„Da schau her!“ Albrecht Ackerland über neue Namen für alte Ausschüsse

München · Zum Thema der Woche: Umbenennung der Bezirksausschüsse

München · Klingt ja auch wirklich wie eine Bürokratiemaschine, in der noch Ärmelschoner getragen werden und die Münder nach lauwarmem Brühkaffee riechen.

Das ist schade. Wenn sich in der Boazn mal wieder eine den ganzen Abend beschwert, dass wo ein Verkehrsschild fehle, dass sie jetzt schon wieder einen Baum umgeschnitten haben, der doch noch pfenniggut gewesen wäre, oder dass die kleine Raseninsel vor der Haustüre den Begriff „Hundeklo“ nicht verdient habe, weil selbst das gstinkertste Bahnhofsklo nicht so ekelhaft sei – wenn also wieder einer von den ewigen Gscheidhaferln umeinanderlamentiert, dass mir meine Halbe schal wird, dann empfehle ich: Beschwer' dich halt beim Bezirksausschuss. Ein Totschlagargument.

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Denn meistens schauen's dann, als hätte ich gerade die Geschichte von der weißen Maus erzählt. Ich habe noch kaum jemanden getroffen, der wirklich weiß, was da in den Bezirksausschüssen so vor sich geht, was der Unterschied zur Bürgerversammlung ist, und dass das alles nichts Feindliches ist, sondern eine schöne Möglichkeit, sich seine Stadt zumindest ein bisserl so zu machen, wie man sie haben will. Das klingt jetzt im ersten Moment so, als habe der Bezirksausschuss wirklich Macht. Hat er aber gar nicht, er wird von der Verwaltung und vom Stadtrat gehört – denn nur dort wird wirklich entschieden. Aber meistens wird schon das getan, was die politischen Viertelgschaftler sich vorher überlegt haben. Gschafteln meine ich hier übrigens als großes Kompliment, denn viel zu viele gschafteln viel zu wenig und jammern nur umeinander, dass man ja eh nichts tun kann. Ich habe mir schon öfter Bezirksausschusssitzungen angeschaut. Sie bieten eine wunderbare Unterhaltung zu seiner Halben Bier. Und man lernt dabei noch was: Wie das Viertel funktioniert, worauf's ankommt, wo die Probleme sitzen und wie versucht wird, ewigen Problemen beizukommen. Das mag trocken klingen, ist aber oft durchaus eine Gaudi. Und einen Spaß brauchen die Bezirksausschüssler auch, weil großer Ruhm kommt durch das Amt nicht zustande.

Ich habe meine Achtung vor den Gschaftlern, auch wenn sich manch Vorsitzender dieser Gremien schon arg wie ein Viertelpatron geben mag. Es sei vergönnt. Schließlich hat ja jeder von uns Bürgern im Prinzip seine Redezeit und kann gegensteuern. Das machen leider viel zu wenige. Vielleicht würde es ja tatsächlich helfen, den Ausschuss einen Rat zu nennen. Das klingt jedenfalls weniger bürokratisch und schreckt womöglich weniger ab. Viel wichtiger wär's allerdings, den Menschen im Viertel klarzumachen: Ihr Rat ist gefragt. Eines jeden Rat.

Artikel vom 19.01.2012
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