Mit dem 3:2-Erfolg beim VfB Friedrichshafen bauen die Volleyballer von Generali Haching die Tabellenführung aus

Unterhaching · In der Schlussphase war das Glück auf der Seite der Hachinger

Erschöpft, aber glücklich: Haching siegt in Friedrichshafen mit 3:2.	 Foto: Verein

Erschöpft, aber glücklich: Haching siegt in Friedrichshafen mit 3:2. Foto: Verein

Unterhaching · Enttäuschung, Niedergeschlagenheit, Fassungslosigkeit. Ein paar Meter weiter pure Glückseligkeit, Lebensfreude, Fröhlichkeit. Zeugnisse eines gerade zu Ende gegangenen denkwürdigen Schlagabtausches der beiden derzeit besten Bundesliga-Mannschaften.

3600 Fans waren am Samstagabend in die Friedrichshafener ZF-Arena gekommen – und die bekamen all das zu sehen, was ein packendes Spiel bieten kann: lange Rallyes, tolle Angriffsschläge, erstklassige Abwehraktionen. Und mit Generali Haching einen würdigen, allerdings auch etwas glücklichen Sieger. Denn der VfB Friedrichshafen hatte es beim 2:3 (25:20, 18:25, 25:18, 19:25, 14:16) gegen den weiterhin ungeschlagenen Spitzenreiter selbst in den Händen, vergab aber im fünften Durchgang zwei Matchbälle. Im selbst ernannten Duell der Giganten gegen Generali Haching zeigten die Gastgeber zunächst, wer Herr im Hause ist. Doch im zweiten Durchgang unterliefen den »Häflern« zu viele leichte Fehler, die Paduretu-Schützlinge nahmen dankend zum Satzausgleich an. Ähnlich sah es in den Sätzen drei und vier aus, auf eine souveräne Vorstellung des VfB folgte ein Einbruch. »Wir konnten unsere Leistung nicht konstant über alle fünf Sätze abrufen«, gab auch Außenangreifer Milos Vemic zu. Auch eine 10:6-Führung im fünften Durchgang und kurz darauf zwei Matchbälle reichten dem VfB nicht. »Wir haben das Spiel unnötig hergeschenkt«, ärgerte sich Trainer Stelian Moculescu. Der Deutsche Meister hat nun schon sechs Punkte Rückstand auf den Tabellenführer. »Das war erst das zweite Mal in zwölf Jahren, dass wir in Friedrichshafen gewinnen konnten«, jubelte Hachings Coach Mihai Paduretu. »Im fünften Satz war es wie Lotto, es hat der Glücklichere gewonnen, nicht unbedingt der Bessere.« Groß war die Freude auch bei Kapitän Max Günthör. »Wir haben uns wieder zurückgekämpft. Das war eines der schönsten Spiele der Saison, ein würdiges Spitzenspiel auf Augenhöhe.«

Schon vor Beginn war klar gewesen, dass Mihai Paduretu nicht auf seine Stammformation setzen konnte, musste doch Libero Sebastian Prüsener passen. Dafür trug Allrounder Robert Hupka das weiße Libero-Leiberl. Der Trainer weiß, dass auf seinen Routinier hundert Prozent Verlass ist: »Robert ist unsere Wunderwaffe! Wenn wir ihn brauchen, ist er da!« lobt Paduretu Vorzeigeprofi Hupka. Teamkollege Roy Friedrich weiß aber auch, wie wichtig der ausgefallene Prüsener ist: »Vielleicht hat man heute gemerkt, dass Sebastian gefehlt hat. Er ist immerhin unser Motivator auf dem Feld.« Dafür wieder zurück waren die beiden Außenangreifer Denis Kaliberda und Alex Shafranovich. Ab dem ersten Aufschlag war die Partie hart umkämpft. Beide Mannschaften gingen volles Risiko. Gleich zu Beginn des ersten Durchlaufs der Schock für die Hachinger. Fredy Cedeno ging nach dem Block zu Boden. Doch der 2,02 Meter Hühne biss sich zurück ins Spiel. Beim Stand von 8:8 gingen die Häfler dann zum ersten Mal mit drei Punkten in Front. Um noch mehrere Punkte zu unterbinden, nahm Paduretu die erste Auszeit und sie wirkte. Gleich holte sich Haching durch Christian Dünnes den Aufschlag zurück. Doch so ganz wirkte der dreimalige Pokalsieger nicht bei der Sache. Friedrichshafen nutze seine Chance und ging mit 16:10 in die zweite technische Auszeit. Zwar konnten die Gäste durch einige Angriffe aufhorchen lassen und noch mal herankommen zum 20:22, doch spielten die Hausherren ihr Spiel einfach herunter und holten sich den ersten Durchlauf mit 25:20. »Der erste Satz war einfach schlecht. Das muss man so sagen. Körperlich und Spielerisch waren wir nicht da«, resümiert Paduretu.

Im zweiten Satz war dann der Spitzenreiter nicht nur körperlich anwesend, sondern auch mental. So erarbeiteten sich die Hachinger eine 8:6 Führung und gingen damit in die erste technische Auszeit. Und beim Spielstand von 12:9 zwang Denis Kaliberda durch seine Aufschläge VfB-Trainer Moculescu zum Handeln. Die Folge: Auszeit für Friedrichshafen. Doch kaum etwas konnte die Bayern in dieser Situation aus der Fassung bringen. Sie verwalteten ihre Führung souverän und in knappen Situationen hatte Haching immer eine Antwort parat: Christian »Die Maschine« Dünnes. Schnell stand es 16:11 für Max Gün­thör und Co. und diese Führung bauten die Hachinger souverän zum 22:14 aus. Ein Aufschlagfehler der Häfler beendete den Satz mit 25:18 für Generali Haching.

Die Hachinger starteten gut in den dritten Satz, doch Friedrichshafen drehte relativ schnell die Partie zu seinen Gunsten. Aus Hachinger Sicht galt es nun, sich aus dem Tief zu spielen und den Sechs-Punkte-Rückstand aufzuholen. Doch der VfB agierte in diesem Spielabschnitt zu stark, zog auf 20:12 davon und setzte sich schließlich mit 25:18 durch. Der vierte Satz verlief lange ausgeglichen, bis die Hachinger am Ende Gas gaben und sich trotz größter Anstrengungen der Gastgeber mit 25:19 durchsetzten. Erneut Satzausgleich. Das bedeutet: Tie-Break. Die Halle brodelte und die Teams kämpften um jeden Punkt. Einen Tick näher am Sieg war eindeutig Friedrichshafen. Immerhin wechselten sie mit drei Punkten Vorsprung die Seite. Dann der Punkt zum 10:6 für den VfB. »Da hat man dann schon andere Gedanken. Du weißt genau, dass das jetzt schwierig wird«, kommentiert Denis Kaliberda im Nachhinein die Situation.

Doch angeschlagene Hachinger sollte der Gegner immer auf der Rechnung haben, denn sie spielten sich zum 10:10 wieder heran, wehrten beim Stand von 12:14 zwei Matchbälle ab und machten selbst die beiden entscheidenden Punkte – genau der richtige Adrenalinschub für das Champions League-Spiel heute abend. Gegner ist ab 20 Uhr Jihostroj Ceske Budejovice. Mit einem Sieg könnten die Hachinger in Richtung Play-Offs einbiegen.

Artikel vom 20.12.2011
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