Kunstprojekt muss vor Aufstellung noch einige Hürden nehmen

Harlaching/Giesing · In der Warteschleife

Auf einer 2,35 Meter großen Säule hat der Künstler Mario Grill 4.924 ehemalige Anwohner des Hans-Mielich-Platzes verewigt. 	Foto: Privat

Auf einer 2,35 Meter großen Säule hat der Künstler Mario Grill 4.924 ehemalige Anwohner des Hans-Mielich-Platzes verewigt. Foto: Privat

Harlaching/Giesing · Es klingt nach einer phantastischen Idee: Derzeit wird der Hans-Mielich-Platz nach jahrzehntelangem Ringen engagierter Bürger und Lokalpolitiker rundherum erneuert, verschönert und verkehrsberuhigt.

Anlass genug für den renommierten Münchner Künstler Gerd Mario Grill, sich bei seiner kreativen Arbeit für das örtliche Kleinkunstforum etwas ganz Besonderes einfallen zu lassen: Auf einer Kunststele in Form einer 2,35 Meter großen Säule mit 54 Zentimetern Durchmesser hat er 4.924 Namen von Hauseigentümern und Mietern verewigt – sie alle hatten zwischen 1876 und 2006 hier ihre Wohnadresse. Auf monatelangen Zeitreisen durch Stadtadressdateien und Archiven hatte er die Namen zusammengetragen. Im eigenen Atelier übertrug er die Namen von den kopierten Seiten der Mikrofilme handschriftlich auf edles Papier.

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Die mühe- wie liebevoll zusammengetragenen Schriften und Namensreihen platzierte er entlang der Rundsäule, die er durch umliegend arrangiertes Pexiglas auch vor Witterungseinflüssen schützte. »lch will mit dem Werk den Menschen ein Denkmal setzen, die in all den Jahren hier gelebt und gewaltet haben«, definierte der Künstler seine Intention zuletzt im örtlichen BA Untergiesing-Harlaching. Die Namen der Bartpflegerswitwe und der Rotgerber aus der »guaden oiden Zeit« sind auf der Skulptur verewigt – neben der Großfamilie, die schon seit Generationen in diesem Kernstück Untergiesings wohnt. Ein spannendes und gelungenes Werk, das attestierten ihm nicht nur die Stadtteilpolitiker – auch bei den Menschen am Ort kommt es gut an. Geht es nach dem Willen der Bürgerinitiative »Mehr Platz zum Leben«, dann soll die Skulptur mit dem beziehungsreichen Namen »Stadtadresse HMP« nach Abschluss der Platzrenovierung möglichst dauerhaft dort aufgestellt werden. Dabei scheint aber noch Überzeugungsarbeit fällig. Denn laut Melly Kieweg, neben ihrer Funktion als Initiativ-Specherin auch stellvertretende Vorsitzende im BA 18, plane die Stadt derzeit »noch keine Kunst am Bau am Hans-Mielich-Platz«. Immerhin soll der Sockel im Nordbereich des Platzes für die wechselnden Kunstinstallationen freigehalten werden. Doch das ist der Initiative nicht genug.

Weiterer Problempunkt sind auch die Finanzen: Denn der Künstler hat zwar seine sonstigen Ansprüche für derart umfassende Auftragsarbeiten deutlich reduziert und will sein Werk zum halben Preis an das Kunstforum abgeben - doch das sind immerhin noch 10.000 Euro. Viel Geld, das die Bürgerinitiative durch Spenden örtlicher Privatleute und vor allem Unternehmer zusammenkratzen will. »Wir haben da auch schon diverse Zusagen«, freute sich Kieweg. Dennoch: auch im Fall einer Schenkung wird die Stadt die Aufstellung genau prüfen, ist aus dem Baureferat zu erfahren. Zuerst werde das Baureferat selbst prüfend tätig, dann die städtische Kunstkommission. Zudem habe dann der Ältestenrat der Stadt das letzte Wort. Bis zum Ende des kommunalen Prüfmarathons fristet die Stele ihr Dasein im Atelier des Künstlers Mario Grill. Hettich

Artikel vom 29.11.2011
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