Offene Ganztagsschule in Ebersberg eingeweiht

Ebersberg · „Operation“ erfolgreich

Bürgermeister Walter Brilmayer (rechts) gratulierte Rektor Alexander Bär zum gelungenen Umbau und schenkte den Kindern eine Spielesammlung, die Johanna in Vertretung aller annahm.	Foto: Sybille Föll

Bürgermeister Walter Brilmayer (rechts) gratulierte Rektor Alexander Bär zum gelungenen Umbau und schenkte den Kindern eine Spielesammlung, die Johanna in Vertretung aller annahm. Foto: Sybille Föll

Ebersberg · Für 15 Millionen Euro lässt die Stadt Ebersberg derzeit das Schulzentrum an der Baldestraße umbauen und sanieren, am vergangenen Samstag konnte nun der erste, fertiggestellte Teil eingeweiht werden: die Offene Ganztagsschule. Eine Wand wurde herausgenommen, somit wurde das ehemalige Schülercafé, in dem bisher die Schülerbetreuung stattgefunden hatte, auf rund 300 Quadratmeter erweitert.

Aufgeteilt in einen Essensbereich mit großer Küchenzeile sowie einen Aufenthaltsraum bietet die Offene Ganztagsschule nun genügend Platz für die 50 angemeldeten Schüler der Mittelschule. „Es ist toll, was hier entstanden ist“, freut sich Jugendpfleger Peter Hölzer. „Es ist jetzt viel heller und freundlicher“. 29 Kinder der fünften bis zehnten Klasse kommen jeden Tag von Montag bis Donnerstag, der Rest nur an zwei oder drei Tagen. Denn im Gegensatz zur Gebundenen Ganztagsschule kann das Betreuungsangebot freiwillig in Anspruch genommen werden. Das Essen zahlen die Eltern, die Kosten für die Betreuer das Kultusministerium. Drei sind es in der Baldestraße: Eva Wieser, Doris Wille und Ulrike Markert. Unterstützt werden sie von Ehrenamtlichen wie der 14-jährigen Alexandra Häußler, dem 18-jährigen Stefan Mixer und dem Ruheständler Wolfgang Preidel. „Weitere Helfer sind willkommen“ sagt Preidel. „Die Schüler kommen nach Unterrichtsschluss um 13.05 Uhr, dann ist eine Stunde Zeit für das Essen. Anschließend machen sie – aufgeteilt in drei Gruppen – in den Klassenzimmern Hausaufgaben. Wer es in einer Stunde schafft, geht wieder in den Aufenthaltsraum zum Spielen oder in die Turnhalle“, schildert Stefan Mixer den Tagesablauf. Ein „besonders ausgeklügeltes pädagogisches Konzept“ gibt es bei der Ganztagsschule laut Rektor Alexander Bär nicht, „aber das Besondere bei uns ist, dass es eine enge ­Zusammenarbeit zwischen den Betreuern und den Lehrkräften gibt“.

Dieser Austausch sei wichtig, damit individuell auf die Kinder eingegangen werden kann – „und das ist wohl auch der Grund, wieso bei uns die Nachfrage steigt“, erklärt Bär. Vor drei Jahren, zeitgleich mit dem Eintritt der Volksschule in den Verbund „Mittelschule“, startete die Offene Ganztagsschule mit damals 20 Schülern. Die Umsetzung der neuen Offenen Ganztagsschule ist für alle Beteiligten nicht so leicht gewesen. „Man könnte es mit einer Operation am offenen Herzen vergleichen“, sagte Bürgermeister Walter Brilmayer in seiner Eröffnungsansprache. Die Bauarbeiten waren zwar weitestgehend in den Sommerferien durchgeführt worden, aber auch darüber hinaus. Und sie werden weiter gehen: Gleichzeitig mit der Offenen Ganztagsschule startete die Erweiterung des Verwaltungstraktes, der Neubau von vier Klassenzimmern an der Westseite des Hauptbaus, der Austausch der Heizungsanlage, der Aufbau eines Aufzuges, und die Modernisierung der Sanitär- und Elektrikbereiche. Bis Januar 2012 laufen in erster Linie Maßnahmen im Außenbereich der Schule, die vorwiegend nachmittags und abends durchgeführt werden, daneben der Aufbau der modernen Heizungsanlage, so dass das Blockheizkraftwerk spätestens im Frühjahr 2012 seinen Betrieb aufnehmen kann. Im zweiten Halbjahr steht die energetische Sanierung des Altbaus an. In Blöcken zu je sechs bis sieben Wochen werden in den drei Etagen Fenster und Heizkörper ausgetauscht sowie eine neue Belüftungsanlage eingebaut. Die drei Klassen jeder Etage werden so lange in die bis dahin fertiggestellten Klassenzimmer auf der Westseite des Hauptbaus umziehen. In den Sommerferien 2012 erfolgen dann erste Arbeiten in Sachen Wärmedämmung an der Fassade und die Komplettrenovierung der Sanitäranlagen im Haupthaus.

„Es ist das größte Projekt seit Eröffnung der Schule vor 40 Jahren“, sagte Brilmayer. Derzeit könne man fast von einer „Bildungsoffensive Ebersberg“ sprechen, denn auch an dem neu gebauten katholischen Kindergarten St. Benedikt beteiligte sich die Stadt mit einer Million Euro (Gesamtkosten: 2,3 Millionen), und die neue Krippe im Familienzentrum, die am 8. Dezember eröffnet wird, kostete die Stadt 1,5 Millionen Euro. Seit 2002 ist das Bayerische Kultusministerium um einen flächendeckenden Ausbau von Gebundenen Ganztagsschulen bemüht. Der Unterschied zur Offenen Ganztagsschule ist, dass der Unterricht rhythmisiert über den ganzen Tag verteilt stattfindet, was der Bayerische Lehrer- und Lehrerinnenverband (BLLV) als pädagogisch sinnvoller erachtet. Bisher haben nach einer Statistik des BLLV jedoch nur 20,7 Prozent aller bayerischen Schulen Gebundene Ganztagsklassen und die decken – so die Kritik des BLLV – nicht den Bedarf. Außerdem seien die eingesetzten Lehrkräfte oft nicht qualifiziert genug. Zum Schuljahr 2010/2011 hatte das Ministerium weitere 198 Ganztagszüge, 368 offene Ganztagsgruppen und 373 Gruppen der Mittagsbetreuung genehmigt, an den staatlichen Schulen wurde damit die Anzahl der gebundenen Ganztagszüge um 25 Prozent von 785 auf 983 erweitert. Im Landkreis Ebersberg gibt es Gebundene Ganztagsklassen bisher nur in Markt Schwaben (Volksschule), Vaterstetten (Humboldt-Gymnasium, Volksschule an der Gluckstraße) und Poing (Grundschule an der Karl Sittler Straße, Hauptschule und Förderschule).

Artikel vom 18.11.2011
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