Vaterstettener A-capella-Gruppe verabschiedet sich

Vaterstetten · Das Ende der Pinguine

Im Dezember geben die Pinguin Singers ihre Abschiedskonzerte. Familienleben, Job, singen, das wird der A-capella-Gruppe zu viel – daher ist nun Schluss. 	Foto: Pinguin-Singers

Im Dezember geben die Pinguin Singers ihre Abschiedskonzerte. Familienleben, Job, singen, das wird der A-capella-Gruppe zu viel – daher ist nun Schluss. Foto: Pinguin-Singers

Vaterstetten · „Wenn es am schönsten ist, sollte man gehen“ – Nach diesem Motto verabschieden sich die Pinguin Singers nach 22 Jahren gemeinsamen „Vokalierens“ von ihrem Publikum. Auf die letzten Konzerte im Dezember darf man jetzt schon gespannt sein:

„Wir möchten nicht einfach unser altes Programm noch mal aufführen, sondern haben uns ein paar Überraschungen einfallen lassen“, verrät Tenor Marc Hamann. „Wir werden zwar einen zeitlichen Bogen spannen und ein paar ganz alte Songs ausgraben, aber es wird sicherlich kein demütiger Rückblick werden! Dazu sind wir zu sehr Entertainer.“ Zu den ganz alten Songs könnte „Mein kleiner grüner Kaktus“ gehören, denn damit fing alles an. Im Sommer 1989, im zarten Alter zwischen 14 und 18 Jahren, entdeckten Philipp Bernhard, Martin Tremmel und Florian Blumenthal im Singkreis des Vaterstettener Pfadfinderstamms Barrakuda, ihre Begeis­terung für diesen berühmten Schlager der Comedian Harmonists. „Philipp besorgte eine Aufnahme und versuchte mit uns, das Ganze mehrstimmig zu singen“, erinnert sich Florian Blumenthal. Das Ergebnis wurde erst beim Zeltlager zum Besten gegeben, begleitet vom Pianisten Felix Walleitner, dann beim bunten Abend der Landesversammlung. „Wir haben tagelang geübt, es klang bestimmt schrecklich, und dann sangen wir da in einer Scheune vor 300 Leuten – danach habe ich nur gesagt: Mir reicht’s“, erzählt Blumenthal. Doch Philipp Bernhard und Martin Tremmel konnten ihn überreden, weiter zu machen – 22 Jahre lang. Obwohl Florian Blumenthal seit sieben Jahren in der Schweiz lebt und davor zwei Jahre in Hamburg war, flog er immer wieder gerne für Proben und Konzerte nach Bayern ein. „Ein bisschen traurig ist es schon, dass wir aufhören“, gibt Bariton Robert Raßhofer zu, „aber wir sind mittlerweile alle in festen Familienverbänden, ­haben Jobs – das wird einfach zu viel“. Er selbst hat zwei Kinder, zwei und vier Jahre alt. Robert Raßhofer kam erst 1996 zu den Pinguin Singers, zusammen mit Marc Hamann, nachdem Andreas Bertram und Julian Bayerlein, die die drei „Ur-Pinguine“ einstmals „angeheuert“ hatten, wieder ausgeschieden waren.

„Nichts kann ewig weitergehen“

„Ich möchte eigentlich nicht aufhören, es war eine tolle Zeit, aber nichts kann ewig weiter gehen“, sagt Marc Hamann. Florian Blumenthal lässt keine Traurigkeit aufkommen. „Ich bin einfach nur dankbar, dass wir so eine schöne Zeit miteinander hatten. Schließlich hat am Anfang niemand gedacht, dass es so lange gehen würde.“ Er erinnert sich noch an das ers­te Engagement für eine Geburtstagsfeier: „Wir waren völlig von den Socken, dass wir dafür auch noch Geld bekommen sollten!“ Das erste Konzert war beim „Weinbeißer“ in Anzing. „Das war wie ein Wohnzimmer, 30 Leute passten rein, aber es war klasse“, so Blumenthal. Nachdem immer mehr Anfragen kamen, entschieden sich die aufgehenden A-capella-Stars, ein abendfüllendes Konzertprogramm einzustudieren, was sie erstmals 1991 im GSD Seniorenwohnpark in Vaterstetten zum Besten gaben. Dieses Konzert war der Durchbruch. Und nachdem Felix Walleitner 1992 ausschied, fanden die Eisvögel mit Tobias Stork einen neuen, treuen Pianisten, der bis heute zum Ensemble gehört. „Berühmt werden stand aber nie im Vordergrund bei uns“, betont Florian Blumenthal. „Es hat uns einfach Spaß gemacht“, bestätigt auch Marc Hamann und ergänzt: „Wir haben dann auch irgendwann aufgehört, bei Geburtstagsfeiern zu singen, weil wir uns niemandem aufdrängen wollten. Wer uns hören wollte, der sollte uns auf Konzerten hören“. Trotzdem genossen es die fünf, ein bisschen zu den „Großen“ zu gehören.

Unisono schwärmen sie noch heute von ihrer Reise nach Hongkong, wo sie zur Eröffnungsfeier des deutschen Filmfests „Berlin und Shanghai in den 20/30er-Jahren“ sangen, weil dort der Vilsmaier-Film „Comedian Harmonists“ gezeigt wurde. Auch die Einladung zum Musikfestival in Schleswig-Holstein erfüllte sie mit Stolz, „denn da darf nicht jeder hin“, erklärt Hamann grinsend. Ob es irgendwann doch noch einmal weiter geht mit den Pinguin Singers? „Keine Ahnung“, sagt Florian Blumenthal. „Wir haben zwar schon da­rüber nachgedacht, aber es gibt nichts Konkretes.“

Kontakt bleibt bestehen

Der Kontakt wird jedoch sicher nicht abbrechen. Schließlich gingen einige der „Pinguine“ zur selben Schule, auf das Gymnasium Vaterstetten, sangen im Baldhamer Don Camillo Chor, den Philipp Bernhard in den Anfängen leitete, und bei allen wird auch künftig der Frack im Schrank hängen. Der wird in den nächsten Wochen noch einmal verstärkt zum Einsatz kommen: Geplant sind Konzerte am 3. Dezember im Martinstadl in Zorneding (bereits ausverkauft), am 4. Dezember im Kleinen Theater in Haar, am 9. Dezember in der Black Box im Gasteig München, und am 17. Dezember im GSD Seniorenwohnpark Vaterstetten. Weitere Infos unter www.www.pinguin-singers.de.

Von Sybille Föll

Artikel vom 23.11.2011
Auf Facebook teilen / empfehlen Whatsapp

Weiterlesen





Wochenanzeiger München
 
Kleinanzeigen München
 
Zeitungen online lesen
z. B. Samstagsblatt, Münchener Nord-Rundschau, Schwabinger-Seiten, Südost-Kurier, Moosacher Anzeiger, TSV 1860, ...