Weihnachtsengel Margarete Matzek kümmert sich um Witwen

Altstadt · Schöne Dienstage

Hilfe in einer schmerzhaften Lebenssituation: Margarete Matzek (vorne links) mit Engel und Teilnehmerinnen der Witwengruppe.	Foto: scy

Hilfe in einer schmerzhaften Lebenssituation: Margarete Matzek (vorne links) mit Engel und Teilnehmerinnen der Witwengruppe. Foto: scy

Altstadt · Zehn Damen und keine käme auf die Idee, Arzt- und Friseurtermine auf einen Dienstag zu legen. Denn die Dienstage sind reserviert für die Witwengruppe, die Margarete Matzek im Alten- und Servicezentrum (ASZ) Altstadt ehrenamtlich leitet.

»Ich bin so gerne hier. Ohne den Dienstag möchte ich gar nicht sein«, schwärmt Teilnehmerin Amalie Wagner. »Unsere Frau Matzek sorgt dafür, dass wir uns alle so wohl fühlen hier«, sagt Maria Zotz. »Sie ist einfach ein Engel.« Das sieht auch die Redaktion des »Münchner Zentrums« so. Und deshalb erhält Margarete Matzek einen porzellanweißen Weihnachtsengel, der alljährlich von der Redaktion für ehrenamtliches Engagement vergeben wird. Die schmucke Figur stammt von Pflanzen Kölle. Zusätzlich gibt es ein ganz besonderes Extra: einen Einkaufsgutschein fürs OEZ in Höhe von 100 Euro. »Ich bedanke mich sehr. Es tut sehr gut, wenn Menschen meine Arbeit wert schätzen«, freut sich die 77-Jährige.

Die sympathische Seniorin bietet Frauen ihre Hilfe in einer Lebenssituation an, die zu den schmerzhaftesten überhaupt gehört. Wenn der eigene Partner stirbt, dann ist nichts mehr wie vorher. Dann kommt die Trauer, die Leere, das Gefühl der Einsamkeit. »Man zieht sich automatisch zurück, jeder Schmerz braucht seine Zeit«, weiß Matzek. »Doch man sollte auch wieder herauskommen aus seinem Schneckenhaus und unter die Leute gehen. Denn sonst besteht die Gefahr zu vereinsamen.« Und genau deshalb, um den Kontakt nach außen nicht zu verlieren, treffen sich die Witwen, zehn Damen sind es derzeit, in der von Margarete Matzek organisierten Selbsthilfegruppe. Jeden Dienstag von 10.30 bis 12.30 Uhr. Hier können sie offen über ihre Trauer sprechen, hier wird ihnen zugehört, hier fühlen sie sich verstanden. »Doch wir sitzen nicht nur da und reden über den Tod. Uns beschäftigen viele Themen. Und ganz oft lachen wir auch«, erzählt Matzek. Auch Astrid Vintila fühlt sich in dem Kreis sehr wohl. »Eine sehr angenehme Gruppe, uns allen tut der gegenseitige Gedankenaustausch gut«, sagt sie.

Auch Matzek fühlte sich verloren und verlassen, als ihr Ehemann nach einer langen Krebserkrankung verstarb. Das war im Jahr 1993. »Zum Glück habe ich damals den Kontakt zu der Witwengruppe im ASZ gefunden«, ­erzählt sie. »Ich wüsste nicht, wie ich sonst meinen Schmerz verarbeitet hätte.« Die Erfahrung, dass die Liebsten sterben, machte Matzek bereits sehr früh: Als sie zehn Jahre alt war, verlor sie ihre Mutter. Ein weiterer Schicksalsschlag: Ihr eigener Sohn verunglückte, da war er dreizehn Jahre alt. »Mein Mann und ich haben danach noch näher zusammen gefunden«, erzählt Matzek. »Auch seine Krebserkrankung hat uns eng zusammen geschweißt. Ich war immer an seiner Seite, habe mich gekümmert und ihn, als es ans Sterben ging, vom Krankenhaus nach Hause geholt.« Nachdem sie selber jahrelang in der Witwengruppe dabei war, übernahm sie sie im Jahr 2002 schließlich. Inzwischen leitet Matzek auch eine Canastagruppe, die sich dienstagnachmittags trifft und alle zwei Wochen an den Samstagen, auch im ASZ Altstadt. Die Zeit, die sie dafür aufwendet, entspricht etwa einem Halbtagsjob. »Es ist sehr schön, Frau Matzek bei uns zu haben«, sagt ASZ-Mitarbeiterin Anja Gross. »Sie ist freundlich, zuverlässig und hat ein großes Herz.«

Ein Lob, das Margarete Matzek freut. »Ich bin froh, dass ich eine Aufgabe habe, dass ich gebraucht werde«, sagt sie. »Wenn ich Dienstag früh die Augen aufmache, dann sage ich mir, ah, heute ist Dienstag, der schönste Tag der Woche.« Doch auch sonst ist die lebhafte ältere Dame viel unter Menschen. »Immer wenn es etwas zu Organisieren gibt, spannt mich die Verwandtschaft ein. Es heißt dann: Das kannst du doch so gut«, sagt sie lachend. Oft und viel genießt Matzek auch die Zeit mit den Kindern ihres Neffen und ihrer Nichten. Und in der Musikschule nimmt sie Keyboardunterricht. Auch an Weihnachten wird sie in die Tasten greifen. Denn am Heiligen Abend hat der Musiklehrer Geburtstag und lädt rund zwanzig Musiker zu sich nach Hause ein – das hat bereits Tradition. »Da bläst und klimpert es dann an jeder Ecke«, berichtet Matzek. »Das ist ein ganz besonderes Weihnachten.« Ja, ein besonderes Weihnachten für eine besondere Frau. Sylvie-Sophie Schindler

Artikel vom 20.12.2011
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