Erstmals bisher unbekannter Brief Ludwigs II. zu sehen

München/Maxvorstadt · „So und nicht anders“

König Ludwig II. ist noch bis Sonntag, 11. Dezember, Thema einer Ausstellung in der Bayerischen Staatsbibliothek. Foto: Bayerische Staatsbibliothek

König Ludwig II. ist noch bis Sonntag, 11. Dezember, Thema einer Ausstellung in der Bayerischen Staatsbibliothek. Foto: Bayerische Staatsbibliothek

München/Maxvorstadt · Ein ewig Rätsel wollte er sein, König Ludwig II. Für Fans und Touristen mag das auch bis heute noch gelten. Aus Sicht der Historiker ist zum Märchenkönig im Wesentlichen „alles bekannt und erforscht“, sagt Dr. Cornelia Jahn von der Bayerischen Staatsbibliothek. Fast.

Doch immer wieder tauchen plötzlich „bisher unbekannte Details“ auf. Etwa in Form von Briefen. Die kommen meist aus Privatbesitz auf den Auktionsmarkt, erklärt Jahn. Und so konnte die Bayerische Staatsbibliothek vor kurzem ein bisher unbekanntes Schriftstück des Monarchen, der heuer vor 125 Jahren gestorben ist, in seine Sammlung einreihen, dank der großzügigen Unterstützung ihres Fördervereins. Der Brief, Kaufsumme 4.500 Euro, ist nun erstmals öffentlich zu sehen – aber nur noch bis diesen Sonntag, 11. Dezember (Donnerstag, 10 bis 19 Uhr, Freitag, 10 bis 17 Uhr, Samstag und Sonntag, 13 bis 17 Uhr, Eintritt frei). Kurz vorm Finale wurde der Brief in die noch bis Sonntag laufende Ausstellung „Spuren des Märchenkönigs – Ludwig II. und die Bayerische Staatsbibliothek“ integriert. Die Schau in der Schatzkammer der Bibliothek, Ludwigstraße 16, zeigt prächtige Bücher, die der König der Bibliothek geschenkt hat, sowie zahlreiche Quellen zu seinem Leben. Am Sonntag, 14 Uhr, findet außerdem eine kostenlose Führung statt.

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Das von dem Monarchen eigenhändig mit Bleistift verfasste Schreiben ist an seinen Stallmeister und engen Vertrauten Karl Hesselschwerdt gerichtet. In dem wohl Anfang Mai 1886 – also wenige Wochen vor seinem Tod - verfassten Brief bittet der König Hesselschwerdt, dafür zu sorgen, dass seine Baupläne weiter realisiert werden können und das dazu notwendige Geld aufzutreiben. „Sorge, lieber Karl, ganz entschieden dafür, dass es so besorgt wird wie Meyer Dir in Meinem Auftrag ausführlich schrieb – so und nicht anders. Die Minister und Schneider sind alte Weiber, die dabei nicht zu brauchen sind.“, schimpft Ludwig. Mit Meyer ist Hoflakai Lorenz Mayr gemeint und mit Schneider Kabinettssekretär Alexander von Schneider. Der hochverschuldete König hatte im April versucht, weitere finanzielle Mittel für die Fortführung seiner Schlossbauten zu erhalten. Dies hatten die Abgeordneten des Landtags abgelehnt und stattdessen die Rückkehr des Königs, der sich zumeist in Hohenschwangau aufhielt, gefordert. Darüber hinaus solle er die persönlichen Gespräche mit den Ministern wiederaufnehmen, seine Bautätigkeit einstellen und seine kostbaren Geschenke einschränken. Der König lehnte diese Forderungen vehement ab. Das Dokument steht in einer Reihe von zumeist vom König eigenhändig verfassten Briefen, die in der Ausstellung zu sehen sind und in der Bayerischen Staatsbibliothek aufbewahrt werden. Sie sind an mehr als 30 verschiedene Korrespondenzpartner gerichtet, darunter an seinen Bruder Otto, an seine Verlobte Herzogin Sophie in Bayern, an Künstler und Vertraute aus seinem engsten persönlichen Umfeld.

Im Zuge der Vorbereitung der Schau kamen noch weitere unbekannte Stücke zutage, die teilweise erstmals öffentlich gezeigt werden. Etwa eine deutsche Bibel aus dem Jahr 1851 mit reicher Ausstattung, die anlässlich der Verlobung Ludwigs II. mit der Herzogin Sophie Charlotte in Bayern (die Ludwig zehn Monate später wieder auflöste, so Jahn) dem Paar geschenkt wurde. Ein weiteres Verlobungsgeschenk können die Besucher noch bis diesen Sonntag in Augenschein nehmen: Ein Kaffee- und Teeservice mit Motiven von Schloss Hohenschwangau und den bayerischen Seen. Neben Privatem und Schönem aus dem Leben des Monarchen ist auch „Kurioses“ zu entdecken, sagt Dr. Cornelia Jahn, die in der Staatsbibliothek als Historikerin und Bibliothekarin für Nachlässe zuständig ist, wie Schriftstücke aus dem amerikanischen Unabhängigkeitskrieg, die König Ludwig II. der 1558 gegründeten Hof- und Staatsbibliothek – wie sie zu Ludwigs Zeit offiziell hieß – geschenkt hat. Ältestes Objekt der Ausstellung ist eine prächtige griechische Bibel aus dem 10. Jahrhundert, die Ludwig von König Otto von Griechenland (1815-1867) vermacht wurde, einem Sohn König Ludwigs I., der 1832 auf den griechischen Thron berufen worden war.

Wie Ludwig II. wirklich war und wie die Ausstellungen und Bücher im „Ludwigjahr 2011“ das historische Bild des Königs verändert haben, beantwortet Prof. Dr. Hermann Rumschöttel, bis 2008 Generaldirektor der Staatlichen Archive Bayern, in einem Vortrag (Eintritt 6 Euro) im VHS-Zentrum in Unterschleißheim, Landshuter Straße 20-22: am Montag, 12. Dezember, 19 bis 21 Uhr.

Von Michaela Schmid

Artikel vom 08.12.2011
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