CSU beklagt Brandschutzmängel der »Kammerspiele«

Zentrum · Alle Fragen offen?

CSU-Stadtrat Quaas hält die fehlenden Brandschutzkontrollen für »Schlamperei«. Laut der Branddirektion hat aber »keine konkrete Gefahr« bestanden. 	Fotos: scy

CSU-Stadtrat Quaas hält die fehlenden Brandschutzkontrollen für »Schlamperei«. Laut der Branddirektion hat aber »keine konkrete Gefahr« bestanden. Fotos: scy

Zentrum · Vorhang auf für einen empörten CSU-Politiker. Richard Quaas spricht von einer unentschuldbaren Schlamperei, ja von einem Skandal. Der Grund: In den Kammerspielen an der Maximilianstraße und dem dazu gehörigen Lokal »Blaues Haus« gab es laut eines aktuellen Revisionsberichts gravierende Mängel beim Brandschutz – und zwar über mehrere Jahre.

So wurde 2006 festgestellt, dass 69 Prozent der Anlagen mangelhaft seien, bei einer erneuten Prüfung drei Jahre später waren es immer noch beachtliche 55 Prozent. So stimmte beispielsweise die Einbauart der Brandschutzklappen nicht, entsprechende Halterungen waren unzulässig oder erst gar nicht vorhanden und an einigen Stellen war die Ummantelung der Lüftungsanlagen nicht feuerbeständig. »Die Probleme waren also lange bekannt. Und die Stadt hat nichts dagegen unternommen«, wettert der Fraktionsvize und CSU-Kultursprecher. »Es ist unfassbar, was hier passiert ist. An einem Ort, der als kulturelles Zentrum regelmäßig eine große Anzahl von Menschen anzieht, ist das unverantwortlich. Man mag sich gar nicht ausmalen, was im Notfall geschehen wäre.«

Dass die Angelegenheit so lange unter den Tisch gekehrt wurde, kann sich Quaas nicht erklären. Die CSU habe erst vor etwa fünf Wochen von den Brandschutzmängeln durch den Revisionsbericht erfahren. Dort heißt es unter anderem, dass die Brandschutzmängel an den Kammerspielen ein »erhebliches Gefahrenpotential« darstellen. Doch das soll inzwischen Vergangenheit sein. Laut Jennifer Becker, Sprecherin des Kulturreferats, habe man die Sache heute wie damals im Griff: »Es besteht keine Gefahr durch Brandschutzmängel an den Kammerspielen – weder für das Publikum, noch für die Beschäftigten.« Die Brandschutzmängel, die an den Kammerspielen bei einer Überprüfung durch die stadtinterne Revision beanstandet worden waren, bestünden zwischenzeitlich nicht mehr. »Ein Großteil der Mängel war bereits im Frühjahr dieses Jahres, parallel zur Prüfung durch das stadtinterne Revisionsamt, behoben worden. Die Branddirektion war in die Maßnahmen einbezogen«, so Becker weiter. Auch der Geschäftsführer der Kammerspiele, Oliver Beckmann, bestätigt: »Wir haben schnellstmöglich gehandelt, um alles abzuarbeiten.« Nach Einschätzung Beckmanns habe zu keinem Zeitpunkt eine Gefahr für die Zuschauer bestanden. »Die Sicherheit unserer Besucher hat oberste Priorität«, so Beckmann.

Er räumt je­doch ein: »In der Vergangenheit ist sicher nicht alles glatt gelaufen.« Ein Verantwortlicher ist dennoch nicht auszumachen. Noch nicht. Doch die Rathaus-CSU verlangt unbedingt nach Aufklärung »dieser Schlampereien«, und zwar so schnell wie möglich.

Ude soll Auskunft geben

In einem noch unbeantworteten Schreiben der CSU vom 4. November an Oberbürgermeister Christian Ude werden unter anderem die Antworten auf folgende Fragen eingefordert: Warum wurden die Mängel, welche im Jahre 2006 im Prüfbericht festgestellt wurden, bis zum Jahre 2009 nicht abgestellt? Wie kam es zu den gravierenden Mängeln bei den Raumlufttechnischen Anlagen, insbesondere bei den Brandschutzklappen und der Ummantelung? Wer hat die ausgeführten Arbeiten abgenommen und trägt dafür die Verantwortung? Wer trägt die Kosten für die Beseitigung der Mängel? Auch ein wichtiger Punkt: Laut Revisionsbericht stamme eine »Vielzahl an Mängeln« aus der Zeit vor 2004 – damals war das Baureferat noch für die städtische Spielstätte verantwortlich, die komplette Sanierung der Kammerspiele erfolgte im Jahre 2003.

»Uns stellt sich deshalb auch die Frage, welche Mängel aus der Zeit vor der Übergabe durch das Baureferat stammen und ob das Baureferat zum Übergabezeitpunkt Kenntnis von den Mängeln hatte«, so Quaas. »Es kann doch nicht sein, dass die Mängel nicht bei der Abnahme schon erkannt wurden.« Wie schätzt die städtische Branddirektion die Lage inzwischen ein? »Uns waren die beschriebenen Mängel seit August 2011 bekannt«, sagt Brandrat Hans Schwendemann. »Es bestand aus brandschutztechnischer Sicht keine konkrete Gefahr, eine umgehende Mängelbeseitigung war aber erforderlich.« Eine sofortige Einstellung des Spielbetriebs aber sei zu keinem Zeitpunkt erforderlich gewesen. Und auch aktuell darf sich der Besucher weiterhin sicher fühlen. »Die Mängel sind derzeit nach meinem Kenntnisstand weitgehend abgestellt«, so Schwendemann.

Trotz Bericht »Sache nicht erledigt«

Ein Abschlussbericht werde in den kommenden Tagen erwartet. »Damit ist die Sache aber nicht erledigt«, kündigt Quaas an. »Ich werde keine Ruhe geben, bis die Angelegenheit in allen Details geklärt ist.« Klingt wie das Ende eines Theaterstücks von Bertolt Brecht. Dort heißt es: »Wir stehen selbst enttäuscht und sehn betroffen den Vorhang zu und alle Fragen offen.« Sylvie-Sophie Schindler

Artikel vom 15.11.2011
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