Renate Werner wurde der Giesinger Bürgerpreis verliehen

Giesing · »Gute« Maschen

Horst Walter und die stellvertretende Vorsitzende Ender Beyhan-Bilgin verliehen Renate Werner den Giesinger Bürgerpreis.	Foto: HH

Horst Walter und die stellvertretende Vorsitzende Ender Beyhan-Bilgin verliehen Renate Werner den Giesinger Bürgerpreis. Foto: HH

Giesing · Sie strickt mittlerweile seit zweieinhalb Jahrzehnten, verkauft ihre schmucken Socken und Pullis auf vorweihnachtlichen Basaren und hilft mit den Erlösen krebskranken Kindern und deren Eltern:

Renate Werner ist ein wohltätiger Engel der Notleidenden – im Haunerschen Kinderspital in München und weit darüberhinaus ist die höchst engagierte, 80-jährige Dame längst ein Inbegriff für die gute Tat ge­worden. Am letzten Freitag musste die Seniorin ihre Wollknäuel für einen Abend aus den arbeitssamen Händen legen. Im Kulturzentrum am Giesinger Bahnhof erhielt sie im Beisein vieler Freunde und Wegbegleiter den »Giesinger Bürgerpreis«.

Alle zwei Jahre verleiht der Verein »Freunde Giesings« diese ehrende Anerkennung für besonderes bürgerschaftliches Engagement. Renate Werner ist die insgesamt dritte Trägerin der Auszeichnung. Herausragendes Beispiel für dieses Engagement im eigenen Umfeld war die Giesinger »Mutter Courage« Carla Obermüller. Sie wurde für ihr beherztes Eintreten in Sachen Pflegenotstand oder für eine bessere Wohnsituation alter Menschen in Giesing bekannt. Mit dem Giesinger Bürgerpreis wird deshalb in ehrendem Angedenken auch die Carla-Obermüller-Stele verliehen. Der Preis ist zudem mit 500 Euro dotiert. »Wir haben eine gute Wahl getroffen«, freute sich Horst Walter in seiner Funktion als Vorsitzender des Vereins in seiner Laudatio. Nach einer zweimonatigen Ausschreibung für den Preis, hatte sich die Jury des 1979 gegründeten Vereins klar auf Renate Werner verständigt. In der Tat eine gute Wahl: Seit einem Vierteljahrhundert strickt die vitale Dame, was das Zeug hält. Schließlich hat und hatte sie stets höhere Ziele. Mit den Erlösen hat sie über die Jahre maßgeblich dazu beigetragen, die Krankenversorgung im Haunerschen Kinderspital zu verbessern. »Es konnten so auch Schwestern beschäftigt werden, die im Etat der Klinik nicht vorgesehen waren«, freut sie sich in der Rückschau. Vor allem hat sie mit ihren Finanzmitteln auch dazu beigetragen, dass Wohnungen im Klinikumfeld angemietet werden konnten. Eltern erkrankter Kinder ist es so möglich, während der Behandlung und Therapie ihrer Kleinen in deren Umgebung wohnen zu können.

Seit langer Zeit engagiert sich Werner bei »Intern 3« – jenem Zusammenschluss von Angehörigen, die es sich auf die Fahnen geschrieben haben, die Patientenversorgung im »Haunerschen« zu verbessern. Dadurch konnte auf der Krebsstation auch die Bettenzahl erhöht werden. Renate Werner ist darüber hinaus auch im familiären Sinne eng mit der Klinik und dem dortigen Wirken verbunden. Ihr eigener Enkel David war 1982 an Leukämie erkrankt und verbrachte insgesamt eineinhalb Jahre auf der Krebsstation. David konnte nicht gerettet werden, doch für die Großmutter war der Tod ihres Enkels dennoch eine Initialzündung. Werner wurde in der Folge in Giesing fast so etwas wie ein vorweihnachtlich beständiges Wahrzeichen im oft hektischen Vorweihnachtsgetriebe. »Am Alpenplatz war ich mit meinem Stand, aber auch in Haidhausen, in der Lincolnstraße und vor allem am Tegernseer Platz – als dieser noch aussah wie die Giesinger Mitte. Den erkennt man ja heute gar nicht mehr mit den vielen Umbauten«, blickt sie auch mit ein bisschen Wehmut ­zurück. Der winterlichen ­Kälte trotzte sie standhaft – erst in späteren Jahren wechselte sie von draußen nach drinnen, fand für ihren Strick-Stand Plätze in der Post am Tegernseer Platz, im SPD-Bürgerbüro in der ­Gietlstraße oder zuletzt noch einmal bei Hertie. »Tja, aber der ist ja nun abgerissen worden«, betont sie bedauernd.

Damit entsteht für die frisch gekürte Bürgerpreis-Trägerin ein Raumproblem. »Ich habe für heuer noch keinen Platz für meinen Stand«, hadert Werner aufgrund mangelnder Angebote. »Die Zeit drängt – gerade wegen der Kinder im Haunerschen«, hofft sie kurz vor dem ersten Advent doch noch auf eine Wende. Vor allem in Form von Geschäftsleuten, die von ihrer Not hören und ihr helfen wollen. »Zentral und gut erreichbar müsste auch der neue Standort halt wieder sein – ich brauche ja nur ein paar Quadratmeter«, hofft Werner auf positive Reaktionen. Bremsen lässt sich eine Renate Werner in ihrem Engagement durch nichts und niemanden. Nur einen Platz bräuchte sie, um segensreich wirken zu können. Das ist für Renate Werner noch viel wichtiger als der Bürgerpreis. Wer Renate Werner helfen möchte, erreicht sie unter Tel. 6 92 67 79. Harald Hettich

Artikel vom 22.11.2011
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