Wärmebusse schützen Obdachlose vor dem Kältetod

München · Eisnächte in München

Hilfe in der Not: Nach Schätzungen leben in München etwa 300 bis 400 Menschen auf der Straße. Foto: Golden Donkey

Hilfe in der Not: Nach Schätzungen leben in München etwa 300 bis 400 Menschen auf der Straße. Foto: Golden Donkey

München · Klirrende Kälte und eisige Temperaturen in München: Schwer vorzustellen, dass es immer noch Menschen gibt, die auf der Straße leben. „Das ist lebensgefährlich“, sagt Tobias Irl, Mitglied beim Verein Golden Donkey. Der gemeinnützige Verein setzt sich dafür ein, Obdachlosen ausreichenden Kälteschutz zu gewähren. Erst vergangene Woche bauten ehrenamtliche Münchner einen ausrangierten Bus um, als Unterschlupf vor den frostigen Temperaturen.

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Seit Donnerstagabend können sich dort Obdachlose aufhalten und aufwärmen. „Wir haben eine Elektroheizung eingebaut, es gibt Matratzen und eine Theke mit heißen Getränken“, sagt Irl. Der Wärmebus steht am Orleansplatz, auf einem Privatgelände direkt neben dem Haupteingang des Ostbahnhofs. Ein zweiter Bus soll demnächst am Harras kommen. Die Busse sind eine Spende des Münchner Flughafens, bisher transportierten sie Passagiere vom Gate zu den Flugzeugen. Unterstützung erhält der Verein auch von Walter Hiel, der die Facebook-Initiative Münchner Kältebus ins Leben gerufen hat. Innerhalb kürzester Zeit erhielt er eine enorme Resonanz, „viele Menschen wollten einfach helfen“. So entstand zusätzlich zum Wärmebus eine Notunterkunft, für die eine alte Diskothek im Kunstpark Ost als Schlafplatz umgebaut wurde. Dort können Obdachlose die kalten Nächte verbringen, rund 350 Quadratmeter stehen zur Verfügung.

Ein Problem ist, dass Menschen ohne Wohnung nichts von diesen Angeboten wissen oder manchmal auch nichts wissen wollen. „Menschen, die auf der Straße leben, lehnen städtische Unterkünfte ab“, sagt Irl. „Wir wollen sie überreden, zu uns zu kommen“. Damit die Betroffenen auch weiterhin von diesen Angeboten profitieren können, ist der Verein auf Unterstützung der Stadt angewiesen. Vom Rathaus ist Irl bislang enttäuscht, „alle unsere Anfragen sind ins Leere gelaufen“. Auf Nachfrage des Münchner SamstagsBlatts sicherte die Stadt nun Unterstützung zu, erste Gespräche hätte es bereits gegeben, sagt Fabian Riedl vom Sozialreferat und weist auf bereits vorhandene Angebote hin. „Mit aufsuchender Sozialarbeit wird versucht, Betroffene anzusprechen und zu aktivieren, in eine Unterkunft zu kommen. Das Amt für Wohnen und Migration sowie die Bahnhofsmission haben genügend Schlafplätze zur Verfügung. Niemand muss in München auf der Straße schlafen.“

Um auf die vorhandenen Wärmestuben und Unterkünfte aufmerksam zu machen, wäre ein mobiler Kältebus von Vorteil. Dazu hat die Münchner CSU nun einen Prüfantrag gestellt. „Das Kältebusteam soll Wohnungslose regelmäßig auf der Straße aufsuchen und sie zu einem sichereren Übernachtungsplatz fahren, ohne dass verwaltungstechnische Vorläufe nötig sind“, sagt Stadtrat Marian Offman. In anderen Städten wie Berlin und Bremen laufe das Projekt Kältebus bereits erfolgreich. Doch mit einer Umsetzung rechnet der CSU-Stadtrat dieses Jahr nicht mehr. „Die Obdachlosen brauchen jetzt Hilfe“, sagt Walter Hiel. Kurzerhand organisierte er zusammen mit Wirten der Kultfabrik einen Kältebus, der bereits einige Obdachlose in die Wärmestuben brachte. Doch es gebe noch viele Menschen, die schwer aufzufinden sind. Nach Schätzungen leben in München etwa 300 bis 400 Obdachlose. Er appelliert an die Münchner, die Notrufnummer 20061911 in ihr Handy zu speichern. „Nur so können wir gezielt hinfahren und den Menschen helfen.“

Auch weitere Hilfe wird dankend angenommen, allerdings kann der Verein Golden Donkey keine Kleiderspenden mehr brauchen. „Es sind keinerlei Lagerkapazitäten mehr frei“, sagt Tobias Irl. „Aber wir freuen uns über Zeit- und Geldspenden. Finanzielle Unterstützung oder eine helfende Hand können wir immer gebrauchen“ Mehr Infos unter www.golden-donkey.de.

Von Stefanie Halbinger

Artikel vom 11.02.2012
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