Sanierung der Glonner Volksschule: Einiges ist geschafft

Glonn · »Martyrium« beendet

Bürgermeister Martin Esterl, Schulleiter Karl-Alexander Groitl und Architekt Martin Wäsler (v. l.) freuen sich, dass ein Teil der Sanierung fertig ist. 	Foto: sf

Bürgermeister Martin Esterl, Schulleiter Karl-Alexander Groitl und Architekt Martin Wäsler (v. l.) freuen sich, dass ein Teil der Sanierung fertig ist. Foto: sf

Glonn · »Wir feiern den Abschluss eines zweijährigen Martyriums.« Mit diesen Worten begrüßte Glonns Bürgermeister Martin Esterl die Gäste in der Volksschule, die am vergangenen Freitag zur Feier anlässlich der abgeschlossenen energetischen Sanierung gekommen waren.

Zwei Jahre lang mussten Lehrer mit ihrer Stimme die Bohrer übertönen, Kinder immer wieder den Staub von den Pulten und Regalen wischen. Das Ergebnis jedoch entschädigt für jedwede Unannehmlichkeit: In allen Klassenräumen ein immerwährend gutes Klima und 60 Prozent Energieeinsparung. Vor zwei Jahren war damit begonnen worden, das Dach der Schule zu erneuern und die obere Geschossdecke zu dämmen sowie der Schule ein neues Kleid aus Dämmung und Lärchenholz zu verpassen, wie Architekt Martin Wäsler kindgerecht und anschaulich mit Hilfe von Mütze und Jacke erklärte. Es folgten der Einbau einer Lüftungsanlage, Brandschutzmaßnahmen, sowie die komplette Sanierung der Elektroinstallation, die noch aus den 1950er Jahren stammte. 2.546 Quadratmeter der insgesamt 5.640 Quadratmeter umfassenden Gebäudefläche sind bis dato saniert und schon jetzt würden statt 55.000 Liter Heizöl nur noch 30.000 Liter benötigt werden. »Aber wir heizen nicht mehr mit Öl, sondern mit Gas aus dem Biomasse-Heizkraftwerk, das etwa drei Kilometer außerhalb von Glonn Richtung Grafing errichtet wurde«, erklärt Esterl.

Für die enorme Energieeinsparung sorgt auch eine Wärmerückgewinnungsanlage, die gleichzeitig einen niedrigeren Strombedarf von durchschnittlich 50 bis 60 Kilowatt pro Stunde beschert. »Es war ein großer Schritt Richtung Gesamtsanierung, aber es bleibt noch viel zu tun«, so Esterl. Die Turnhalle und der komplette Südbau mit acht Klassenzimmern fehlen noch. Allerdings fehlt auch das Geld. 2,3 Millionen Euro kosteten die bisherigen Sanierungsmaßnahmen, 739.000 Euro davon konnten durch Mittel aus dem Konjunkturprogramm II gedeckt werden. Den Rest hofft der Bürgermeister über den Finanzausgleich der Länder und Kommunen stemmen zu können. Ohnehin ist an der Schule in den vergangenen Jahren schon Einiges erneuert worden: Im Jahr 2000 wurde eine Photovoltaikanlage auf dem Dach installiert, die zum einen Teil Bürgerkraftwerk ist und zum anderen Teil der Gemeinde gehört. Nach dem Hochwasser 2003 wurde der untere Teil der Schule saniert, 2005 die Aula. Jetzt sind die Nutzer der Schule erst einmal froh, dass die Arbeiten abgeschlossen sind. In Liedern und Aufsätzen hatten sie ihre leidvolle und manchmal auch aufregende Zeit dokumentiert, beispielsweise die Klasse 3a: »…hat uns der Bohrer schnell gemacht ganz stumm, das passiert sonst nur ganz selten, nicht mal für viel Geld, dass bei uns ein jeder Schüler seinen Schnabel hält«, sangen die Kinder den selbst kreierten Text ihrer Klassenlehrerin Barbara Emmerich. Mucksmäuschenstill und starr vor Schreck war auch der Schüler sitzen geblieben, den um Haaresbreite ein Fenster verfehlt hatte. Eine Mutter hatte es öffnen wollen und dabei komplett aus den Angeln gehoben. Aber jetzt sei alles schön und wieder sauber. »Bis auf die Toiletten, die hat man wohl vergessen«, schrieb eine Sechstklässlerin in ihrem Aufsatz.

Schulleiter Karl-Alexander Groitl bedankte sich bei Hausmeister Werner Wacht: »Er war Schnittstelle zwischen Handwerkern, Schulleitung und Lehrern und einfach zuständig für alles – oft bis spät abends.« Auch die Handwerker lobte er, sie seien sehr verständnisvoll gewesen und hätten in den Pausen ihr Werkzeug weggeräumt oder oft erst nachmittags mit den Arbeiten begonnen. Und für das frische Raumklima schwärmt Groitl: »Das merkt man am deutlichsten, wenn man von der Volksschule in die Mittelschule geht und dort ein Klassenzimmer betritt, in dem der männliche, pubertierende Nachwuchs sitzt.« An das Geräusch der Lüftungsanlage gewöhne man sich schnell. »Es ist wie das leise Säuseln eines Herbstwindes.« Sybille Föll

Artikel vom 29.11.2011
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