Jubiläum: Tafel versorgt Bedürftige seit fünf Jahren mit Lebensmitteln

Freimann · Heiß begehrter Markt

Die Freimanner Tafel hat viele ehrenamtliche Helfer, Katerina Christodoulidou (vorne rechts) leitet sie an.	Foto: Wally Schmidt

Die Freimanner Tafel hat viele ehrenamtliche Helfer, Katerina Christodoulidou (vorne rechts) leitet sie an. Foto: Wally Schmidt

Freimann · Jeden Freitagmittag herrscht auf dem Kirchplatz der katholischen Pfarrei St. Katharina an der Pferggasse 6 ein wenig Marktatmosphäre.

An einer Ecke steht der »Kartoffelmann«, an einer anderen die »Feinkostfrau«, wieder woanders stehen zwei »Obstfrauen«, der »Gemüsemann«, die »Brotfrau« und die »Jogi-Frau«. Bei ihr gibt es Joghurt, Milch, Säfte, Fruchtbuttermilch – aber nicht immer. Das hängt davon ab, was der Klein-Transporter gerade so mitbringt und der Verein »Münchner Tafel« organisieren konnte. Jeden Freitag kommt das Fahrzeug, bis oben gefüllt, nach Freimann, jedes Mal sind andere Lebensmittel drin. Sie werden an bedürftige Freimanner Bürger durch die ehrenamtlichen Helfer der Freimanner Tafel verteilt. Die feiert am Freitag, 25. November, ihr fünfjähriges Bestehen.

Rund 300 Personen – von der alleinstehenden Frau bis zur Familie mit acht Kindern – werden derzeit kostenlos mit frischen Lebensmitteln versorgt. Denn dazu reicht das Geld oft nicht. Alle Besucher der Tafel sind registriert, »es gibt derzeit noch freie Plätze«, kann die Tafel-Leiterin Katerina Christodoulidou vermelden. Die Bedürftigkeit muss nachgewiesen werden, etwa durch den Grundsicherungsbescheid. Dann bekommt der Betroffene von der Freimanner Tafel einen Ausweis mit einer Nummer. Er gilt ein Jahr, danach muss die Bedürftigkeit wieder nachgewiesen werden. So kennen die Tafel-Leiterin und ihr 15-köpfiges Team aus ehrenamtlichen Helfern jeden Besucher. Bevor die Bürger kommen, haben die Helfer schon Schwerstarbeit geleistet, die Lebensmittel aus dem Klein-Transporter ausgeladen und auf dem Kirchplatz verteilt. Dann ziehen die Ehrenamtlichen Schürzen an und stülpen Einweghandschuhe über, das ist vorgeschrieben.

Nach einer halben Stunde Vorbereitung kann die Verteilung der Lebensmittel losgehen. Das geschieht nach einem genauen System: Es werden nicht etwa Namen aufgerufen, sondern lediglich Nummern. Es ist die, die auf jedem der 120 Ausweise steht, die jeder Haushalt bekommt. Jeden Freitag beginnt es mit einer anderen Nummer. »Denn die ersten in der Reihe haben die ganze Auswahl an Lebensmitteln«, erläutert die Tafel-Leiterin. Deshalb mischt sie jede Woche durch, es ist ein rollierendes Verfahren, auf diese Weise ist jeder einmal der erste und der letzte in der Reihe. »Es kommen aber immer alle dran und die Ware reicht bis zum Schluss, auch der Letzte in der Reihe kriegt etwas«, versichert die Organisatorin und Gründerin der Freimanner Tafel. Mal ist noch jede Menge Joghurt da, wie zum Beispiel am vergangenen Freitag.

Brot und Kartoffeln sind immer bis zuletzt da. Schließlich sind das die Grundnahrungsmittel. Wer wie viel bekommt, das bestimmt aber nicht der Besucher, sondern der Kartoffelmann. Der Single-Frau gibt er natürlich viel weniger als einer großen Familie. Der zweitwichtigste Stand, das ist der des Feinkostmannes. Da gibt es Käse, Wurst, Eier, Butter und abgepacktes Essen wie belegte Sandwiches – und ganz selten Schokolade. Letztere nur nach Weihnachten und Ostern, also etwa überschüssige Nikoläuse und Osterhasen – manchmal erst zwei Monate nach den Feiertagen. »Unter dem Jahr bekommen wir Schokolade sehr selten, Butter auch nicht jede Woche«, seufzt Christodoulidou.

Am letzten Stand – dem sechsten – steht die Brotfrau. Auch sie ist sehr gefragt. Sie hat eigentlich immer viele Brotsorten: Weiß-, Misch- und Vollkornbrot, Baguette. »Toastbrot und geschnittenes Brot gehen am schnellsten weg, auch Semmeln. Fast alle Leute fragen nach Süßem, nach Kuchen und Plundergebäck. Aber das gibt es nie.« Kein Wunder, dass Süßes so gefragt ist, sind doch unter den 300 versorgten Personen 150 Kinder.

»Es wirkt hier wie ein Marktplatz. Die Atmosphäre ist sehr angenehm«, resümiert Christodoulidou. Sie ist Mitarbeiterin im Caritas-Zentrum München-Nord im Neubauviertel Nordhaide am Hildegard-von-Bingen-Anger 1-3 und initiierte und organisierte vor gut fünf Jahren die Freimanner Tafel, weil die Nachfrage schon damals groß gewesen sei. Das hat sich auch nicht geändert, ganz im Gegenteil, das Interesse sei in den vergangenen Jahren noch gestiegen. Deswegen werden auch weitere ehrenamtliche Helfer gesucht. Nähere Informationen über die Tafel gibt es unter Tel. 31 60 63 10. W. Schmidt

Artikel vom 15.11.2011
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