Otterfinger Bürger uneins über Standort für neues Zentrum

Otterfing · Sportpark, quo vadis?

Viele Otterfinger waren gekommen, um mit den Gemeinderäten über die Zukunft des neuen Sportzentrums zu diskutieren.	Foto: Pietsch

Viele Otterfinger waren gekommen, um mit den Gemeinderäten über die Zukunft des neuen Sportzentrums zu diskutieren. Foto: Pietsch

Otterfing · Falls sich die Gemeindevertreter von der außerordentlichen Bürgerversammlung zum Thema »Neues Sportzentrum« Ende Januar ein eindeutiges Meinungsbild der Bevölkerung erhofft hatten, wurden sie enttäuscht.

Bei der Frage ob die aus den 70er-Jahren stammende Sportstätte am Altstandort saniert beziehungsweise neu gebaut werden solle oder aber ein Neubau an einem alternativen Standort wünschenswerter sei, zeigten sich die Otterfinger unentschlossen, wenn nicht sogar tief gespalten. Zu Beginn der Veranstaltung hatten Bürgermeister Jakob Eglseder, (CSU), Ortsentwickler Bernhard Landbrecht und Florian Brand vom Landratsamt München die rund 200 anwesenden Bürger in der übervollen Schulaula über den Stand der Planungen sowie über die Vor- und Nachteile der zur Debatte stehenden Standorte informiert.

So sei eine Erweiterung der Anlagen am alten Standort nicht nur teuer, sondern auch nur in sehr engem Rahmen möglich, da außer den vorhandenen 36.000 Quadratmetern keine weiteren Flächen zur Verfügung stehen. Die Sportflächen am Nordrand der Gemeinde sind von fast allen Seiten durch bestehende Gebäude und Straßen umbaut. Schon jetzt liegt der westlichste Fußballplatz mit 11.500 Quadratmetern Fläche nicht auf gemeindeeigenem Grund, sondern wird zugepachtet, erklärte Landbrecht die derzeitige Situation.

Aus diesem Grund habe die Gemeinde nach Alternativen gesucht und fünf weitere Flächen rund um die Ortschaft unter die Lupe genommen. Als Favorit habe sich dabei eine bisher landwirtschaftlich genutzte Fläche am östlichen Ortsrand auf der Südseite der Kreuzstraße heraus kristallisiert. Dort könne man auf 70.000 Quadratmetern »sehr großzügig planen«, so Landbrecht der diesem Standort eine »große Zukunftsfähigkeit« attestierte.

Auch Landratsamtmitarbeiter Florian Brand, favorisierte unter Lärmschutz-Aspekten eindeutig den neuen Standort. »Am Altstandort gab es schon öfter Beschwerden«, erinnerte er, zudem könnte die dortige Anlage bei größeren Umbauten ihren Status als Altanlage verlieren. Die Konsequenz wären weit schärfere Regeln beim Lärmschutz, unter Umständen könnten dann die Außenanlagen nach 20 Uhr nicht mehr genutzt werden. Anders sähe es am neuen Standort aus. Zum einen gäbe es kaum umliegende Bebauung, zum anderen könne man durch die Situierung der Gebäude einen guten Lärmschutz erreichen.

Zu den Vorteilen dieses Standorts zählt auch die Tatsache, dass die Eigentümerfamilie bereit war zu verkaufen – ein Umstand der den Gemeinderat im Juli veranlasste den Kauf der Fläche zu beschließen, informierte Bürgermeister Eglseder die Zuhörer. 860.000 Euro habe die Gemeinde dafür bezahlt – unter der Maßgabe, dass dort ein Sportgelände entsteht. Verwendet die Gemeinde den Grund für andere Baumaßnahmen, wird noch einmal ein Aufpreis von 50 Prozent der Differenz zu Baulandpreisen fällig. Zu teuer, verkehrstechnisch schlecht angebunden und zu weit draußen für die Kinder, das waren die Hauptkritikpunkte der Gegner des neuen Standortes bei der anschließenden Diskussion.

Doch bezahlbar sei das Projekt, beruhigte Kämmerer Helmut Näher. Die Gemeinde lege seit fünf Jahren jährlich 200.000 Euro für das Sportzentrum auf die Seite, bis zum geplanten Baubeginn habe man auf die ­Weise 2 Millionen Euro in der Tasche. Weitere 700.000 Euro habe die Brauerei zugesagt, die auf dem Gelände eine Ausflugsgaststätte realisieren möchte. Die restlichen Finanzierungsmittel sollen aus dem Verkauf der Grundstücke am Altstandort als Bauland erzielt werden. Doch gerade mit letzterem rief er erneut die Kritiker auf den Plan – zu viele Neubürger würden wiederum Neuinvestitionen im Bereich der Kinderbetreuung nach sich ziehen, befürchteten sie.

Ohnehin sei der Standort an der Kreuzstraße mangels Geh- und Radwegen insbesondere für Kinder nur sehr schlecht zu erreichen, die stark befahrene Kreuzstraße und die Brücke über die S-Bahn würden dadurch noch frequentierter. Bürgermeister Eglseder sieht Brücke und Verkehr dagegen nicht so problematisch, denn die Brücke müsse ohnehin 2013 erneuert werden, »dann gleich mit Fuß- und Radweg«, zudem führen »heute eh schon alle mit dem Auto zum Sport«.

Was schon die Redebeiträge der Zuhörer sowie der Applaus zu den jeweiligen Beiträgen hatten vermuten lassen, zeigte eine Meinungsabfrage am Ende der Veranstaltung: Die Freunde des Altstandortes waren genauso stark vertreten, wie die Befürworter eines neuen Standortes. Mit einem bunten Klebepunkt konnten die Bürger auf einem Poster für den alten oder neuen Standort votieren. Rund 140 Bürger gaben ihre Stimme ab, der Vorsprung für den neuen Standort blieb eher akademisch im niedrigen einstelligen Bereich.

Ob sich angesichts der dieser Situation ein Vorschlag von Zuhörer Alfred Schuster durchsetzen wird, ist allerdings noch fraglich. »So etwas muss man heute über einen Bürgerentscheid machen«, hatte er gefordert. »Doch nicht in Otterfing, bei uns geht das doch noch anders«, verwehrte sich Gemeinderätin Ulrike Stockmeier (FWG) spontan dagegen. Andrea Pietsch

Artikel vom 31.01.2012
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