Christen aus dem Landkreis demonstrieren für Toleranz

Ottobrunn · »Wir pfeifen drauf«!

Christen aus dem südöstlichen Landkreis zeigten am vergangenen Sonntag Flagge und demonstrierten gegen rechte Gewalt. Bürgermeister Thomas Loderer nahm auch teil.	Fotos: hw

Christen aus dem südöstlichen Landkreis zeigten am vergangenen Sonntag Flagge und demonstrierten gegen rechte Gewalt. Bürgermeister Thomas Loderer nahm auch teil. Fotos: hw

Ottobrunn · Mit Humor und Ideenreichtum reagierten Christen aus dem südöstlichen Landkreis am vergangenen Sonntag auf einen rechtsradikal motivierten Angriff auf einen türkischen Taxifahrer, der sich am 22. Januar in Ottobrunn ereignet hatte.

Ein als Rechtsextremer bekannter 28-jähriger Deutscher hatte den türkischen Taxifahrer bei einem Stopp an einer Ottobrunner Tankstelle niedergeschlagen und ihn beleidigt. Die Attacke fiel so heftig aus, dass dem Taxifahrer das Nasenbein gebrochen wurde.

Von dem Vorfall erfuhr der Theologiestudent Philipp Stolz, der in der Ottobrunner Michaelskirche aktiv ist und dort als Pfarrer arbeiten wird. Bei einer Dienstbesprechung kam die Idee auf, ein Pfeifkonzert im Anschluss an den Gottesdienst am vergangenen Sonntag zu veranstalten, um deutlich Stellung gegen diese Tat in der eigenen Gemeinde zu beziehen. Unterstützung fand die evangelische Gemeinde schnell bei allen anderen Pfarreien in Ottobrunn und auch über die Gemeindegrenzen hinaus. So fanden sich am Sonntagvormittag zahlreiche mit Trillerpfeifen »bewaffnete« Bürger auf dem Vorplatz des S-Bahnhofes ein. Aus gutem Grund habe man diesen Platz gewählt, sei doch hier auch der Taxistammplatz der Gemeinde, erklärte Pfarrer Olaf Stegmann von der Michaelskirche. Dekan Matthis Steinbauer zeigte sich überwältigt davon, dass so viele Menschen zu der doch recht spontanen Aktion zusammengefunden hatten.



Von Heike Woschée

Gemeinsam mit Pfarrern und Pfarrgemeinderatsmitgliedern aus den vielen Kirchengemeinden im südöstlichen Landkreis sprachen sie ihre Fürbitten, in die sie auch den Täter ausdrücklich miteinschlossen. Sie baten darin, dass der Täter Einsicht gewönne und offen würde für die Vielfalt, die das Leben miteinander bietet. Die Tat jedoch wurde von den Verantwortlichen der Demonstration klar und eindeutig verurteilt. Nach einem gemeinsamen Lied und einem Gebet wurde dann aus vielen Kehlen ein ohrenbetäubendes Pfeifkonzert veranstaltet. Wer keine eigene Pfeife dabei hatte, konnte sich zuvor von den Veranstaltern eine geben lassen. Auch Bürgermeisterin Ursula Mayer (Höhenkirchen-Siegertsbrunn) und Bürgermeister Thomas Loderer gehörte zu den Teilnehmern. »Ich bin stolz auf diese Aktion, ein Zeichen von Toleranz und gelebter Ökumene«, erklärte Loderer. hw

Artikel vom 30.01.2012
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