bereits praktiziert wird. Dazu wird ein gewisser Betrag vom Gemeinderat in den Haushalt eingestellt, der für die Wünsche der Bürger reserviert werde. Diese könnten in speziellen Foren ihre Ideen für die Nutzung der Finanzen einbringen, die dann vom Gemeinderat noch beschlossen werden müssten. »Viele Bürger engagieren sich heute lieber punktuell für eine Sache, als langfristig an eine Partei oder einen Verein gebunden zu sein. Wir sollten das Potenzial, dass die Leute mitbringen, nicht ungenutzt lassen«, fordert Boger. Auch in Sachen Lärmschutz müsse sofort etwas geschehen, forderte er, man könne nicht darauf warten, bis Bund und Länder ihrerseits Mittel frei geben würden. »Lärm kostet Lebensqualität«, erklärt Boger seinen Standpunkt. Ebenso die Fertigstellung der Umgehungsstraße und die Verlegung der B471 aus dem Ort heraus gehören zu den wichtigsten Punkten seines Wahlprogramms.

Wer alle drei Kandidaten miteinander vergleichen will, hat dazu am 27. Februar, die Gelegenheit. Um 19 Uhr treten die drei Konkurrenten bei einer Podiumsdiskussion im Pfarrzentrum gegeneinander an. hw

Artikel vom 15.02.2012
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