Schülerin Anna Maletz setzt sich für Jugendliche ein

Schwabing · Contra »Ellenbogenmentalität«

Anna Maletz.	Foto: js

Anna Maletz. Foto: js

Schwabing · »Den Einstieg in die Politik zu finden ist gar nicht so einfach«, gibt Anna Maletz zu. Die 18-jährige Schülersprecherin des Sophie-Scholl-Gymnasiums vertritt als Mitglied der Stadtschülervertretung die Interessen von Jugendlichen gegenüber dem Stadtrat.

Zu ihren Zielen zählen unter anderem die Einführung der Ganztags- und Gesamtschule, aber auch kleinere Projekte wie etwa ein stadtweites Treffen für Verbindungslehrer. Schon als Klassensprecherin hat es Maletz Spaß gemacht, sich für andere einzusetzen. Wie das Gemeinwesen im Großen funktioniert, erfährt sie nun aus erster Hand. Immer wieder nimmt sie im Rahmen der Stadtschülervertretung an den Sitzungen des Kinder- und Jugendhilfeausschusses der Stadt teil. Die Schule stellt sie dafür sogar vom Unterricht frei: »Politisches Engagement wird bei uns unterstützt.« Die Politiker zu verstehen, sei anfangs schwierig gewesen, da ihr das Vokabular nicht vertraut gewesen sei. Auch habe sie zunächst Vorbehalte gehabt, den Stadträten ihre eigenen Ideen mitzuteilen. Inzwischen habe sich diese »Hemmschwelle« jedoch abgebaut.

Wichtig sei ihr etwa das Thema Ganztagsschule. Vor allem das Erlernen von sozialen Kompetenzen käme im Unterricht nämlich zu kurz. Die Schüler würden »durch die Fächer gedrückt«, es gehe vorwiegend um die Vermittlung von Wissen. »Ellenbogenmentalität und Konkurrenzdenken« würden so schon in der Schule vermittelt. Im Ganztagsbetrieb, bei dem sich Lern- mit Erholungsphasen abwechseln, könne man dem entgegenwirken. Außerdem sei mehr Zeit für Praxisbezug im Unterricht. Kritisch gegenüber steht Maletz auch dem dreigliedrigen Schulsystem. Eine Gesamtschule hält sie für die bessere Lösung. Immer noch kämen Kinder von Akademikern meist auf das Gymnasium. Wer Empfänger von Arbeitslosengeld II als Eltern hat, könne dagegen oft nur die Hauptschule besuchen: »Diese Gruppen haben dann nichts miteinander zu tun.« Die Gesamtschule könne dazu beitragen, dass sich jedes Kind individuell entwickeln kann und helfen, Vorurteile gegenüber Hauptschülern abzubauen. Diese seien nämlich »keine schlechteren Menschen«. Zwar werden nicht alle Ideen von Maletz Wirklichkeit: »Aber sie werden zumindest gehört.« Gut stehen die Chancen indes für praktische Vorschläge, die wenig kosten, wie etwa die Organisation eines Treffens für die Verbindungslehrer der Münchner Schulen. »Es ist wichtig, dass sie sich untereinander austauschen«, findet Maletz.

Insgesamt verbringt sie mit ihrem ehrenamtlichen Engagement etwa zwei bis zehn Stunden in der Woche. Zum Beruf will sie die Politik jedoch nicht machen: »In der Öffentlichkeit zu stehen wäre nichts für mich.« Stattdessen plant sie, nach dem Abitur in die Hotel- und Tourismusbranche einzusteigen. Vorstellen kann sie sich etwa eine Ausbildung im Hotelfach oder ein Studium der Richtung Eventmanagement in Schottland. Politisch werde sie sich höchstens ehrenamtlich oder auf kommunaler Ebene betätigen: »Wenn sich das anbietet, sage ich nicht nein.« Julia Stark

Artikel vom 28.01.2012
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