Wegen Sanierung: Gärtnerplatztheater verkauft Kostüme

Zentrum · Darf’s ein Biest sein?

Prachtvolle Theaterkleider stehen zum Verkauf: Inge Schäffner (l.) und Sibylle Maurides haben rund 1.000 Kostüme ausgewählt.	Foto: scy

Prachtvolle Theaterkleider stehen zum Verkauf: Inge Schäffner (l.) und Sibylle Maurides haben rund 1.000 Kostüme ausgewählt. Foto: scy

Zentrum · Vielleicht würden manche Ehemänner sagen, ihre bessere Hälfte sei so ein richtiges Biest. Eher aber wohl hinter vorgehaltener Hand oder in der Stammtischrunde.

Doch auch anderswo finden sich Biester, grässlich und furchterregend, beispielsweise im Fundus des Staatstheaters am Gärtnerplatz. Genauer gesagt: Dort hängt zwischen Tausenden von Bühnenkleidern das imposante Kostüm des Ungetüms aus Philipp Glass’ Märchenoper »Die Schöne und das Biest«. Und wer sich immer schon mal dachte, er würde gerne mal in eine Monster-Rolle schlüpfen, der hat nun die Möglichkeit dazu: Denn das Biest-Kostüm kann beim bevorstehenden Kostümverkauf des Gärtnerplatztheaters am Samstag, 14. Januar, erworben werden. »Das ist unser absolutes Highlight«, sagt Kostümdirektorin Inge Schäffner, die mit Fundusleiterin Sibylle Maurides und anderen Kollegen das umfassende Angebot zusammengestellt hat. Wegen der Theatersanierung und des damit verbundenen Umzugs trennt sich das Schauspielhaus vor allem von besonders großen Teilen des Fundus.

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Zudem stehen diesmal besonders viele Teile zum Verkauf, etwa ein Drittel mehr als sonst. Rund 1.000 Kostümteile aus den verschiedensten Inszenierungen etwa aus »Hoffmanns Erzählungen«, »Viva la Mamma« oder »Madame Pompadour«, dazu Accessoires wie Hüte, Federn, Gürtel und auch Schuhe warten auf neue Besitzer. Alltagstaugliches findet sich ebenso wie raffinierte Abendroben und Ausgefallenes. Preiskategorie: ab fünf bis etwa 180 Euro. »Damit bietet sich beispielsweise die Möglichkeit, sich vor Faschingsbeginn mit richtig ausgefallenen Kostümen zu versorgen, die alle bereits auf der Theaterbühne getragen wurden«, sagt die Pressesprecherin des Theaters, Anke Michaelis. Besonders ist sicher die hervorragende Qualität der Kleidungsstücke: Alle sind eigens in den Theaterschneidereien angefertigt worden. Außerdem können erstmals handgefertigte Bühnenpros­pekte aus den Lagern der Theatermalerwerkstätten erworben werden. »Eine einmalige Gelegenheit für alle Bühnenbildner, Raumausstatter, Innenarchitekten und jeden, der sich für ausgefallene Raumdekorationen interessiert«, so Michaelis. Der Eintritt zum Kostüm- und Prospektverkauf am Samstag ist frei. Eine Reservierung ist nicht möglich. Interessierte kommen einfach zum Haupteingang des Gärtnerplatztheaters. Los geht es ab 10 Uhr, Ende ist spätestens gegen 15 Uhr. Bei großem Andrang werden ab 9.30 Uhr jedoch Wartemarken ausgegeben, die die Reihenfolge des Einlasses regeln. »Unsere Erfahrung zeigt, dass uns die Leute regelrecht die Bude einrennen«, erzählt Inge Schäffner. Neben zahlreichen Privatleuten kämen auch Kostümbildner kleinerer Theater, Filmleute und Betreiber von ­Ballettschulen. Wer durch das Gärtnerplatztheater geht, der spürt, dass Abschiedsschmerz schon in der Luft liegt. Nicht nur im Fundus und im Malersaal wird aussortiert, auch sonst wird schon das eine oder andere geräumt und weggebracht. Zurzeit falle oft der Satz »Das ist jetzt das letzte Mal«, berichtet Pressefrau Michaelis.

Der »erste Mann« wechselt

Denn mit der Sanierung steht auch bald ein Intendantenwechsel an: Statt Ulrich Peters wird ab der Spielzeit 2012/2013 Josef Ernst Köpplinger der erste Mann im Haus sein. Was auch einen Ensemblewechsel bedeutet.

Die vorerst letzte Vorstellung wird am 21. April gezeigt, »Die Fledermaus«. Nach einer Abschiedsgala schließen dann am 1. Mai die Pforten – und öffnen sich spätestens wieder zum 150-jährigen Jubiläum im Jahr 2015. »Erst dann sind wir wieder vollständig bespielbar«, so Michaelis. »Doch um es noch mal ganz klar zu sagen: Das Theater schließt nicht, es geht während der Sanierung auf Wanderschaft.« Ausweichspielstätten sind unter anderem das Prinzregententheater, der Tanzspielort Schwere Reiter, das Cuvilliés-Theater sowie die Reithalle. Darüber hinaus ist eine Kooperation mit dem Deutschen Theater geplant. Die Kosten der Sanierungsmaßnahmen belaufen sich auf 70 Millionen Euro. »Die gesamte Infrastruktur wird verändert, kaum ein Raum wird mehr dort zu finden sein, wo er war«, so Michaelis. Nach unten wird gegraben, ein neues Stockwerk entsteht, dort wird die bisher ausgelagerte Probebühne installiert. »Das verbessert nicht nur die Probensituation für Künstler und Techniker, sondern spart auch Transportwege und ­Transportkosten«, erklärt Michaelis. Ebenfalls auf der Agenda stehen: die Sanierung der maroden Sanitäranlagen und Abwasserleitungen, die Schaffung barrierefreier Zugänge zu allen Ebenen, die Überholung elektrischer Anlagen und der Ausbau des Brandschutzes. Zudem sollen die Lüftungstechnik, die teilweise 100-jährige Heizungsanlage und die Wärmedämmung modernisiert werden und eine Verbesserung der Energiebilanz ermöglichen.

Denkmalschutz ist berücksichtigt

Schließlich sollen Umbauarbeiten in der Eingangshalle und im Außenbereich den Zugang zum Haus besucherfreundlicher machen – alles unter Berücksichtigung des Denkmalschutzes. »Keine Sorge, die Besucher werden ihr geliebtes Theater wieder erkennen«, versichert Michaelis. »Es wird nach der Sanierung in neuem Glanz erstrahlen und neue Möglichkeiten bieten, von dem Publikum und Kunst auf jeden Fall profitieren werden.« Sylvie-Sophie Schindler

Artikel vom 09.01.2012
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