Hallbergmoos · „Kreisel sind Käse“

Reichlich nebulös ist die Verkehrspolitik in Bezug auf den Kreisel an der Ludwigstraße: Jetzt wird geklagt! Foto: bb

Hallbergmoos · Schon sehr groß war die Verwunderung im Hallbergmooser Gemeinderat, als vor wenigen Tagen die Plangenehmigung für die „Übergangslösung des Kreisverkehrs an der Ludwigstraße“ eintrudelte.

Obwohl sich der Gemeinderat schon 2003 einstimmig für eine neue Trasse der B 388a, der Verbindungsstraße zwischen Fischerhäuser und dem Flughafen entlang der S-Bahn ausgesprochen hat, erneut im April 2011 dem Provisorium widersprach, wurde dieser Wunsch (wobei Hallbergmoos den unerwünschten Bau zahlen soll!) ignoriert. Dagegen soll jetzt geklagt werden. Das Staatliche Bauamt in Freising präsentierte zuletzt im Juni 2010 einen vierspurigen Ausbau der jetzigen Straße FS 44. Dem großen Widerspruch von Bürgermeister und Gemeinderäten entgegnete man – ohne konkrete Zahlen zu nennen – der Gemeindewunsch sei zu teuer und würde zu große Einschnitte in die Natur bedeuten. „Wir sollen zahlen, aber unsere Wünsche werden nicht berücksichtigt, das ist nicht zu akzeptieren!“, ärgerten sich die Gemeinderäte.

Keineswegs nur dann, wenn die Autobahn zwischen München und dem Flughafen verstopft ist, weichen immer mehr Autofahrer auf den „Schleichweg“ B 388a und FS 44 Ismaning - Fischerhäuser - Hallbergmoos aus. Zählte man 1992 noch 11.000 Autos täglich, so waren es 2005 schon 17.000 und heute über 20.000 Fahrzeuge. Mit diesen gewaltigen Mengen hatte man in der Planung nie gerechnet, entsprechend häufig und lang sind die Staus. Als „Abhilfe“ begann Mitte 2009 der rund 20 Mio. Euro teure Ausbau der B 388 a, das Stück zwischen Hallbergmoos und Fischerhäuser soll 2012 fertig sein. Der Teil rund um die S-Bahn-Station ist ja bereits fertig, hier wird dann die neue Straße wieder in die Kreisstraße FS 44 einmünden. Der Gemeinderat forderte hingegen bereits 2003 und noch einmal 2009, eben dies nicht zu tun, sondern direkt entlang der S-Bahn-Trasse eine 2,4 km lange, neue Straße zu bauen, die dann kurz vor der Autobahnbrücke wieder auf die FS 44 trifft.

Das Freisinger Bauamt lehnte dies kategorisch aus Kostengründen und wegen des Landschaftsschutzes ab, stellte hingegen den Plan einer „ertüchtigten“, mindestens vierspurigen Straße auf der alten Trasse zwischen S-Bahn und Flughafen vor. Die heutige Kreisstraße wird dann zur Bundesstraße. Auf Höhe des Gewerbegebiets schlägt das Bauamt provisorisch doppelte Kreisel vor, wofür Hallbergmoos 50.000 Euro zahlen müsse. Noch im April hatte man sich strikt dagegen gewehrt, weil diese „Lösung“ zum einen die stark befahrene Dornierstraße behindere, zum anderen den gewünschten zweiten S-Bahn-Halt im Norden der Gemeinde vermutlich begrabe. „Nichts hält länger als ein Provisorium! Wir wollen diesen Käse wie Bypässe und Kreisel nicht, denn damit kommen wir gar nicht mehr aus dem Ort raus!“, schimpfte Karl-Heinz Bergmeier (SPD). Dr. Marcus Mey (CSU) ergänzte: „Wir haben den Flughafen, die hohe Verkehrsbelastung, unsere Wünsche sind dem Amt egal – aber wir sollen zahlen?“ Heinrich Lemer (FW) fand den vorgeschobenen Grund „Naturschutz“ nur lachhaft, „die S-Bahn hat das Gebiet doch schon komplett zerschnitten, da würde eine neue Straße entlang dieser Trasse bestimmt nichts verschlimmern!“

Zusätzlich in Rage versetzte die Gemeinderäte die Aussage von Rathaus-Chef Herbert Kestler, der aus einem Brief von Innenminister Joachim Herrmann vom 23. August zitierte, wonach die Verlegung der B 388a hin zur S-Bahn bis Mitte 2012 konkret untersucht werde und vorher nichts mehr passiere. „Und jetzt kommt die Plangenehmigung aus Freising, dagegen klagen wir, dass wir keine Fristen versäumen“, so Kestler. Gegen die Stimme von Bergmeier beschloss der Gemeinderat Klage einzureichen, „obwohl ich glaube, das interessiert die beim Amt in Freising auch nicht!“ meinte ein resignierter Josef Fischer (FW). bb

Artikel vom 04.12.2011
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