Ein Jahr „Frauen beraten e. V.“ – Ministerin Christa Stewens war zu Gast

Zeit, Bilanz zu ziehen

Zentrum · Über 100 Tage sind seit dem Ausstieg der katholischen Kirche aus dem staatlichen System der Schwangerenberatung vergangen. Der neue Trägerverein „Frauen beraten“, der in München zwei Beratungszentren unterhält, feiert inzwischen sein einjähriges Bestehen.

Aus diesem Anlass war in der letzten Woche Familienministerin Christa Stewens zu Gast im Beratungszentrum in der Herzog- Wilhelm-Str. 16.

„Es ist an der Zeit, eine erste Bilanz zu ziehen“, so die Ministerin. „Durch den Ausstieg der Kirche, gingen uns 24 katholische Beratungsstellen verloren. In einem Land wie Bayern ist das christliche Element in der staatlichen Schwangerenberatung jedoch unverzichtbar.“ „Doch in jeder Krise liegt auch eine Chance“, meinte Christa Stewens.

Unter dem Dach „Frauen beraten“ haben sich katholische und evangelische Christen zusammengeschlossen und wurden vom Diakonischen Werk aufgenommen. Finanziert wird die neue Stelle durch einen staatlichen Förderanteil mit einem Zuschuss der Kommune. Sach- und Personalkosten sind allerdings nicht zuschussfähig und so ist „Frauen beraten“ auch weiterhin auf Sponsoren angewiesen – ideelle und besonders finanzielle. Als erfreulich bezeichnete die Ministerin, dass knapp zwei Drittel der langjährig erfahrenen Beraterinnen zu den neuen Trägern gewechselt sind, denn der Erfolg der Beratung hängt entscheidend von deren Erfahrung ab.

Die fünf Beraterinnen in der Herzog-Wilhelm-Str. können alle eine langjährige Erfahrung vorweisen. 1.281 Frauen und Männer konnten seit Januar 2001 schon beraten werden. Mit Erfolg: etwa jede dritte Frau entscheidet sich nach der Beratung für ihr Kind. Darunter waren in den letzten 4 Monaten auch zwei Frauen im Rollstuhl. „Darüber freuen wir uns besonders, so Dr. Elisabeth Biebl, Vorsitzende von Frauen beraten e.V. Die Stelle legt besonderen Wert auf die Beratung behinderter Frauen mit Kinderwunsch und Frauen, die ein behindertes Kind erwarten.

Die häufigsten Probleme, die die Frauen und Paare zweifeln lassen und Sorgen bereiten sind: Zukunftsangst, Verlassenwerden, Angst vor der Alleinverantwortung sowie Sorge um den Arbeits- oder Ausbildungsplatz. Dass es in München, auch auf grund zu hoher Mieten, Wohnungsnot und fehlender Kinderbetreuung, nicht einfach ist, mit einem Kind zu leben, räumte die Ministerin ein. „Wir sind auf dem richtigen Weg“, so Stewens, „doch es muss sich auch noch einiges tun, besonders in Bezug auf die Väter, die sich oft nicht zu ihrer Verantwortung bekennen.“ Lediglich 20 Prozent kommen mit zur Beratung, obwohl die Hälfte der Frauen, die sich gegen ihr Kind entscheiden, verheiratet ist. ct

Artikel vom 17.05.2001
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