Mit Glocken gegen Wölfe und Dämonen

Kirchseeon · Zum „Drei-Kini-Lauf”!

An Heilig-Drei-König ziehen nach altem Brauch die Widdersdorfer Wolferer mit ihren Glocken lautstark durch Kirchseeon. 	Foto: VA

An Heilig-Drei-König ziehen nach altem Brauch die Widdersdorfer Wolferer mit ihren Glocken lautstark durch Kirchseeon. Foto: VA

Kirchseeon · Am Freitag, 6. Januar, findet der Perchtenlauf in Kirchseeon seinen Abschluss. Ab 16 Uhr startet der „Drei-Kini-Lauf“ in der Wasserburger Straße und endet am frühen Abend am Perchtenbrunnen im Marktplatz.

Als Besonderheit zum „Drei-Kini-Lauf“ sind die „Widdersdorfer Wolferer“ zu Gast in Kirchseeon und zelebrieren einen Brauch, der eigentlich in den Spätherbst gehört. Früher haben die Hirten den Kühen Glocken um den Hals geschnallt, um die Bären und Wölfe durch das „Gebimmle“ von der Weide fernzuhalten und um verlorene Tiere leichter wieder zu finden. Im Spätherbst wurden die Kühe in die Stallungen getrieben. In dieser Zeit haben sich dann die Bauern und Knechte der einzelnen Höfe die Kuhglocken selbst umgeschnallt und kräftig geläutet um zum einen die Wölfe und Bären vom Bauernhof fernzuhalten und zum anderen haben sie dadurch ihre Freude über eine gelungene Ernte und den verlustlosen Weideaufenthalt der Kühe zum Ausdruck gebracht. In der Frühzeit des „Wolfauslassens” könnte dies auch noch der Dämonenabwehr gegolten haben, weil sich der Glaube an die Finsteren Mächte in den riesigen Waldgebieten des Bayerischen Waldes, sehr lange gehalten hat.

Der Brauch des „Wolfauslassens”

An jedem 9. November melden sich die „Wölfe” in den verschiedenen Orten der Gemeinde Rinchnach an. Die jungen Burschen und auch ältere Männer schnallen sich am vereinbarten Treffpunkt ihre Glocken um die Hüften und stellen sich in Reihen auf. Der Hirte, Chef der Gruppe, steht mit seinem kunstvoll verzierten Hirtenstecken an der Spitze des „Wolfes”. Mit dem Schrei „Buam hat’s oid­samt do, geht koana mehr o, dann riegeld’s enk”, geht es los. Die Wolfauslasser beugen sich vor und schütteln ihre Glocken schnell hin und her („riegeln”) bis der Hirte seinen Stock hebt und damit den Takt für das Geläut angibt. Der Wolf marschiert dann hinter seinem Hirten her von Haus zu Haus. Vor jeder Haustür wird dann kräftig geläutet, bis der Hausherr die Tür öffnet. Dann hebt der Hirte seinen Stock und gibt damit den Befehl zum Aufhören des Geläutes. Jeder muss jetzt ganz still sein, denn der Hirte sagt nun seinen Hirtenspruch auf. Während sich der Wolf danach wieder riegelt, drückt der Hausherr dem Hirten ein Geldstück oder einen Geldschein in die Hand (früher gab es meist Speisen und Getränke). Der Hirte bedankt sich und lässt den „Wolf” nochmals kräftig läuten, dann geht es weiter zum nächsten Haus oder Hof. Dazwischen zeigen immer wieder die Goaßl­schnalzer ihr Können und schicken Knallkonzerte durch die Spätherbstnacht.

Glühwein und Würstl am Marktplatz

Gegen 19.30 Uhr schießen die Kirchheimer Feuerschützen einen Salut, bevor die wilde Perchtenschar und die „Wolferer“ mit ihren großen Glocken lautstark in den Marktplatz einziehen. Die Besucher können sich bis zum großen Finale am Perchtenbrunnen die Wartezeit bereits ab 16 Uhr an einem kleinen Standl verkürzen.

Artikel vom 29.12.2011
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