»Himmlischer« Handwerker hilft, wenn es brennt

Schwabing · Ein Engel auf Erden

Norbert Polotzek, hier mit Elke Schurmann (Mitte) vom ASZ und Karin Stahl, hilft mit Handwerkerarbeiten, wenn es brennt.	Foto: scy

Norbert Polotzek, hier mit Elke Schurmann (Mitte) vom ASZ und Karin Stahl, hilft mit Handwerkerarbeiten, wenn es brennt. Foto: scy

Schwabing · Wenn Stühle bedrohlich wackeln, weil sie aus dem Leim gehen, wenn der Wasserhahn tropft, wenn Lampen von der Decke zu fallen drohen oder wenn Farbe von den Wänden abblättert, dann rückt Norbert Polotzek mit seinen Werkzeugen an.

»Ohne ihn würde es hier nicht so schön aussehen«, sagt Elke Schurmann, sozialpädagogische Mitarbeiterin des Alten- und Servicezentrums (ASZ) Schwabing-West. Immer wenn Handwerksarbeit anfalle »und sei es nur, dass ein Scharnier wackelt, sind wir froh, dass wir Herrn Polotzek haben, denn dann funktioniert es ganz schnell wieder. Herr Polotzek ist eine gute Seele und handwerklich sehr begabt – ein echtes Goldstück.« Hört sich verdächtig danach an, als wäre der ehrenamtlich Engagierte ein »Engel auf Erden«. Insofern war es für die Redaktion der Schwabinger Seiten keine Frage, sich in Sachen Weihnachtsengel 2011 für Norbert Polotzek zu entscheiden: Jedes Jahr zeichnen wir Menschen aus, die sich im Stadtteil um Mitmenschen verdient gemacht haben. Und so bekam heuer Norbert Polotzek einen weiß glänzenden Engel von Pflanzen Kölle und einen Einkaufsgutschein fürs OEZ im Wert von 100 Euro überreicht. »Damit hätte ich nicht gerechnet. Vielen herzlichen Dank«, freut sich der 58-Jährige.

Die Idee, ein Ehrenamt zu übernehmen, hatte Polotzek vor eineinhalb Jahren. In der Firma, für die er als Softwareentwickler arbeitete, wurden Stellen abgebaut – Polotzek wurde freigestellt, heute ist er arbeitslos. »Doch ich wollte nicht untätig zu Hause herumsitzen«, sagt er. »Mir war es wichtig, etwas zu finden, was sinnvoll ist. Ich hatte einen guten Job, habe gut verdient und nun das Bedürfnis, der Gesellschaft etwas zurück zu geben.« Vor allem auch wollte er etwas tun, das »etwas ganz anderes ist, als was ich bisher in meinem Beruf gemacht habe«. Also nicht der stille Arbeiter vor dem Computer, sondern einer, der tatkräftig ans Werk geht. Schon als kleiner Junge hat er seinem Vater bei Handwerksarbeiten assistiert oder bekam kleine Aufgaben übertragen. Sein Interesse am Herumbasteln und Schrauben war geweckt. Im Laufe der Jahre brachte er sich weitere handwerkliche Fähigkeiten selbst bei. »Immer, wenn was kaputt war, habe ich ausprobiert, wie ich das wieder reparieren kann. Manchmal habe ich auch in schlauen Büchern nachgelesen«, erzählt er. Beim ASZ Schwabing-West ist er in der Regel einmal in der Woche im Einsatz. Polotzek übernimmt alles, was so anfällt an Reparaturen und Ausbesserungsarbeiten, quasi wie ein Hausmeister. Neulich mussten die Wände im Gang neu gestrichen und Fahrräder repariert werden. Und auch sein technisches Knowhow ist gefragt: Im Schrank der Cafeteria baute er vor kurzem eine Belüftung ein.

Mit seiner sympathischen und offenen Art kommt er schnell in Kontakt mit den ASZ-Besuchern, setzt sich manchmal und hört zu. In den Gesprächen fand er schnell heraus, dass auch einige ältere Menschen seine handwerkliche Hilfe brauchen, insbesondere solche, die körperlich eingeschränkt sind, eine geringe Rente haben und niemanden aus der Verwandtschaft, der sie unterstützen kann. »Für mich ist es dann keine Frage, mal mit meinem Werkzeugkasten vorbei zu kommen«, sagt Polotzek. Beispielsweise bei Karin Stahl. Ihr Schrank wackelte jedes Mal, wenn sie mit ihrem Rollstuhl daran vorbei fuhr. »Bei der Lieferung wurde der Schrank nur provisorisch zusammengebaut. Alles kam mir regelrecht entgegengeflogen«, berichtet sie.

Mit ein paar Handgriffen stabilisierte Po­lotzek den Schrank endlich. »Ich bin so froh«, sagt Stahl begeistert. »Herr Polotzek ist immer bereit, zu helfen. Wenn einer den Weihnachtsengel verdient hat, dann er.« Und weil Engel immer da im Einsatz sind, wo sie gebraucht werden, übernimmt Polotzek außerdem einmal in der Woche einen Fahrdienst bei der »Münchner Tafel« und fährt Leute, die nicht so gut zu Fuß sind, mit ihren Lebensmitteln nach Hause. »Mir geht das Herz auf, wenn ich sehe, wie die Menschen sich freuen«, sagt Polotzek. »Und was gibt es Schöneres als Freude zu schenken?« Sylvie-Sophie Schindler

Artikel vom 20.12.2011
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