Lebensretter Manuel Zitzmann aus Oberhaching ist der Südost-Kurier-Weihnachtsengel 2011

Oberhaching · Drei Minuten für ein Leben

Lebensretter Manuel Zitzmann freut sich über die viele Aufmerksamkeit auch wenn es für ihn selbstverständlich war zu helfen.	Foto: ar

Lebensretter Manuel Zitzmann freut sich über die viele Aufmerksamkeit auch wenn es für ihn selbstverständlich war zu helfen. Foto: ar

Oberhaching · Drei Minuten für ein Menschenleben »Im Augenwinkel sah ich, wie er einen Schritt ins Leere machte und weg war er«. Der Schutz­engel eines 32-jährigen US-Amerikaners bekommt ein Gesicht.

Der 18-jährige Manuel Zitzmann rettete am 3. April durch sein beherztes Eingreifen in den S-Bahn-Gleisen am Rosenheimer Platz das Leben des Mannes.

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Einmal im Jahr wollen wir den Helden des Alltags danken und belohnen einen dieser Menschen mit dem symbolischen Weihnachtsengel von Pflanzen Kölle und mit einem Gutschein im Wert von 100 Euro, vom Einkaufs-Center pep. Grund genug, Manuel Zitzmann als wahren Lebensengel und als unseren Weihnachtsengel 2011 auszuwählen. »Ich bin durch dieses Ereignis nicht etwas Besonderes oder Besseres als andere. Für mich war es ganz normal demjenigen in dieser Notsituation zu helfen«, sagt Zitzmann bescheiden, als er den Engel überreicht bekommt. Doch, es ist etwas Besonderes in die Gleise zu springen, zu helfen, und für einen Moment sein eigenes Leben für jemand anderen, ja sogar Fremden aufs Spiel zu setzen. Aktuelle Ereignisse zeigen, dass nicht immer ein Lebensretter vor Ort ist und die Situation so glücklich ausgeht, wie in diesem Fall.

Es war fünf Uhr morgens, als Manuel Zitzmann sich von einer Party auf den Heimweg nach Oberhaching begab. Als er die Rolltreppe am Rosenheimer Platz hinunter auf den Bahnsteig kam, bemerkte er aus dem Augenwinkel, wie ein Mann in die S-Bahn-Gleise stürzte. »Erst einmal habe ich panisch umhergeschaut, ob irgendein anderer sich noch in der S-Bahn-Station befindet. Aber ich sah keinen.« Geistesgegenwertig schaut Zitzmann auf die Anzeigentafel: Drei Minuten, dann kommt die S-Bahn. Ohne weiter nachzudenken sprang der sportliche 18-Jährige, der in seiner Freizeit die Sportarten Dirt-Biken, Snowboard und Skateboard betreibt, ins Gleisbett. Der bewusstlose Mann war nicht wach zu kriegen. »Ich watschelte ihm welche, sprach ihn an, aber es tat sich nichts.« Kurzerhand zog er den korpulenten Amerikaner in den zirka zwei Meter entfernten Rettungsschacht und legte ihn in die stabile Seitenlage. »Als ich ihn in der Nische hatte, wusste ich nicht, soll ich mich mit reinlegen oder nicht, falls er aufwacht, wenn die S-Bahn kommt und Panik bekommt.« Und da tauchten die S-Bahn-Lichter aus dem Tunnel schon auf. Schnell kletterte er aus dem Gleisbett nach oben. »Ich hatte in diesem Moment so viel Adrenalin, dass ich keine Gefühle hatte. Ich habe nur noch mechanisch reagiert und funktioniert. Es lief alles komplett automatisch ab. Den einzigen Gedanken, den ich die ganze Zeit hatte war, wenn der Mann da liegen bleibt, dann stirbt er – absolut sicher. Man realisiert in diesem Augenblick nicht, dass man vielleicht gerade sein eigenes Leben auf Spiel setzt bzw. gesetzt hat. Man denkt nicht daran, dass man sich selber in Gefahr bringt, sondern nur daran, dem anderen jetzt irgendwie zu helfen«, schildert der Auszubildende, der nächstes Jahr im Februar seine Ausbildung zum Anlagenmechaniker beendet.

Die Zugführerin hatte von den Ereignissen nichts bemerkt. Als die S-Bahn einfuhr, kamen immer mehr Menschen in die Station, gaben der Zugführerin Bescheid, dass ein Mann im Sicherheitsschacht liegt und Polizei, Feuerwehr und Sanitäter trafen ein. Der mit über zwei Promille betrunkene Amerikaner wurde geborgen und mit einer Kopfverletzung ins Krankenhaus eingeliefert. »Wie ich gehört habe, hat er angeblich auch gleich eine Not-OP bekommen aufgrund der Verletzung«, berichtet Zitzmann, der von einer deutschen Freundin des Verunglückten nach dem Unfall angerufen wurde um ihm auszurichten, dass ihr amerikanischer Freund sich sobald er wieder richtig gesund ist, er sich bei Zitzmann persönlich melden will. Bisher blieb dies aber aus. »Schön wäre es natürlich, wenn er sich melden würde, aber wenn nicht, bin ich ihm auch nicht böse. Ich würde es auf jeden Fall wieder tun.«

Neben seiner stolzen Familie waren viele in seinem Umfeld von seinem Mut beeindruckt. So auch eine anonyme Schreiberin, die ihm neben einem lobenden Brief 500 Euro zukommen ließ. Auch die Bundespolizei und der Fahrgastverband München ließen es sich nicht nehmen, ihm mit einer Aufmerksamkeit zu danken. Und so schließt sich der Südost-Kurier an, da dieser Einsatz wahrlich nicht selbstverständlich ist. »Mit dem Gutschein werde ich schöne Weihnachtsgeschenke für meine Eltern und meine ältere Schwester kaufen.« ar

Artikel vom 20.12.2011
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