Bürgerversammlung Haar: Was war 2011 und was kommt 2012?

Haar · Bau statt Rücklagen

Rainer Wöhrl, Leiter des Bauamts, erläutert an einem Modell, wo und was in der Gemeinde baulich derzeit läuft und geplant ist.	Foto: ikb

Rainer Wöhrl, Leiter des Bauamts, erläutert an einem Modell, wo und was in der Gemeinde baulich derzeit läuft und geplant ist. Foto: ikb

Haar · Daten und Fakten, Hintergründe und Ereignisse zum kommunalen Leben in den vergangenen zwölf Monaten samt Ausblick auf 2012 präsentierte Gemeindechef Helmut Dworzak mal humorvoll,

mal kritisch den sichtlich beeindruckten 200 Besuchern der Bürgerversammlung in einer bewegten und bunten, eineinhalb Stunden langen Power-Point-Präsentation, die mit begeistertem Beifall bedacht wurde. Die Eindrücke waren offensichtlich derart nachhaltig, dass seitens der Bürger nur eine einzige Anfrage kam – zu Autofahrern, die in der 30er-Zone im Jagdfeld das Tempolimit missachten. »Der Jagdfeldring ist zu einer Rennstrecke geworden, vor allem nachts«, klagte Anwohner Klaus Hetschold. Viele seiner Nachbarn stimmten murmelnd zu. Auch Dworzak sah dies so, stellte jedoch klar, »die Gemeinde könne hier nichts ausrichten«, er werde sich aber für mehr Geschwindigkeitskontrollen einsetzen. Mit den Plänen des Nachbarorts Feldkirchen mit Bürgermeister Werner van der Weck – er gehört wie auch Dworzak den Sozialdemokraten an – der an der Grenze zu Ottendichl einen Möbelmarkt auf die grüne Wiese stellen will, sind die Haarer nicht so einverstanden. Dworzak kündigte gegen dieses Vorhaben »Widerstand« an. Unterstützung gab es dafür durch Landrätin Johanna Rumschöttel (SPD): »Die Pläne bereiten auch uns im Landratsamt Kummer«. Beide Aussagen quittierten die Bürger mit zustimmenden Applaus.

»Wir leben nicht in einer armen Gemeinde, wir kommen gut zurecht«, kommentierte der Rathaus-Chef die Finanzlage. Dickster Einnahmebrocken im Etat 2012 mit einem Volumen von 63,6 Millionen Euro werden wiederum die Gewerbesteuern mit etwa 19 Millionen Euro sein. Mit 2.000 gibt es 2011 rund 100 Gewerbebetriebe mehr als im Vorjahr, wobei »1.600 gar keine Gewerbesteuer zahlen, aber drei bis zu einer Million, einer über eine Million und eine Firma über fünf Millionen Euro. Wenn eines dieser großen Unternehmen eine Grippe kriegt, dann liegen auch wir im Bett«, meinte Dworzak stirnrunzelnd. Auf der anderen Seite, bei den Ausgaben, sind die Hauptposten Aufwendungen für Kindereinrichtungen und Personalkosten, die »kontinuierlich steigen«. Dworzak missfällt auch der »zunehmende Kontrollwahnsinn vom kleinen Spielgerät bis zum Brandschutz«, der die Kommune immer mehr Geld kostet.

»Man spart und spart – und immer, wenn man genügend hat, geht es wieder runter«, meinte der Bürgermeister zum Thema Rücklagen. Da Haar unter anderem viel Geld in »Betongold«, wie beispielsweise das Poststadel, investiert, wird aus der hohen Kante eine flache. Vom Höchststand 2009 von knapp 29 Millionen bleiben Ende nächsten Jahres gerade mal 3,3 Millionen übrig. Für das Bauen muss dann 2013 zusätzlich ein Vier-Millionen-Euro-Kredit aufgenommen werden. So klettert die Verschuldung pro Kopf von 203 Euro (Ende 2011) auf kalkulierte 232 Euro (Ende 2012) und erwartete 428 Euro (Ende 2013) – der höchsten Rate seit mehr als 20 Jahren. Schweigendes Staunen vom Publikum gab es bei der Zahlenübersicht »sinkende Müllgebühren 2012«. Dworzak reagierte rhetorisch gewandt, lockte seine Mitbürger aus der Reserve: »Die Leute stöhnen bei Erhöhungen, und wenn was runtergeht, kommt kein Ton.« Lautes Klatschen stoppte den ersten Mann der Gemeinde, die 19.812 Einwohner zählt. Mit Haupt- und Nebenwohnsitz sind es gar 21.572 Personen, wobei – kaum zu glauben, aber rechtlich möglich – 97 Menschen mit beiden Wohn­sitzarten registriert sind.

Was Kindergarten und -krippenplätze anbetrifft leistet die Gemeinde, auch im Vergleich zu anderen Kommunen, ausgehend von einer 90- beziehungsweise 60-prozentigen Abdeckung Enormes. Dennoch sind die Herausforderungen, dem Bedarf aller Eltern gerecht zu werden, trotz intensiver Anstrengungen kaum zu schaffen, »auch wenn wir Kindertagesstätten aus dem Boden stampfen«, erklärte Dworzak. »Und einen großen Bau wie den vor Kurzem eingeweihten Kindergarten an der Dianastraße können wir uns so schnell nicht mehr leisten.« Daher muss mit Modulbauten, angemieteten Räume und Provisorien geplant werden. In Zahlen ausgedrückt: 2011/12 gibt es 192 Krippenplätze, benötigt werden aber 38 mehr, in den Folgejahren gar 120 mehr. Und im Kindergartensektor verfügt Haar über 695 Plätze. Somit fehlen momentan 50 und in den Folgejahren zwischen 40 und 65 Plätzen. ikb

Artikel vom 13.12.2011
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