Hallbergmoos führt Kindergarten-Wartelistengebühr ein

Hallbergmoos · Gemeinde setzt bei Eltern an

Zu schnell reagiert hat die Gemeinde 2011 und die Container-Anmietung an der Hauptschule verlängert, obwohl es letztlich dafür keinen Bedarf gab. Foto: bb

Zu schnell reagiert hat die Gemeinde 2011 und die Container-Anmietung an der Hauptschule verlängert, obwohl es letztlich dafür keinen Bedarf gab. Foto: bb

Hallbergmoos · Selbst in der reichen Gemeinde Hallbergmoos macht man sich ständig Gedanken, wie man die Kosten weiter senken kann. Jetzt trifft es die Eltern der Kindergartenkinder, die zugewiesene Plätze nicht annehmen oder lieber auf den Wunschkindergarten warten wollen.

Die Gemeinde ist eigentlich stolz auf ihr „kinderfreundliches“ Image. „Junge Familien ziehen aus Neufahrn, Eching oder Freising zu uns, weil wir so gute und ausreichende Kindereinrichtungen haben“, stellt Bürgermeister Klaus Stallmeister stolz fest. Mit einem Durchschnittsalter von unter 38 Jahren ist man unter den ersten drei der jüngsten Kommunen in Bayern, auch bei den Kindereinrichtungen ist Hallbergmoos ganz weit vorne mit insgesamt 900 Betreuungsplätzen für Kinder von 0 bis 14 Jahren.

In diese Kindereinrichtungen, die kräftige Defizite produzieren, investiert die Gemeinde im Jahr 2012 über 900.000 Euro. Doch nun war es zu viel: „Wir haben im Jahr 2011 schnell reagiert – zu schnell – und zusätzliche Container aufgestellt sowie Personal eingestellt. Das darf uns nicht mehr passieren, dieses Jahr warten wir bis zum Juli – hoffentlich bekommen wir aber dann noch das Personal, das wir dann eventuell brauchen“, sagte Rathaus-Leiter Herbert Kestler. Karl-Heinz Zenker (FW) meinte: „Das hat uns vergangenes Jahr fast 70.000 Euro gekostet, das müssen wir künftig verhindern! Vor 25 Jahren gab es nur einen Kindergarten, da war man froh, wenn man einen Platz hatte - heute kostet uns der Luxus ‚Wunschkindergarten‘ sehr viel Geld!“


Während Eltern in Freising, Erding oder München froh sind überhaupt einen Kindergarten-, -krippen- oder –hortplatz zu einem gewünschten Termin zu ergattern, gibt es in Hallbergmoos schon seit Jahren keine Wartelisten mehr. Fünf Kindergärten, zwei Kinderkrippen und zwei Kinderhorte gibt es bereits. Für die nächste Krippe auf dem ehemaligen Volksfest-Areal erfolgt demnächst der erste Spatenstich. Ganz neu wurde beschlossen, im Norden der Gemeinde nicht nur günstige Baugrundstücke für Ortsansässige zur Verfügung zu stellen, sondern auch ein Grundstück für eine weitere Kinderbetreuungseinrichtung.

Immer wieder führte die Gemeinde fast ein Jahr vor dem Beginn des Kindergartenjahrs Befragungen unter den Eltern des Ortes durch, wer in welcher Einrichtung Bedarf hat, „die Zahlen stimmten dann aber nie mit den tatsächlichen Anmeldungen überein“, so Bürgermeister Klaus Stallmeister. So auch im vergangenen Jahr, als die Anmeldezahlen so hoch waren, dass bei der Gemeinde alle Alarmglocken schellten und man schnell reagierte: durch die verlängerte Anmietung des Containers an der Hauptschule entstanden Kosten von 17.000 Euro, durch die Einstellung von zusätzlichem Personal für die Krippe „Sternentor“ über 50.000 Euro. Doch als das neue Kinderbetreuungsjahr losging, waren die vielen angemeldeten Kinder plötzlich nicht mehr da, andere Kinder erhielten Plätze, aber nicht im „Wunschkindergarten“ – und so lehnten deren Eltern den Platz ab und warteten lieber ab.

Um diesem Dilemma Herr zu werden fand sich eine „Arbeitsgruppe Kinderbetreuungsgebühren“ zusammen: Klaus Gaßner (Einigkeit), Stefan Kronner (SPD), Karl-Heinz Zenker (FW), Robert Wäger (Grüne), Herbert Kestler (Gemeindeverwaltung) tagten unter der Leitung von Sozialreferentin Karla Cole. Die CSU entsandte keinen Vertreter. „Wir haben sehr intensiv über die Themen Geschwisterermäßigung, Anmeldegebühr, Ummeldegebühr, Elternbeiträge und bessere Planung der Kinderplätze diskutiert – leider sind wir in vielen Punkten zu keiner gemeinsamen Lösung gekommen“, berichtete Cole, die daher ihre persönlichen Pläne und Einschätzungen vortrug.

Bei der Geschwisterermäßigung, deren Gebührenstaffelung die Gemeinde jährlich 108.000 Euro kostet, bleibt nach dem Motto „Wir können uns das leisten!“ auch 2012 alles beim Alten. Bei der Krippen-Anmeldegebühr in Höhe eines Monatsbeitrags votierten die SPD und Wäger dafür, wurden aber vom Rest des Gemeinderats überstimmt. Ebenso stimmte die Mehrheit gegen eine Gebühr, wenn Eltern ihre ursprünglich beantragten Zeiten verändern wollten. Nach Auskunft von BRK und AWO (Soziale Zukunft) fallen dafür im Computerzeitalter pro Kind maximal zwei bis drei Minuten Aufwand an. Nur die SPD war der Ansicht, dass man hier 10 Euro pro Umbuchung kassieren sollte.

Anders sah es aus beim Thema „Wartelistengebühr“, wenn also Eltern nicht den Wunschkindergarten bekommen und dann lieber auf der Warteliste bleiben, bis im Lieblingskindergarten etwas frei wird. „Das ist zwar nicht in Ordnung, doch das wird in Hallbergmoos schon immer so gemacht!“, sagte Cole, die eine „Strafgebühr“ ablehnte. Kronner (SPD) entgegnete: „Nur weil etwas 25 Jahre gemacht wird, was nicht in Ordnung ist, können wir es doch nicht so lassen. Die Eltern müssen sich eben vorher gut überlegen, was sie wollen, zahlen dafür eine Monatsrate, die bei der konkreten Anmeldung verrechnet wird. Möchten Sie dann doch etwas anderes oder nehmen den Platz nicht an, dann ist dieses Geld eben verloren!“ Das sah auch Robert Wäger genauso und mit ihm die Mehrheit des Gemeinderats. Zudem wird man 2012 erst im Juli entscheiden, ob und welchen Bedarf es an Plätzen und Personal gibt.

Artikel vom 28.01.2012
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