Dachauer Gedächtnisbuch in Grafing zu sehen

Grafing · Namen statt Nummern

Grafing · Unter dem Titel »Namen statt Nummern« ist das Dachauer Gedächtnisbuch im Rahmen einer Wanderausstellung vom 6. bis 16. November in Grafing zu sehen. Auf insgesamt 38 großformatigen Bannern wird das Schicksal von Dachauer Häftlingen dargestellt.

Die Banner sind auf die verschiedenen Ausstellungsorte verteilt. Dazu gehören die Auferstehungskirche, die Pfarrkirche St. Ägidius, die Stadtbücherei, das Gymnasium Grafing, die Georg-Huber Hauptschule und das Museum der Stadt Grafing. „Die Grundidee des Gedächtnisbuches ist, die Namen hinter den Nummern sichtbar zu machen; einen Häftling aus der anonymen Masse herauszuheben und ihm seine Individualität zurückzugeben“, sagt Klaus Schultz.

Er ist Diakon der Evangelischen Versöhnungskirche in der KZ-Gedenkstätte Dachau und Mitglied des Gedächtnisbuch-Trägerkreises. Über 200.000 Häftlinge wurden von 1933 bis 1945 in das Konzentrationslager Dachau verschleppt. Das KZ-Dachau galt den Nationalsozialisten als Grundmodell für über 2.000 KZs in Europa. Die ersten Häftlinge waren politische Gegner der Nationalsozialisten: Kommunisten, Sozialdemokraten, Gewerkschaftler, einige Politiker der bürgerlichen Parteien und Monarchisten. Später kamen Juden, Geistliche, »Zigeuner«, Homosexuelle, sogenannte Asoziale und Kriminelle hinzu. Während des Krieges stammte die Mehrzahl der Häftlinge aus den besetzten Ländern. Eine einzige kritische Äußerung oder die Zugehörigkeit zu einer verfolgten Minderheit genügte, um ins KZ zu kommen. Für sehr viele Menschen bedeutete dies das Todesurteil.

Klaus Schultz und Uwe Neirich, ehemals pädagogischer Mitarbeiter des Fördervereins für Internationale Jugendbegegnung, kannten beide das Gedenkbuch in der Alten Synagoge in Essen. 1997 überlegten sie, auch in Dachau ein ähnliches Projekt zu verwirklichen. 1999 ließ sich die Idee mithilfe eines Trägerkreises realisieren.

Das Gedächtnisbuch ist eine fortlaufend erweiterte Sammlung von Biographien ehemaliger Häftlinge des KZ Dachau. Seit 1999 wurden über 120 Biographien in verschiedenen Sprachen erstellt. Schüler, Studenten, interessierte Erwachsene sowie Verwandte der ehemaligen Häftlinge wollen an deren persönliche Schicksale erinnern und sich aktiv mit der Geschichte des Nationalsozialismus auseinandersetzen.

Mit Hilfe der Projektbetreuer nehmen die Teilnehmer Kontakt zu Überlebenden oder Angehörigen der ehemaligen Häftlinge auf, führen mit diesen ein Interview, recherchieren in Büchern und Archiven, werten die gesammelten Quellen aus und schreiben schließlich eine Biographie, die sie ganz individuell mit unterschiedlichem Bildmaterial gestalten.

Artikel vom 29.10.2011
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